Auf Erkundungstour durch Murnau
Federblumen, Hinterglasmalerei, Lebzelterei und wie man diese handgefertigten, schönen Dinge an den Mann bringt, damit kannten sich die Murnauer bereits im 18. Jahrhundert aus. Noch heute arbeiten im lebendigen Markt am Staffelsee findige Menschen, die sich ganz der Handarbeit verschrieben haben und wissen, was den Zeitgeist trifft. So können dem Murnau-Besucher an nur einem Tag ein Hutmacher, ein Chocolatier und ein Kaffeeröster begegnen, die mehr gemein haben, als es auf den ersten Blick scheint.
Leonhard Wolf, gelernter Schreiner, hat schon als Kind Hüte für seine Puppen hergestellt. Antrieb und Ideal war von Anfang an die alte Werdenfelser Form, die heute niemand mehr herstellt. Die Passion für Hüte hat Leonhard Wolf sein Leben lang begleitet. In der Familie waren sie immer schon „ganz extreme Trachtler“, lange, bevor Dirndl, Lederhos‘n und eben Hüte wieder en vogue kamen. Doch hat es Jahre gedauert, bis Wolf die Anstellung in einer Schreinerei kündigte und sich mit der „Huadmacherei“ selbstständig machte.
Tradition, Handwerk, Qualität – auch das Erfolgsrezept der Schokoladenmanufaktur Murnau besteht aus diesen drei Ingredienzien. Die Brüder Mike und Max Krönner, die 2015 das alte Bauernhaus in der Seidlstraße gekauft und um einen gläsernen Anbau für die Produktion erweitert haben, sind zwar noch keine 30. Doch die Familientradition – die Herstellung feinster Torten, Tafeln, Pralinen und schokoladiger Verführungen aller Varianten – nahm vor genau einem Jahrhundert ihren Lauf: 1920 goss der Ururgroßvater die erste Schokolade in Form. Heute macht einen großen Teil der Produktion (acht Tonnen verarbeiteter Schokolade im Jahr) die Bruchschokolade aus. Wer wissen will, wie gut das Resultat einer so nachhaltigen Arbeit schmeckt, nimmt an einer der vielen Verkostungen teil, schaut mittwochs oder freitags bei Führungen den Patissiers über die Schulter oder setzt sich in den sonnigen Innenhof der Manufaktur.
Nur wenige Meter von der Schokoladenmanufaktur entfernt befindet sich die Murnauer Kaffeerösterei. Auch ideologisch liegen die Chocolatiers und der Kaffeesommelier Thomas Eckel nah beieinander. Vom Einkauf der Bohnen bei den Kaffeebauern als auch das Rösten der von Hand geernteten Bohnen geschieht so schonend wie möglich. In den informativen und unterhaltsamen Röstkursen, die Eckel, Deutschlands erster Kaffeegutachter, und sein Team regelmäßig anbieten, kommen Miniatur-Trommelröster zum Einsatz, die die Teilnehmer unermüdlich über der Glasflamme drehen. Den Selbstgerösteten dürfen die Gäste mit nach Hause nehmen, wo sie spätestens beim Aufbrühen wieder die Kaffeeplantagen mit den weißen Blüten und den roten Kirschen vor Augen haben, von denen der Kaffeeliebhaber Eckel so bildlich erzählen kann.
Wer wissen will, woraus sich die Liebe der Murnauer für alles, was selbst und gut gemacht ist, speist, der sollte durch Unter- und Obermarkt an den kleinen, inhabergeführten Läden vorbei ins Schloßmuseum spazieren und sich hier vor allem die Räume zum traditionellen Gewerbe und Hausgewerbe in Murnau anschauen. Kunstblumen aus gefärbten Gänsefedern, anspruchsvolle Hinterglasmalerei, in der sich später selbst die berühmte Expressionistin Gabriele Münter versuchen sollte, sowie Honigwein und Honigkuchen der Lebzelter zeugen vom handwerklichen Geschick der alten Murnauer Familien.
Quelle: Tourist Information Murnau