Albschäferweg-Zeitspur
Steinig und karg – so wird das Härtsfelds gemeinhin charakterisiert. Doch mit der Egau und ihren Quellen und Zuläufen gibt es auch eine fruchtbare Lebensader auf dieser rauen Hochebene. Kirchliche und weltliche Machthaber wussten die Anhöhen entlang des Flusses schon früh als attraktive Standorte zu schätzen: Auf dem Ulrichsberg in Neresheim schufen die Benediktiner ein Barockkloster von internationalem Rang, und einige Kilometer weiter bei Dischingen entstand mit Burg Katzenstein eine der schönsten Stauferburgen Süddeutschlands. Die Zeitspur „Herrschaftsweg“ verbindet diese beiden Machtpole mit einem Rundwanderweg. Die Tour führt durch malerische Wacholderheiden, herrliche Hangwälder, über Hochebenen mit grandiosen Ausblicken, über den Damm des Härtsfeldsees und nicht zuletzt über fast alpine Traumpfade und durch wild-romantische Schluchten zurück zum Ausgangspunkt.
Die Tour startet in Neresheim am leicht zu findenden Parkplatz vor dem Bahnhof der früheren „Schättere“ und jetzigen Härtsfeldmuseumsbahn. Von hier führt der Weg zur Egau hinab und aus dem Städtchen heraus, vorbei an der ehemaligen Gallusmühle. Unversehens findet sich der Wanderer nach einer kleinen Anhöhe im Naturschutzgebiet „Zwing“, einer Wacholderheide, die bekannt ist für ihre besonders hohen und markanten Wacholdersäulen und allerhand botanische Heide-Raritäten. Der Weg zieht sich nun den bewaldeten Hang hinauf auf die Hochfläche von Hochstatt, wo sich beim Austritt aus dem Wald der Blick auf eine parkähnliche Landschaft nach englischem Vorbild weitet - der Golfplatz des hier ansässigen Golfclubs Härtsfeld-Ries e. V. Obwohl ziemlich abgelegen besitzt Hochstatt eine bemerkenswerte Vergangenheit. Der erste schriftliche Nachweis erfolgte im hochmittelalterlichen „Codex Eberhardi“, dann geriet der Hof in das Eigentum der benediktinischen Reichsabtei Fulda, später gehörte er den Neresheimer Benediktinern. Ab dem 17. Jahrhundert diente Hochstatt als Sommerresidenz und Ausweichquartier der Äbte. Die Säkularisierung ab 1810 schließlich brachte weltliche Herren mit sich - die Fürsten von Thurn und Taxis aus dem nahegelegenen Dischingen. Erhalten ist ein schlossähnliches Gebäude von 1684, das als erster Barockbau auf dem Härtsfeld gilt und heut vom Golfclub genutzt wird.
Weit weg von jeglicher Alltagshektik wandert man auf abgelegenen Wegen auf der Hochebene weiter - ab und zu gerät nun Burg Katzenstein in Sicht. Schließlich geht es hinunter zum Härtsfeldsee. Vor bald 40 Jahren wurde der See künstlich angelegt, um Dischingen vor Hochwasser zu schüt-zen. Inzwischen fügt sich der See so natürlich in die Landschaft, dass man meinen könnte, es habe ihn schon immer gegeben. Auch die Zugvögel haben den Härtsfeldsee als Rastplatz angenommen und machen hier ganz selbstverständlich Station auf ihren langen Flügen. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Burg Katzenstein, wo sich eine Rast im stilvollen Biergarten im Innenhof der Burg geradezu aufdrängt. Ob vor oder nach einer Burgbesichtigung, das ist noch die Entscheidung. Sehenswert ist unter anderem die Brunnenstube, der Rittersaal, der Bergfried und – das kulturgeschichtliche Highlight der Burg: die Kapelle des heiligen Laurentius mit Fresken aus dem 13. Jahrhundert.
„Kehrtwende zurück“ heißt es nun: Hinter Frickingen führt der Rückweg auf der anderen Seite der Egau zunächst in luftiger Höhe durch Felder und Wiesen. Von hier oben hat man eine grandiose Aussicht Richtung Süden und über den Härtsfeldsee hinweg Richtung Westen. Dass das Härtsfeld solche Aussichten bietet - man kann nur staunen und das Panorama genießen. Kontrastprogramm dann sobald man wieder Wald betreten hat. Einsam wird es, wild und fast ein bisschen unheimlich. Ein Pfad nur führt durch enge Täler, überquert - bei entsprechender Wetterlage - auch Wildwasser und windet sich an steilen Hängen empor, vorbei an mächtigen Gesteinsformationen. Umgefallene Bäume, knorrige Wurzeln und verwitterte Bildstöcke schaffen eine ganz besondere Atmosphäre. Spätestens hier zahlt es sich aus, dass man die guten Wanderschuhe angezogen hat. Für alle Fälle ist der Rucksack hoffentlich mit Blasenpflaster gerüstet. Dann der Befreiungsschlag: Der Wald öff-net sich und das Benediktiner Kloster Neresheim liegt ganz nah auf dem Hügel gegenüber. Wer die Zeit hat, baut einen Besuch der Klosterkirche in die Tour mit ein. Wegen der herausragenden Barock-Architektur von Balthasar Neumann und der Kuppelfresken des Südtiroler Künstlers Marin Knoller zieht die Abtei Besucher aus der ganzen Welt an. Gut angelegt ist freilich auch ein separater Besuch des Klosteranlange mit Führung. Wie von selbst laufen die Füße dann das letzte Stück des Weges hinab ins Städtchen, zum Ausgangs- und Endpunkt der Tour, dem Parkplatz am historischen Bahnhof von Neresheim.
Fazit: Die Herrschaftstour ist eine Tour, die viel verlangt und viel bietet. Eine sorgfältige Planung empfiehlt sich. Die reine Gehzeit beträgt rund fünf Stunden, dazu kommen Pausen und Besichtigungen. Es empfiehlt sich, eine Einkehr fest einzuplanen und sich beim Gastgeber, sei es in Iggenhausen, Katzenstein oder Neresheim, anzumelden. Auch eine Fahrt mit der Schättere, die im Sommerhalbjahr jeden ersten Sonntag im Monat durchs Egautal rattert, ist eine reizvolle Option. Ein Muss ist gutes Kartenmaterial, da die Orientierung an der einen oder anderen Stelle nicht ganz einfach ist. Entsprechend vorbereitet, steht einem herrlichen Wandererlebnis, bei dem man das Härtsfeld von neuen Seiten kennen- und lieben lernt, nichts mehr im Weg.
Der Albschäferweg und seine kleinen Ableger, die Zeitspuren
Der neue Albschäferweg führt auf den Spuren früherer und heutiger Wanderschäfer in zehn Etappen insgesamt 158 Kilometer durch die wunderschöne Heidenheimer Brenzregion. Dabei werden Albuch, Härtsfeld, Gerstetter Alb und Brenztal durchwandert. Der Albschäferweg ist als Qualitätswanderweg durch den Deutschen Wanderverband zertifiziert. An den Hauptweg angegliedert sind kleinere Rundwanderwege, sogenannte Zeitspuren, die sich ideal als Halbtages- oder Tagestour eignen.
Eine durchgängige Beschilderung mit dem Symbol eines Schäfers auf blauem Grund weist den Weg. Die Zeitspuren sind durch ein orangefarbenes „Z“ und ein Ring-Symbol für Rundwanderweg gekennzeichnet.
Mehr Informationen wie Kartenausschnitte sowie Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten unter: www.albschaeferweg.de
Quelle: Landratsamt Heidenheim Freizeit und Tourismus