Neue Ausstellung Federico von Rieger. Realismus und Einfühlung in Aschaffenburg

Der Maler und Zeichner Federico von Rieger (1903–1987), in Ingolstadt geboren, wuchs in Würzburg auf und wirkte dort nach seiner Münchner Akademiezeit. In Italien gelangte er seit den 1930er Jahren aufgrund seiner gegenständlichen und an der Technik der Alten Meister orientierten Kunst zu Ruhm und Ehren.

Verwandtschaftliche Beziehungen verbanden ihn zeitlebens mit Aschaffenburg. Hier verbrachte er seinen Lebensabend und starb 1987. Außerhalb Italiens befindet sich heute der größte Teil seines Werks in Aschaffenburger Privatbesitz. In Deutschland wird nun dieses umfangreiche Werk erstmals in angemessener Breite gezeigt. Ergänzt wird der gezeigte Bestand an Gemälden und teils großformatigen Zeichnungen durch zahlreiche Werke von privaten und öffentlichen Leihgebern, u. a. aus dem Stadtmuseum Ingolstadt, den Museen der Stadt Nürnberg (Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e.V.) und dem Museum im Kulturspeicher sowie der Universität in Würzburg.

Friedrich Rieger, in den 1960er Jahren in Italien geadelt, galt als ausgesprochen illustre und exaltierte Persönlichkeit. Sein Werk spiegelt diesen von Emotionalität und dem expressiven Ringen um die Fragen von Stil und Form geprägten Charakter wider. Rieger war zeitlebens ein glühender Verfechter des Realismus und der altmeisterlichen Techniken in der Kunst. Die Avantgarde Italiens schloss sich nach dem Zweiten Weltkrieg in sehr viel stärkerem Maße an die figurative Kunst der Neuen Sachlichkeit der 1920er und 1930er Jahre an, als dies in der Nachkriegsmoderne in der Bundesrepublik der Fall war. Rieger fand in Italien daher für seine Anschauungen ein hervorragendes Betätigungsfeld. Hohe Anerkennung und zahlreiche Preise und Ehrungen erhielt er aus staatlichen und kirchlichen Kreisen in Italien.

Die Ausstellung in Aschaffenburg führt ein in Riegers frühes zeichnerisches Schaffen, das für seine spätere Entwicklung entscheidend war. Es reflektiert seine akademische Ausbildung, die er seit 1928 unter anderem in der Zeichenklasse von Prof. Julius Diez in München erhielt. Hier studierte er auch die in der Pinakothek ausgestellten Werke Alter Meister, etwa Dürers und Tizians. Sein großer Förderer wurde der Münchner Professor Max Doerner, der ihm 1933 auch die Anregung gab, nach Italien zu reisen.

Kriegsereignisse und seine antimilitaristische Haltung spiegeln Werke der frühen 1940er Jahre wider, die Rieger, dem es gelang, dem direkten Kriegseinsatz zu entkommen, als Dolmetscher der Wehrmacht in Italien erlebte. Er verarbeitete seine Erlebnisse in Antikriegsbildern, die sich heute zum größten Teil im „Museo Storico Italiano della Guerra“ in Rovereto befinden. Nach dem Krieg wurde er neben zahlreichen Auszeichnungen hierfür mit dem Dag-Hammarskjöld-Preis der Stiftung „Pax mundi“ ausgezeichnet.

Portraits bilden neben mythologischen und symbolischen Bildern den Hauptanteil in Riegers Schaffen. Bekannte Persönlichkeiten oder private Auftraggeber, stets versuchte er das größte Maß an Wahrheit und Unmittelbarkeit herauszuarbeiten. In den 1960er und 1970er Jahren interessierte sich Rieger für die Probleme der sich rasend schnell entwickelnden Industriegesellschaft, ihrer Technisierung und ihres Verbrauchs an Landschaft und Ressourcen, welchen die Menschen ohnmächtig gegenüberstehen.

