Weitwandern zum Ausprobieren
Was passt eigentlich besser? Mit Klo auf der Etage und mit Fremden im Zimmer in der romantischen Berghütte übernachten oder doch lieber unten im Tal mit Komfort und nächtlicher Privatsphäre? Und wie viel schafft man eigentlich, wenn sich ein Wandertag an den nächsten reiht, der Muskelkater kommt und vielleicht sogar noch das Knie spinnt? Seitdem das Weitwandern boomt und es immer mehr Angebote für Anhänger beider Varianten gibt, stellt sich für Einsteiger die Typ-Frage. Eine rasche Antwort liefert der Selbsttest auf dem „WaiWi“. Er führt in drei Tagesetappen quer durchs Pillerseetal – und bietet in seiner Mischform, mit seinen Varianten und Bergbahn-Offerten die perfekte Möglichkeit, die unterschiedlichen Konzepte und sich selbst kennen zu lernen.
Start ist im malerischen Örtchen Waidring. Von hier aus geht’s durch Mischwald, Latschenfelder und weite Almlandschaften hinauf in eine Abgeschiedenheit, die man in den Kitzbüheler Alpen kaum erwarten würde. Keine Menschenseele weit und breit, dafür die markante Steinplatte am Horizont als stiller Begleiter. Nach dem Hausberg (1120 m) und der wildromantischen Weissbachschlucht rufen Kirchberg (1678 m) und Schafelberg (1597 m) – und endlich die Winterstelleralm. Kurz einkehren, ein Wanderbier trinken und entspannt die letzten Bergab-Kilometer bis nach St. Jakob in Haus genießen.
Wer diese erste Etappe mit ihren rund 1200 Höhenmetern, 22 Kilometern und acht Stunden reiner Gehzeit locker schafft, bekommt auch die nächsten Tage keine Probleme. So die Erfahrung von Lisa Flatscher. Sie ist Bergwanderführerin und hat den „WaiWi“, der übrigens mit dem österreichischen Wandergütesiegel ausgezeichnet ist, gemeinsam mit dem Tourismusverband Pillerseetal – Kitzbüheler Alpen entwickelt. Wer sich dagegen schon beim ersten Anstieg zum Hausberg schwer tut, lässt die anderen Gipfel aus und fädelt in die „WaiWi“-Variante ein, die unten am blaugrün schimmernden Pillersee entlang führt.
„Wir haben den Weg so konzipiert, dass es immer auch einfache Alternativen gibt und der Spaß auf keinen Fall auf der Strecke bleibt“, erklärt Lisa Flatscher. Ganz nebenbei verbindet der „WaiWi“ die absoluten Highlights der Region miteinander.
Nach der Übernachtung in St. Jakob in Haus ruft die Buchensteinwand (1456 m). Das Gute: Der Komfort im Tal muss am nächsten Morgen nicht unbedingt mit Schweiß beim Bergaufgehen bezahlt werden – man kann einfach den Lift nehmen und oben zuerst mal in aller Ruhe das 30 Meter hohe Jakobskreuz besichtigen. Das größte begehbare Gipfelkreuz der Welt ist den Pilgern gewidmet, die seit Jahrhunderten auf ihrem Weg vom Salzburger Land nach Santiago de Compostela durchs Pillerseetal kommen. Der 360°-Rundumblick von der obersten Aussichtsplattform ist gigantisch.
Weiter geht‘s über romantische Pfade hinab nach Fieberbrunn. Hier gibt es die Möglichkeit, mit der Gondel bis zur Mittelstation Streuböden oder gleich bis zur Bergstation Lärchfilzkogel in 1654 Meter Höhe zu schweben – oder rund vier Stunden hinauf zu wandern und zwischendurch auf urigen Almen einzukehren. Der letzte Anstieg jedoch wird niemandem geschenkt. Ein (technisch einfacher) Steig führt hinauf zum Wildseeloderhaus (1854 m) – einer Bilderbuchberghütte in 1 A-Lage. Vielleicht noch eine Runde auf dem Wildseelodersee rudern, bevor man sich bettet? Zur Auswahl stehen gemütliche Zirbenholz-Zimmer mit zwei und vier Betten, zudem Plätze in einem großzügigen Matratzenlager. Dusche und Klo sind wie gesagt auf der Etage.
Am nächsten Morgen ruft der Wildseeloder (2118 m), der höchste Punkt der Tour, dessen Kreuz aus dem letzten Pillerseestahl gefertigt wurde. Die traumhafte Aussicht genießen und dann im Wildalpgatterl bei Angelika Fürhapter einkehren. Sie gehört zur Vereinigung der KochArt-Betriebe und serviert in ihrem Berggasthof regionale Küche auf hohem Niveau. Bis zur Mittelstation mit dem liebevoll angelegten Kinderparadies „Timoks Alm“ sind es nur noch ein paar Schritte. „Die meisten wandern die letzten anderthalb Stunden zurück ins Tal“, weiß Lisa Flatscher. „Aber wer Muskelkater oder Knieprobleme hat, freut sich über die Bergbahn.“ Zurück zum Ausgangspunkt in Waidring geht’s gratis mit dem Regiobus.
Was der „WaiWi“ an besonderen Bergerlebnisträumen bietet, welche Voraussetzungen und welche Ausrüstung man mitbringen sollte, erklärt die Bergwanderführerin immer mittwochs, wenn sie Gäste zum Schnuppern einlädt. Der Rucksack sollte übrigens nicht mehr als sieben Kilo auf die Waage bringen. Das Schöne am Wandern mit Gepäck: Man muss nicht überlegen, was man für die nächste Etappe einpackt – man hat ohnehin immer alles dabei.
Das Schöne am „WaiWi“: Er gibt sich flexibel und facettenreich, legt den Abschied auch bei schlechter Tagesform nicht nahe und ist jeden Tag aufs Neue attraktiv. Übrigens: „WaiWi“ meint, von Waidring bis zum Wildseeloder und ist zugleich ein Ausdruck aus dem Tirolerischen. Übersetzt: liebes Weib. Einfach mal ausprobieren.
Quelle: Tourismusverband PillerseeTal – Kitzbüheler Alpen c/o Kunz PR GmbH & Co. KG