Aus der Niederlage einen Sieg gemacht - die Völklinger Hütte im Wandel
In der industriellen Blütezeit der Völklinger Hütte lag stets ein feiner Ruß über der Stadt. Und wer mit weißem Hemd das Haus verließ, konnte durchaus mit einem grauen nach Hause kommen. Heute besitzt Völklingen eine der bedeutendsten Weltkulturerbestätten der Industriekultur – die Völklinger Hütte. Sie ist weltweit das einzige Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung, das vollständig erhalten ist. 1994 wurde die Völklinger Hütte in der Nähe von Saarbrücken zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Der drohende Verfall konnte so abgewendet werden, das Gelände ist mittlerweile zu etwa 80 % restauriert.
Seitdem erwacht das Industriedenkmal zu neuem Leben. Es ist ein einzigartiger Ort der Industriekultur, wurde zum Drehort für den fünften Teil der "Wilden Kerle" und ist Schauplatz großer Ausstellungen wie der "UrbanArt Biennale®" oder "InkaGold". 7.000 Meter Besucherwege stehen den Besuchern offen: Sie führen tief hinein in die dunklen Gänge der Möllerhalle und bis in 45 Meter Höhe.
"Aus einer Niederlage haben wir einen Sieg gemacht", bringt Generaldirektor Meinrad Maria Grewenig die Geschichte der Völklinger Hütte auf den Punkt. In der Tat war vor 30 Jahren die Bestürzung groß, als das Eisenwerk am 4. Juli 1986 geschlossen werden musste. Eine weltweite Krise der Stahlindustrie bedeutete für die Roheisenphase der Völklinger Hütte das wirtschaftliche Aus.
Die Ernennung zum Weltkulturerbe kam gerade noch rechtzeitig, um den drohenden Verfall aufzuhalten. Zu Beginn mussten selbst die Denkmalpfleger davon ausgehen, dass das stillgelegte Bauwerk langfristig nicht zu retten sein würde. Das Schlagwort vom "kontrollierten Verfall" machte die Runde. Heute ist klar: Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte kann dauerhaft und für Generationen erhalten werden.
Zu den Pionierleistungen der Völklinger Hütte zählen der Erzschrägaufzug und die Sinteranlage. Über den Erzschrägaufzug wurden die Rohstoffe mit einer Hängebahn zur Gichtbühne in 32 Meter Höhe transportiert. Die Gichtbühne verbindet die sechs Hochöfen der Völklinger Hütte. Dieses Transportsystem ist eine der Besonderheiten des Völklinger Eisenwerks. Die Sinteranlage bot die Chance, Reststoffe des Verhüttungsprozesses wie Feinerz und Gichtstaub zu recyceln. In Völklingen entstand eine der modernsten und zur damaligen Zeit auch größten Sinteranlagen Europas.
In der Völklinger Hütte, wo einst Schornsteine qualmten und ohrenbetäubender Lärm den Arbeitsalltag bestimmte, finden heute Konzerte und hochkarätige Ausstellungen statt. Das Ausstellungsthema 2016 ist die Kultur des Buddhismus und das sie bestimmenden Bildnis des Buddha. Die Großausstellung "Buddha" (25. Juni 2016 bis 19. Februar 2017) in der Gebläsehalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte versammelt 232 hochkarätige Exponate aus zwei Jahrtausenden und lässt die Welt des Buddha und die damit verbundene Weltsicht lebendig werden. Meisterwerke buddhistischer Kunst aus der antiken Region Gandhara (im damaligen Nordwestindien) sowie aus Indien, China, Japan, Kambodscha, Thailand, Burma, Indonesien, Nepal und Tibet entwerfen die Kultursicht einer der ältesten Weltreligionen und das sie bestimmende Bildnis des Buddha. Für die Ausstellung "Buddha" öffnen einige der bedeutendsten Sammler rund um den Globus ihre Schatzkammern. Viele dieser Exponate werden zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Die Objekte stammen ausschließlich aus Privatsammlungen und waren in diesem Umfang noch nie zu sehen.
Zur Buddha-Ausstellung richtet das Weltkulturerbe Völklinger Hütte auf dem 600.000 Quadratmeter großen Gelände einen "Pfad der Erleuchtung" mit acht Meditationsstationen ein. In der Möllerhalle sind Fotografien des berühmten amerikanischen Magnum-Fotografen Steve McCurry zur Kultur des Buddhismus zu sehen, die er auf seinen zahlreichen Reisen nach Tibet, Indien, Sri Lanka, Myanmar, China, Japan, Thailand und Kambodscha aufgenommen hat. Zudem bietet das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ein umfassendes Begleitprogramm zur Ausstellung "Buddha" an.
Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte bewahrt das Erbe der Industrialisierung für die Menschheit. Und öffnet immer wieder ein Portal für die Begegnung mit anderen Kulturen. Mit der Ausstellung "Buddha" im Weltkulturerbe Völklinger Hütte trifft 2016 die westliche Industriekultur auf die östliche Kultur des Buddhismus.
Quelle: Weltkulturerbe Völklinger Hütte