Das Tal der Tourengeher

Nein, sie haben nicht verschlafen. Sie haben einfach nicht mitgemacht, als ein Dorf nach dem anderen im Alpenraum damit begann, Liftanlagen zu bauen. Heute ist das Villgratental in Osttirol österreichweit das einzige mit meterhohem Schnee und gigantischen Bergriesen, aber ohne Skizirkus. „80 Prozent unserer Gäste sind Tourengeher“, berichtet Ossi Fürhapter, Geschäftsführer der Tourismusinformation Villgratental. Schon vor 30 Jahren, als Skibergsteigen noch lange nicht im Trend lag, zogen Pioniere hier ihren Brettern das Fell über die Ohren. Nach wie vor schätzen die Gäste im urigen Innervillgraten mit seinen 1000 Einwohnern und dem noch beschaulicheren Außervillgraten mit 860 Menschen die unvergleichliche Ruhe und Romantik und die exklusiven Berg- und Naturerlebnisse in der Abgeschiedenheit. Die 25 besten Routen sind im druckfrischen Skitourenführer auf 104 Seiten detailliert beschrieben. Das Büchlein, das zudem viele nützliche Tipps und Hinweise enthält, kostet 9 Euro.

„Die Orientierung ist eigentlich ganz einfach“, verrät Ossi Fürhapter, der das Terrain wie seine Westentasche kennt. Denn in der Regel sind es die Wanderschilder, die auch dem Tourengeher den Weg zum Ziel zeigen. Viele Routen im Villgratental bewegen sich zwischen 800 und 1000 Höhenmetern und weisen mittlere Schwierigkeitsgrade auf. Eine besonders schöne Einsteigertour ist die zum Gaishörndl (2615 m), das die Einheimischen übrigens gern abends bei Vollmond ansteuern. Von Kalkstein – einem Weiler, der zu Innervillgraten gehört – geht’s zunächst durch Lärchenwald sanft ansteigend über die Alfenalm bis zum Talschluss, dann weiter in Spitzkehren hinauf zum Gipfel, der nach etwa drei Stunden und rund 1000 Höhenmetern bezwungen ist. Eine herrliche Tiefschneeabfahrt führt hinab zum Ausgangspunkt und dem Gasthaus Badlalm. Hier trifft man sich, verzehrt Osttiroler Spezialitäten wie Schlipfkrapfen und fachsimpelt mit Wirt Walder Gebhard, einem passionierten Tourengeher mit dem gewissen Gespür für den Schnee.

Auch wenn Skibergsteiger oft Individualisten sind: „Aus Sicherheitsgründen sollte man nie allein aufbrechen“, betont Ossi Fürhapter und weist darauf hin, dass man im Villgratental bei Bedarf schnell Anschluss findet: „Bei uns ist alles noch überschaubar – Gleichgesinnte finden sich rasch.“ Absoluten Neulingen im Tal der Tourengeher empfiehlt der Geschäftsführer der Tourismusinformation einen Tag Guiding mit der Bergschule, um sich mit den Besonderheiten der Region vertraut zu machen.

Zu Fürhapters persönlichen Lieblingsbergen gehört das Rote Kinkele (2763 m), das Tourengeher in vier Stunden und nach 1270 Höhenmetern erreichen. Start ist am Anfang des Almtals in Innervillgraten. Über die Lüfter- und die Fürathöfe führt die Strecke zunächst durch Wald zur Kamelisenalm (1973 m). Bloß nicht den Spuren von Reh, Hase, Fuchs und Schneehuhn folgen – die wollen im Zweifel woanders hin -, sondern über die tief verschneiten Bergwiesen in Serpentinen weiter steil hinauf zum Roten Kinkele: „Der 360-Grad-Panoramablick über die Südtiroler Dolomiten, den Karnischen Kamm, die Glockner- und die Venedigergruppe ist unbeschreiblich“, schwärmt Fürhapter. Zwar trifft man überall in Osttirols Bergen Wildtiere, doch sensible Bereiche sind eigens als Schutzgebiete ausgewiesen. „Das wird auch von den Gästen respektiert“, freut sich der Experte.

Eine wirklich schwierige Tour ist die zum Gölbner (2943 m). Wer in Außervillgraten startet, muss 4,5 Stunden einkalkulieren und einen Höhenunterschied von 1450 Metern bewältigen – und wird auch hier nicht nur mit Tiefschneehängen der Extraklasse, sondern auch mit einem gigantischen Weitblick über die majestätischen Dreitausender belohnt. Anschließend lockt die Reiterstube mit einer herzhaften Brettljause. Auch den Pregler hat man sich verdient – den Vater aller Schnäpse, den die Osttiroler seit Jahrhunderten aus Birnen und Äpfeln brennen.

Weil man sich im Villgratental schon vor 30 Jahren für naturnahen Tourismus entschieden hat, könnten Gäste hier die Ruhe und Abgeschiedenheit genießen und in eine echte Bilderbuchkulisse eintauchen. Zum Konzept gehören auch kleine Vermieter statt großer Hotelketten, herzliches Gastgebertum und selbstverständlich die beste Infrastruktur für Tourengeher – von kostenlosen Parkplätzen an den Ausgangspunkten über gute Beschilderung bis hin zu ständig aktuellen Wetter- und Lawineninformationen. Weil viele Vermieter selbst auf Fellen die Gipfelwelt durchstreifen und sich bestens auskennen, tauscht man sich schon beim Frühstück aus. Und bei vielen Urlaubern reift irgendwann der Gedanke, es vielleicht auch einmal mit der talüberschreitenden 3- Tages-Tour zu versuchen: Einem Rundkurs, der das Villgraten- über das Defereggental in Osttirol mit dem Gsiesertal in Südtirol verbindet und stolze 3430 Höhenmeter aufweist.

Das ganz Osttirol ein Skitouren-Paradies ist, dafür sprechen die Skitourengebiete Kals am Großglockner, Matrei, das Virgental, St. Jakob im Defereggental und die Lienzer Dolomiten mit einzigartigen Ausblicken, besten Schneebedingungen und unbeschreiblichen Naturschauspielen.

Osttirol mit der Bezirkshauptstadt Lienz und 32 Gemeinden gliedert sich in vier Regionen: Die Nationalpark-Region Hohe Tauern und das Defereggental im Norden, die Lienzer Dolomiten im Südosten und das Hochpustertal im Südwesten. Staufreie und winterfeste Anfahrt über die Felbertauernstraße; Ski & Fly mit dem Airportshuttle vom Flughafen Klagenfurt bzw. Innsbruck nach Osttirol.

Quelle: Osttirol Werbung