Typisch Binz - Binzer Typen

Noch bevor die Morgensonne aufgeht, wirft Fischer Jürgen Kuse, wie drei Generationen vor ihm, in der Prorer Wiek seine Netze aus. Um vier Uhr früh fängt der Binzer vor der Insel Rügen Dorsch, Scholle, Hering und mehr. Der 47-Jährige ist der einzige und letzte Fischer im Ostseebad. „1980 waren es 20, 1990 nur noch sieben“, erinnert sich der Binnenfischer, der seinen Beruf von der Pike auf bei der Fischerei-Produktionsgenossenschaft Lietzow gelernt hat. Seine fangfrischen Meeresschätze räuchert er selbst über bestem Buchenholz, und zwar direkt am Fischerstrand von Binz.

Nur wenige Meter von der Räucherei entfernt, schwingt Küchenmeister Toni Münsterteicher den Kochlöffel. Der 58-Jährige ist Mitglied bei Eurotoques, der „Stiftung Kulinarisches Erbe Europas“, die für eine gesunde Ernährung mit natürlich produzierten Lebensmitteln kämpft. In der „Strandhalle“, wo vor der Wende Gäste der umliegenden FDGB-Heime beköstigt wurden, hat er die pommersche Küche salonfähig gemacht. Und das, obwohl er doch gebürtiger Westfale ist. Kochen wollte er ursprünglich gar nicht. Der Mann mit dem unverwechselbaren Zwirbelbart hatte während seiner Schulzeit eigentlich vor, Priester zu werden, wurde Industriekaufmann, Waschsalonbetreiber, Restaurantfachmann und schließlich Küchenmeister. Er hat nicht nur mit Prominenten, wie Entertainer Wolfgang Lippert, für einen einheimischen Fernsehsender gekocht, sondern auch schon mit dem 2009 verstorbenen Schauspieler Fred Delmare in seinem heimischen Garten Ostseedorsch in Folie auf Knoblauch-Aprikosen-Bett gegrillt. Toni Münsterteicher fühlt sich in Binz zu Hause: „Heimat ist immer dort, wo man sich wohlfühlt“.

Zu den absoluten Spitzenköchen zählt der Wahl-Binzer Ralf Haug. Für seine nordische Gourmet-Küche erhielten er und sein Team im November 2009 einen Michelin-Stern und 16 Gault Millau-Punkte. Im exklusiven Designhotel „niXe“ an der Promenade steht der gebürtige Schwabe unter dem Motto „Leben. Lieben. Schmecken“ für eine kreative, geradlinige und schnörkellose Küche. Sogar seinen Urlaub opferte Haug in den vergangenen Jahren, um sein Können in renommierten Restaurants zu verfeinern und zu perfektionieren. So zum Beispiel im „Noma“ in Kopenhagen, das zurzeit als bestes Restaurant der Welt gilt. In Binz wird Ralf Haug fast täglich am Strand gesichtet. „Die Natur gibt uns das meiste vor“, sagte er in einem Interview mit der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung. Für ihn ist immer das Produkt gut, das die kürzeste Anfahrt hat. Und: „Das Mundgefühl sollte abwechslungsreich sein.“ So einfach ist das.

In der Binzer Margaretenstraße ist das Atelier von Robert Denier und Andreas Schiller zu finden. Die beiden Lebenskünstler verbinden eine lange Freundschaft und viele gemeinsame Aktionen. In den 90er Jahren haben sie ein leer stehendes Haus an der Binzer Strandpromenade besetzt und ein Kunstprojekt inszeniert, das weltweit für Schlagzeilen sorgte. Sie sind Mitglieder der Berliner Künstlerinitiative Tacheles, zu deren Zielen es gehört, die Zweideutigkeit in der Kunst zu durchbrechen. Die Serienmalerei des Künstlers Schiller war und ist in Hamburg, München, New York und Wien zu sehen. Sein „Saint Dog Pivo“, ein mehrteiliges Bild oder eine Bilderserie, ist legendär. Mehr dazu auf www.andreas-schiller.de

