100 Hektar Grün mitten in Wuppertal

Die Barmer Anlagen in Wuppertal sind nach dem Bürgerpark Bremen Deutschlands größter öffentlich zugänglicher Park in privater Trägerschaft. Dass sie nach 150 Jahren immer noch gepflegt und immer wieder neu den Bürgerinnen und Bürgern zur Erholung dienen, ist dem Barmer Verschönerungsverein zu verdanken, der in diesem Jahr sein Jubiläum feiert. Passend dazu wurden die Barmer Anlagen jetzt auch in das Europäische Gartennetzwerk aufgenommen.

Ein Wirtschaftsstandort muss sich im Wettbewerb als attraktiver Lebensraum erweisen und auch in dieser Hinsicht hat Wuppertal einiges zu bieten. So erstaunt es Neuankömmlinge immer wieder, wie grün diese Stadt ist. Die HÖRZU hat erst im vergangenen Jahr ein Ranking der grünsten Großstädte veröffentlicht. Die Wuppertaler hat es wohl kaum verwundert, dass man hier den ersten Platz belegt, sind doch ganze 34,06 Prozent der gesamten Stadtfläche von Wäldern und Parkanlagen bedeckt. Die Barmer Anlagen tragen dazu mit ihren 100 Hektar Wäldern, Wiesen, Parks und Teichen, zahlreichen gut erhaltenen Denkmälern, Spazier- und Wanderwegen und Spielplätzen einen guten Teil bei.

Als das Tal besiedelt war und man auf die Höhen zog, waren es Fabrikanten, die die Nordhöhen genau davor bewahrten, um diese Flächen den Bürgern zur Erholung zur Verfügung stellen zu können. Das bürgerschaftliche Engagement hat sich in Wuppertal übrigens bis heute bewahrt, wie immer wieder neue Projekte zeigen, die in einer finanziell klammen Kommune ansonsten nicht realisiert werden könnten. „In dieser Hinsicht kann man uns nun wirklich nicht als arme Stadt bezeichnen“, weiß Oberbürgermeister Peter Jung, der vor wenigen Tagen zum Jubiläumsempfang des Barmer Verschönerungsvereins geladen hatte. Die über 250 Gäste fanden gerade mal im Ratssaal Platz. Eine solch große Resonanz hatte auch Roswitha Arnold vom Landschaftsverband Rheinland noch nie erlebt, die in dieser Feierstunde die Plakette zur Aufnahme der Barmer Anlagen in das Europäische Gartennetzwerk übergab. Damit befindet man sich jetzt in bester Gesellschaft von über 150 Parks in zehn Ländern.

Verein, der bewahrt und Neues schafft

Der Vorstand des Barmer Verschönerungsvereins, 1864 gegründet, wurde schon immer durch bekannte Wuppertaler Unternehmerpersönlichkeiten besetzt, zudem gehörte die jeweilige Stadtspitze stets zum erweiterten Vorstand. Über 900 Mitglieder sind es aktuell, im Jubiläumsjahr hofft man die 1.000 zu knacken. „Dabei ist es ungleich schwerer für den Erhalt von etwas zu werben, was schon immer da war, als für neue Projekte zu begeistern“, so der erste Vorstandsvorsitzende Peter Prange. Doch dank unendlich vieler ehrenamtlicher Helfer und der finanziellen Unterstützung durch Stadt, Stadtsparkasse, Stiftungen und privater Sponsoren ist es über die lange Zeit gelungen, Barmens grüne Lunge zu erhalten und an die Herausforderungen von heute anzupassen.

Und so geht es auch weiter, denn im Jubiläumsjahr sollen insgesamt eine halbe Millionen investiert werden: Am Toelleturm, einem Wahrzeichen der Stadt, wird ein Spielplatz entstehen. Ein über 100 Jahre alter Fachwerkbau wird ab Sommer dieses Jahres eine moderne Toilettenanlage sowie einen Kiosk beherbergen. In die Entschlammung und Bewehrung der Teiche muss genauso investiert werden, wie in die Sanierung einer Treppe. „Mit der neuen Beschilderung an den über 30 Parkzugängen wollen wir zudem das Bewusstsein dafür schärfen, dass man gerade eine private Parkanlage betritt“, so Vorstandsmitglied André Bovenkamp. Zudem werden die Barmer Anlagen im Jubiläumsjahr besonders in Szene gesetzt, so durch „KUBA“ (Kunst in den Barmer Anlagen). Von April bis Juli werden „Alltagsmenschen“, lebensgroße Skulpturen aus Beton der Künstlerin Christel Lechner, den Park „bevölkern“. Tony Cragg, der in Wuppertal lebende Bildhauer, hat bereits seine Unterstützung zugesagt, andere Künstler in die Barmer Anlagen zu holen. Ein Oldtimertreffen am 14. und 15. Juni, ein Sommerfest am Toelleturm am 23. und 24. August, Lichtkunst am 25. und 26. Oktober sowie ein großes Feuerwerk am 8. Dezember, dem offiziellen Jubiläumsdatum, werden weitere Highlights des Jubiläumsjahres sein.

Festschrift mit Übersichtskarte

Wer mehr über die Barmer Anlagen und den Barmer Verschönerungsverein erfahren möchte, dem sei die Festschrift zum 150. Jubiläum empfohlen. Sie ist als sechstes Buch in der Edition Köndgen „Wuppertals grüne Anlagen“ erschienen. In sechs umfangreichen Kapiteln spannen die Autoren einen Bogen vom bürgerschaftlichen Engagement über die Beschreibung der einzelnen Areale sowie bedeutender Persönlichkeiten bis hin zu Bauwerken und Denkmälern dieser großartigen Parkanlage. Beigelegt ist dem Buch zudem eine praktische Z-Card für die Jackentasche mit Übersichtsplan und Beschreibung markanter Orte (ISBN 978-3-939843-45-0, 14,95 Euro).

Quelle: Wirtschaftsförderung Wuppertal AöR