Federico von Rieger war ein von der „menschlichen Komödie“ faszinierter Beobachter seiner Zeit. Durchaus kritisch und wertend gegenüber gesellschaftlichen Phänomenen, behielt er dennoch eine geradezu kindlich-naive Erzählweise bei. Er entwickelte darin eine ganz eigene, emotionale Sicht auf sein Sujet. Seine große Affinität zum Theater spricht aus seiner Kunst, die die Aktion der Figuren, die expressive Geste und den entscheidenden Zeitpunkt einer dramatischen Handlung in das Zentrum der Darstellungsabsicht rückt. Seine treffliche, altmeisterliche Technik faszinierte seine Zeitgenossen. Rieger gehört bis heute zu den wenigen „Kunstexporten“ aus dem Norden, die in der überreichen Kunstlandschaft Italiens um die Mitte des 20. Jahrhunderts Resonanz gefunden haben.

Für das Aschaffenburger Publikum ist der Vergleich zum Werk Christian Schads (1894–1982) von besonderem Interesse. Schad hielt in dieser Zeit ebenfalls an der Gegenständlichkeit fest und hatte in den 1920er Jahren ganz wesentliche Impulse für seine neusachliche Malweise in Rom und Neapel und im Studium der Malerei der Renaissance erfahren. Sein Spätwerk, das er während rund vier Jahrzehnten in Aschaffenburg schuf, zeigt oft deutliche, zeittypische Parallelen zu den Arbeiten Riegers, ohne dass sich beide Maler freilich je begegnet wären. Das künstlerische Temperament und das gestalterische Wollen trennen vielmehr diese beiden Künstler einer Generation. Die Ausstellung stellt einige späte Werke Schads jenen Riegers gegenüber.

Riegers Werk gilt es heute wiederzuentdecken und dabei die Essenz seines Schaffens herauszuarbeiten. Grundlage der Ausstellung bilden die Forschungen Professor Dr. Josef Kerns (Kunsthistorisches Institut der Universität Würzburg). Für den Katalog hat er sie in enger Kooperation mit der Familie und den dort gesammelten biographischen Daten des Künstlers zusammengefasst. Ausgewertet wurde zudem erstmals das Aschaffenburger Privatarchiv Herrn Professor Horst Zieglers. Kuratorin der Ausstellung ist Frau Silke Pyritz, M. A. Unterstützt wurde sie von Frau Julia Hasenstab M. A.

Der Katalog der Ausstellung Federico von Rieger. Realismus und Einfühlung erscheint im Verlag Benedictpress Vier Türme in Münsterschwarzach, 120 Seiten, € 16,80 € und ist im Museum erhältlich.

Öffnungszeiten
Di – So: 10 – 16 Uhr
Montag geschlossen
24.12., 25.12., 31.12. und 01.01. geschlossen
Montag, 06.01. geöffnet

Führungen zur Sonderausstellung
Freitag, 01. November 2013, 13 Uhr
Sonntag, 24. November 2013, 13 Uhr
Sonntag, 22. Dezember 2013, 13 Uhr
4,50 € p. P. zzgl. Eintritt

Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter der Adresse www.museen-aschaffenburg.de

Quelle: Kongress- und Touristikbetriebe der Stadt Aschaffenburg

Seen, Berge und unberührte Natur, soweit das Auge reicht: Im österreichischen Osttirol brauchen Liebhaber des Authentischen und Ursprünglichen nicht mehr zum Glücklichsein. / Foto: © TVB Osttirol/Philipp Eder
19.04.2024

Sommer 2024 in Osttirol: Ankommen, abschalten und auftanken in der Natur

Osttirol ist ursprünglich und beschaulich. Die Region südlich des Alpenhauptkammes, eingebettet zwischen den Lienzer Dolomiten und den Hohen Tauern, vereint vieles auf kleinstem Raum.
mehr erfahren
Gewandführung Hugo von Trimberg / Foto: © Tourist Information Schweinfurt 360° I Bettina Beuerlein
19.04.2024

Interessante Themen-Führungen im Mai 2024 in Schweinfurt Stadt und Land

Die Tourist-Information Schweinfurt 360° lädt im Mai 2024 zu interessanten öffentlichen Gästeführungen ein.
mehr erfahren
Die Nordeifel feiert, feiern Sie mit! / Foto: © Nordeifel Tourismus GmbH
18.04.2024

Die Nordeifel feiert ihren zehnten Erlebnistag Zu Gast in der eigenen Heimat!