Barmeister Bernd Beyer ist im Laufe der Jahre eine Institution geworden. Abgesehen von seinem sprühenden Charme gibt es wohl keinen Cocktail, den der gebürtige Berliner nicht kennt. Und zu jedem Getränk weiß er eine Geschichte zu erzählen. Seit ihrer Eröffnung 1993 ist Bernd Beyer Barchef der Villa Salve. Prominente Gäste, wie die Bundeskanzlerin und Uwe Seeler, hat er dort schon bewirtet. „Wir sind die Kreativen der Gastronomie“, sagt er. Der Beruf ist seine Berufung, zu DDR-Zeiten brachte ihm sein hoher Anspruch manchen Ärger ein. So erweckten edle, nicht handelsübliche Spirituosen damals die Aufmerksamkeit der Staatsanwaltschaft, aber letztlich war Warenbeschaffung auf der Leipziger Messe nicht kriminell. Auch mancher flotte, politisch zweideutige Spruch erreichte Ohren, für die er nicht bestimmt war. Die Freiheit nach dem Mauerfall nutzte Beyer, um Kontakte zu Barkeepern und Berufsorganisationen weltweit zu knüpfen, und bei den Cocktail-Weltmeisterschaften hat er seitdem schon mehrere Preise gewonnen. Er engagiert sich außerdem in der Deutschen Barkeeper Union.

Seine Kunst kennt jeder Rügen-Besucher, den Künstler kennen nur wenige. An verschiedenen Orten im Ostseebad Binz hat Steffen Hintze seine bunten Spuren hinterlassen. Der 27-Jährige ist leidenschaftlicher Graffiti-Sprayer und hat unter anderem das Versorgungshäuschen der Rügenschen Kleinbahn am Kleinbahnhof mit einem Motiv der Schmalspurbahn verschönert. Zu seinen größten Projekten, die er unter anderem im Auftrag der Binzer Kurverwaltung ausführt, gehört ein 150 Meter langes Bild auf einem Garagenkomplex. Es zeigt Häuser im Bäderstil, die Kleinbahn und andere Besonderheiten des Ortes. Der Schriftzug „Herzlich willkommen im Ostseebad Binz“ begrüßt Bahnreisende in Rügens größtem Seebad – auch ein Werk von Steffen Hintze. Warum Graffiti? „Ich liebe die Kunst aus der Dose, graue Wände sind für mich ein Gräuel.“ Doch leben kann der Binzer von seinen Auftragswerken nicht. So jobbt er im Winter in einem Immobilienbüro, im Sommer serviert er Cocktails in einer Strandbar. Steffen Hintze wohnt nur noch zeitweilig in Binz.

15 Jahre war die Diplom-Volkswirtin Angelika Häusler aus Süddeutschland als Projektleiterin für IBM Deutschland in der ganzen Welt unterwegs. Nach der Wende hat sie sich von ihrem stressigen Job immer öfter in Binz erholt und dabei ihre Liebe zu dem Ostseebad und Rügen entdeckt. 2008 verwirklichte die 41-Jährige mit ihrem Mann Uwe ihren großen Traum: einen Waldseilgarten in Prora. Mutige können dort 13 Parcours auf 40.000 Quadratmeter Waldfläche absolvieren. „Direkt an der Ostsee“, schwärmt die Mutter von vier Kindern, die auch drei Jahre nach der Eröffnung noch davon überzeugt ist, dass es keinen besseren Ort für dieses Vorhaben gibt. „Mein Mann hat die Visionen, ich setze sie um“, erzählt die Aussteigerin. Und so kommen immer wieder neue Projekte hinzu. Natürlich im geschichtsträchtigen Binzer Ortsteil Prora.

Ortsführungen sind ja oft ermüdend und langweilig. Nicht aber bei Klaus Boy. Bei ihm können die Zuhörer nicht genug bekommen, z.B. wenn der Gästeführer in seiner entspannten Rügener Art erzählt, wie Binz die DDR und die Zeit nach 1989 überstanden hat. Einiges, was er berichtet, ist amüsanter als Polit-Kabarett, z.B. dass der Fotograf Heinrich Zobler sein Bäderarchitektur- Haus in bester Lage durch die DDR-Zeit retten konnte, weil auch NVA-Soldaten schließlich Passbilder brauchten ...

Seit 1972 nimmt der 60-jährige Boy – der selbst aussieht wie ein Gentleman aus der Gründerzeit – Besucher mit auf Rundgänge durch das historische Ostseebad Binz. Mitreißend plaudert er über das Eintreffen der ersten Badegäste 1826, die von den Einheimischen „Baders und Strandlöpers“ genannt wurden. Ortsführer Boy sagt: „Einheimische wären damals nur ins Wasser gegangen, um sich das Leben zu nehmen.“ In seiner Freizeit stöbert Boy gern in Binzer Archiven, denn „es gibt auch für mich immer noch Neues und Spannendes über den Ort zu entdecken.“

Quelle: Kurverwaltung Ostseebad Binz

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