Auf den Spuren des Salzes durchs Berchtesgadener Land

Es ist dämmrig. Manchmal sind die eigenen Schritte auf Carrara-Marmor zu hören, manchmal wird jedes Geräusch vom Rauschen des Wassers übertönt. Je nachdem wo man sich gerade befindet im 3,4 Kilometer langen Stollennetz, das sich wie ein Labyrinth 120 Meter tief unter den Häusern der Stadt verzweigt. Die Alte Saline, ein Prachtbau des bayerischen Königs Ludwig I., bildet den Zugang zu den unterirdischen Sole-Quellen, die Bad Reichenhall einst ungeahnten Reichtum bescherten.

Bereits vor 4000 Jahren siedeten die Menschen die Sole, die damals noch aus überirdischen Quellen sprudelte, und gewannen so das „weiße Gold", den bis in die Neuzeit hinein einzigen verfügbaren Konservierungsstoff. Im 12. Jahrhundert wurde der erste Brunnen am Gruttenstein gegraben und man begann, die Solequellen vor der Vermischung mit Süßwasser zu schützen. So ist ein ausgeklügeltes Tunnelsystem in Bad Reichenhalls Unterwelt entstanden und der Grabenbach, ein rauschender Fluss, der das Süßwasser aus dem salzigen Herzen der Stadt in die Saalach leitet.

Den größten Reichtum häufte das „Dubai des Mittelalters" im 12. Jahrhundert durch das Salz-Monopol für die Ostalpen und weite Teile Mitteleuropas an. „Das war der absolute Höhepunkt in der Stadtgeschichte", so Archivar Dr. Johannes Lang, der kürzlich die Historie aufarbeitete. Noch zu Ludwigs Zeiten stammte ein Drittel der Staatseinnahmen aus dem Salzverkauf, was erklärt, warum der König die Quellen seiner Einkünfte unterirdisch mit Carrara-Marmor veredeln ließ.

Bis heute werden täglich 700.000 Liter Sole aus dem Erdreich gepumpt. Aus dem Großteil wird Bad Reichenhaller Markensalz, der Rest fließt direkt in Bäder- und Kureinrichtungen. Dass sich Bad Reichenhall zu einem renommierten Kurort entwickelt hat, in dem Gäste urbanes Flair inmitten alpenländischer Natur genießen können, ist Ludwigs Sohn zu verdanken: Bayernkönig Max II. weilte hier 1848 zur Kur, machte den Ort als Trendsetter für den Adel salonfähig und legte den Grundstein für die spätere Entwicklung zum Bayerischen Staatsbad mit Spielcasino und eigenem Symphonie-Orchester.

Wer heute durch Bad Reichenhall schlendert, vorbei an den Gründerzeitvillen und durch den Königlichen Kurpark mit seinen prächtigen Bauten, kann sich leicht vorstellen, wie die feine Gesellschaft hier einst die Sommerfrische genoss. Während das Kurmittelhaus der Moderne höchsten Therapiestandard in historischen Gemäuern bietet, ist das Gradierhaus nach wie vor ein beeindruckendes Freiluftinhalatorium. Die Sole rieselt über eine Wand aus Schwarzdornbüschen, an denen die Salzwasser-kristalle millionenfach hängen bleiben, wodurch sich die gesunde Bergluft in eine frische Meeresbrise verwandelt.

Aber nicht nur beim Einatmen, auch beim Baden, Inhalieren, Trinken und Spülen offenbart die an Mineralien und Spurenelementen reiche Alpensole, in der die Schätze des 250 Millionen Jahre alten Urmeeres gebunden sind, ihre positive Wirkung. Neurodermitis und Allergien werden ebenso behandelt wie Rheuma, Erkrankungen der Atemwege, Schlafstörungen und Depressionen. Besonderer Tipp für alle, die sich in exklusivem Ambiente eine Auszeit gönnen möchten, ist die Rupertus Therme mit ihren vielfältigen Wohlfühl- und Therapieangeboten, die in Bad Reichenhall als erstem „Alpine Wellness"-Ort Deutschlands neue Maßstäbe setzt.

Im benachbarten Berchtesgaden können Besucher gesunde Meeresluft in der Tiefe des Berges schnuppern - im einzigen Salzheilstollen Europas. Mit der Grubenbahn einfahren, unten Pantoffeln anziehen, sich in warme Decken gehüllt auf die Liege kuscheln, dann einfach Abschalten. Was im stillen Bauch des Berges besonders gut gelingt. Wer bei den zweistündigen Tages-Einfahrten auf den Geschmack gekommen ist, kann sich auch zur Übernachtung anmelden, um am nächsten Morgen wie neu geboren aufzuwachen.

Gleich neben dem Salzheilstollen startet die SalzZeitReise, auf der Urlauber interessante Details über die Gewinnung des „weißen Goldes" erfahren, das hier - anders als in Bad Reichenhall - aus dem Fels gelöst wird. Unsichtbar bleiben dabei die Männer im aktiven Teil des Bergwerks, der sich nur wenige Stollenmeter entfernt befindet.

Während in Berchtesgaden nach wie vor unter Tage gearbeitet wird, um gelöstes Steinsalz zu gewinnen, drehen sich die beiden 15 Tonnen schweren Räder der Alten Saline in Bad Reichenhall von selbst. Seit 1838 schöpfen sie die Natursole aus der Tiefe. „Und zwar an 352 Tagen für 24 Stunden", wie Brunnwart Alfons Brümmer betont.

Übrigens
Wer sich die Alte Saline anschauen und dabei nicht nur nebenbei etwas für seine Gesundheit tun möchte, kann beim Solequellentraining mitmachen. Unter Anleitung eines Physiotherapeuten lernen die Teilnehmer, wie sie durch richtiges Atmen ihre Leistungsfähigkeit steigern können, während sie durch die langen Gänge wandern und in der imposanten Grotte mit der salzigen Luft zugleich den Hauch der Geschichte atmen.

Quelle: Berchtesgadener Land Tourismus GmbH