Am 4. und 5. Mai 2024 lädt die Nordeifel Tourismus GmbH (NeT) gemeinsam mit 30 Ausflugszielen und regionalen Unternehmen zum zehnten Erlebnistag Zu Gast in der eigenen Heimat ein.
mehr erfahren
Freeway Dance - Ayaka Nakama / Foto: © Hideto Maezawa
18.04.2024

St. Pölten 2024: Eine Kulturstadt im Aufbruch

Im Herzen Niederösterreichs, eingebettet in die vielfältige Natur- und Kulturlandschaft des Alpenvorlandes, entwickelt sich die Landeshauptstadt St. Pölten zu einem kulturellen Hotspot.
mehr erfahren
DAS FEST in Karlsruhe / Foto: © Andrea Fabry I KTG Karlsruhe Tourismus GmbH
17.04.2024

Hier spielt die Musik: Festivals im Schwarzwald

So vielfältig wie die Naturlandschaften des Schwarzwalds sind auch die Konzerterlebnisse in der Region: Das gilt für die Musikrichtungen von Klassik bis Elektro ebenso wie für die Veranstaltungsorte und einige Festivals im Jahr 2024.
mehr erfahren
Die St.Galler Bratwurst gehört zu den populärsten der Schweiz. (Hier von der Bechinger Spezialitäten-Metzgerei) / Foto: © Gabriele Griessenböck
16.04.2024

St.Gallen ist die kulinarische Genussregion der Schweiz

Die kulinarischen Genussorte bieten Feinschmeckern die Möglichkeit, eine authentische Schweiz abseits der üblichen Klischees zu entdecken und seit 2024 darf sich St.Gallen auch Kulinarischer Genussort der Schweiz nennen.
mehr erfahren
Neustädter Havelbucht / Foto: © PMSG I Andre Stiebitz
16.04.2024

Stadtteilführungen in Potsdam - unterwegs in den Kiezen

Potsdam steht nicht nur für Schlösser und Gärten, sondern auch für spannende Architektur und Filmgeschichte. Bei den Stadtteilführungen entdecken Gäste und Potsdamer die Stadt neu. Neue Termine für das Jahr 2024.
mehr erfahren
Oberes Belvedere in Wien / Foto: © Leonhard Niederwimmer auf Pixabay
15.04.2024

Aufblühen in Wien: 5 Tipps, wie Sie den Frühling in der österreichischen Metropole am besten genießen können

In Wien, mit einem Naturflächenanteil von fast 50 Prozent eine der grünsten Städte der Welt, zeigt sich der Frühling ab April von seiner schönsten Seite.
mehr erfahren
Inszenierung Upside Down vom Theater Titanick / Foto: © metaorange, Luca Migliore
12.04.2024

12. Naumburger Straßentheatertage vom 10. bis 12.05.2024

Naumburgs historische Straßen und Plätze verwandeln sich vom 10. bis 12. Mai 2024 im Rahmen der Straßentheatertage in bunte Bühnen.
mehr erfahren
Der Reinhold-Forster-Erbstolln in Siegen ist ein eindrucksvolles Denkmal der regionalen Bergbaugeschichte. / Foto: © djd/Touristikverband Siegen-Wittgenstein/Achim Meurer
12.04.2024

In Siegen-Wittgenstein hat der Bergbau eine lange Geschichte

Bergbausiedlung, Wodanstollen, Stahlbergmuseum und EisenZeitReiseWeg - das ist nur eine kleine Auswahl der Möglichkeiten, die sich in Siegen-Wittgenstein für eine spannende Zeitreise in die jahrtausendealte Bergbaugeschichte bieten.
mehr erfahren