Cloppenburg wird Mekka für Radsportfans
Eine Auswahl seltener Rennräder präsentiert der Sammler Wolfgang Hagemann noch bis zum 21. Mai 2017 in der Kunsthalle Cloppenburg. Die Ausstellung dokumentiert 100 Jahre Rennrad-Entwicklung. Das älteste Rad ist ein Rennhochrad aus dem Jahre 1895, das weltweit einzige mit Holzfelgen und Luftbereifung. Es wurde vom Museumsdorf Cloppenburg beigesteuert und war ein Gefährt für Betuchtere, ein Arbeiter hätte dafür mehrere Jahresgehälter auf den Tisch legen müssen. Aber auch das jüngste Exponat hat immer noch den Gegenwert eines Kleinwagens: Es ist ein Jubiläumsrad von „Bianchi” (1995) mit Carbon-Felge und einem Rahmen aus Titan. Nur 500 Stück wurden davon gebaut, alle durchnummeriert. Die Spezialanfertigung in der Ausstellung trägt die Nummer 129. Insgesamt sind 23 Räder zu sehen – etwa die Hälfte der Sammlung von Hagemann. All jene, die Rennräder lieber in Bewegung sehen, sollten sich den 20. Mai vormerken. Dann starten Dutzende Besitzer von Rennrad-Klassikern zu einer Rundfahrt durch das Oldenburger Münsterland, mit Stopps an der Thülsfelder Talsperre und auf dem Bernay-Platz in Cloppenburg. „Der Retter alter Rennradkunst”, so betitelte ZEIT ONLINE einen Bericht über Hagemann. Sein erstes Rennrad bekam der 55-jährige Werbetechniker vor 18 Jahren von einem ehemaligen Mitarbeiter der Firma Kalkhoff geschenkt. Hagemann nahm es komplett auseinander, schraubte, polierte. Dann war es „wieder fahrbereit, wie neu“. Und die Leidenschaft war geweckt, die Sammlung wuchs.
Heute besitzt er Räder, die mit großer Wahrscheinlichkeit auch bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen gerollt sind. Bei einem Rad ist sich Hagemann sicher, „dass es sich um die Maschine von Robert Lechner handelt: 1988, Olympische Spiele in Seoul, Bronzemedaille.“ Auf dem Rahmen steht ein bekannter Name: Eddy Merckx, einer der Größten im Radsport. Nach seiner aktiven Karriere baute er Rahmen für Rennräder, unter anderem für die Deutsche Nationalmannschaft (West). Daneben in friedlicher Koexistenz zwei Maschinen „für die absolute Elite der DDR”, mit einem sehr tief liegenden Lenker und einem Scheibenrad hinten. Ersonnen wurden diese Räder bei „Textima“, einem Kombinat für Textilmaschinen. Dort bekamen vier Techniker den Auftrag, Rennmaschinen für internationale Wettbewerbe zu bauen.
Zu sehen sind in der Ausstellung auch Räder von „Cinelli” und „Colnago”, klangvolle Namen in den Ohren von Radsportenthusiasten. Zum Beispiel ein „Cinelli Donna” – das einzige Damenrad in der Ausstellung sticht sofort ins Auge, dank eines Rahmens in pinkmetallic und der Felgen, Naben und Sattelstützen in blau. Zu den Unikaten zählt auch ein „Bianchi Folgore”, gebaut Anfang der 1930er Jahre: Es war eines der ersten Räder mit Gangschaltung, die Kette musste noch während der Fahrt gelockert werden.
Die Ausstellung in der Kunsthalle am Kulturbahnhof Cloppenburg ist donnerstags von 17 bis 21 Uhr und freitags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Wer mit Wolfgang Hagemann fachsimpeln möchte, sollte donnerstags kommen. Weitere Infos zur Ausstellung und zur Rennrad-Klassiker-Ausfahrt im Veranstaltungskalender unter www.oldenburger-muensterland.de.
Quelle: Verbund Oldenburger Münsterland e.V.