Grenzstation zwischen den alten Ländern Oldenburg und Ostfriesland

Schanze Holtgast“ erhebt trotz neuem Schlagbaum keinen Zoll mehr von reisenden Oldenburgern und Ostfriesen! Jugendliche aus verschiedenen Ländern unseres „Erdballs“ schaffen Geschichtsbewusstsein mit „neuer“ Grenzstation zwischen den „alten“ Ländern Oldenburg und Ostfriesland.

Selbst für Einheimische in den Gemeinden Detern und Apen scheint es kaum bekannt zu sein, dass die Gaststätte „Zur Schanze“ in Holtgast, heute auch als „Biker-Motel“ bekannt, eine Grenz- und Zollstation war.

Über viele Jahrhunderte hinweg (ungefähr bis zum Beitritt des Landes Oldenburg zum Deutschen Zollverein – 1854) war es eine Zollstation und vorher eine militärische Schanze des Oldenburger Landes für die Festung Apen. In dem Streifen zwischen Detern und Holtgast befand sich die alte Landesgrenze des Großherzogtums Oldenburg und dem Fürstentum Ostfriesland.

Die Häuptlinge, so bezeichneten sich die Herrscher des ostfriesischen Adels, hatten oft Streit zum Grenzverlauf mit den Grafen und späteren Herzögen von Oldenburg. Viele Begegnungen hat es hier gegeben. Schöne und Unschöne wissen alte Geschichtsbücher zu berichten. Hermann Bürjes als Ortschronist aus dem ostfriesischen Detern hat viele Einzelheiten, auch Geschichten u.a. über einen Mordfall dazu zusammen getragen. Plünderungen und Brandschatzungen waren in den Flecken und Bauerndörfern der Kirchspiele neben den Hochwassern oft zu erdulden. Grenzverletzungen militärischer Art waren in dieser Region keine Seltenheit.

Das Wasser des Aper Tiefes, Deiche gab es kaum, verwandelte früher im Frühjahr und Herbst die Flächen um „Gut und Schanze Holtgast“ zu einem Meer. Eine Insel bildete dann der Holtgaster Busch mit der schmalen Landzunge des alten Heerweges. Hier wurden Reisende und Händler oft Tage wegen der Überschwemmungen „festgehalten“ und waren quasi zu Kost und Logis gezwungen. Dieser Umstand missfiel dem Erbpächter der Schanze und Schankwirtschaft natürlich nicht schlecht und bevor er mit seiner eigenen einzigen Fähre am Ort nach Detern übersetzte, ließ er die Leute für seinen Ertrag länger warten. Mitglieder des Freizeit- und Kulturkreis Bokel-Augustfehn mit dem 1. Vorsitzenden Karl-Heinz Matten hatten vor Jahren angeregt, sich mehr und mehr mit diesen Themen, wie z.B. dem Schmuggelpadd oder der Gaststätte zur Schanze beim Gut Holtgast zu beschäftigen.

Der Inhaber der Gaststätte Hans-Gerd Fischer war daher auch sehr davon angetan, als Bürgermeister Matthias Huber ihm vorschlug, mit Hilfe des Internationalen Jugendgemeinschaftsdienstes ein kleines Projekt zum Thema Grenze bei Holtgast auf den Weg zu bringen. In der Zeit vom 24.07. bis 15.08 fand im Seminarhaus Nordloh bei Arno Günther ein „Internationales Workcamp“ statt. Die Woche vom 10. bis 14.08. war für eine öffentliche Gemeinschaftsaufgabe angedacht. „Es konnte somit eine nachhaltige Idee für Touristen und geschichtsinteressierte Einheimische unserer Heimatforscher umgesetzt werden, die auf Heimatgeschichte und die historischen Begebenheiten der alten Landesgrenze aufmerksam machen.

„Die Besucher unserer Gemeinden Apen und Detern werden neugierig auf Geschichte gemacht und tauchen in längst vergangene Zeiten ein. Mittels kleiner Objekte, wie z.B. der Grenzhäuschen kann man auf Geschichtliches aufmerksam und neugierig machen“, so Bürgermeister Matthias Huber. „Dass es uns auch noch dank Arno und Silke Günther gelungen ist, 14 Jugendliche aus verschiedensten Ländern, wie zum Beispiel der Türkei, Weißrussland, Russland, Armenien oder Südkorea für die Umsetzung zu gewinnen ist umso erfreulicher“, meint der Bürgermeister. „Es handelt sich um ein Grenzprojekt aus der Zeit vor der Gründung eines einheitlichen Deutschlands und macht daher das Thema Grenze heute und morgen spannend und besonders interessant“, findet Carl Weber vom Freizeit- und Kulturkreis.

So haben verschiedene Jugendliche aus ihren Herkunftsländern aktuell massive Grenzerfahrungen wahrzunehmen, finden die Anwesenden. Diese, sicherlich nicht originalgetreue Nachbau, sondern vielmehr touristisch interessant hergerichtete Grenzstation kann nur an alte Grenzen erinnern. Vor einigen Jahrhunderten war Deutschland in viele Kleinstaaten aufgeteilt und die Menschen an den Grenzen jener Zeit hätten sicherlich kaum an ein einheitliches Deutschland, bzw. ein gemeinsames Europa gedacht. „Umso mehr eine gute Aktion, die auch in die heutige Zeit passt und man kann Parallelen ziehen“, verdeutlichte der Erste Gemeinderat Ralf Möhlmann von der Samtgemeinde Jümme. Neben dem Bauhof der Gemeinde Apen, unter der Leitung von Peter Rosendahl und Jörg Kleemann, haben die Gemeindejugendpflege und viele örtliche Firmen mit Material und Fachwissen den Bau der kleinen Wachhäuser mit Flaggenmast und Grenzbaum unterstützt.

Die Jugendpflege des Landkreises Ammerland hat die internationale Begegnung ebenfalls begleitet und unterstützen können.

Der besondere Dank geht dabei an die Firma von Ernst Grimm in Nordloh, Zimmerei Schnitger aus Nordloh-Kanal, FEPA Apen, Metallbau Kaput und das Bauunternehmen Borchers aus Augustfehn.

Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter der Adresse www.ostfriesland.de

Quelle: Ostfriesland Tourismus GmbH