Auf den Spuren von Mythen, Sagen und Legenden

Die drei Rotofen-Türme im Lattengebirge bilden die Silhouette der Schlafenden Hexe im Berchtesgadener Land. - Auf den Spuren von Mythen, Sagen und Legenden

Überlieferte Kuriositäten gelten fast überall als Kulturgut. Noch heute zeugen vielerorts rätselhafte Monumente, Naturschauspiele und schräge Traditionen von vermeintlich wahren Phänomenen. Die folgenden fünf Mythen, Sagen und Legenden können Neugierige auf Reisen zwischen bayerischen Burgen und kanarischen Feuerbergen genauer unter die Lupe nehmen.

Die Sage der Schlafenden Hexe im Berchtesgadener Land

Erst braucht es etwas Fantasie, aber dann ist sie schnell entdeckt: die „Schlafende Hexe“ im Berchtesgadener Lattengebirge. Die drei Türme des Rotofen bilden die Silhouette einer schlummernden Frau – vom Busen bis zur spitzen Nase. Und wie bei vielen Felsformationen ranken sich auch um diese zahlreiche Sagen: War sie eine Hexe, die vor über tausend Jahren ihr Unwesen gegen Christen trieb und zur Strafe versteinert wurde? Oder doch vielmehr eine alte, tüchtige Magd, die dem Zetern ihres Herrn überdrüssig wurde und sich für immer schlafen legte? Heute jedenfalls verläuft genau zwischen Hexenbusen und -nase der „Steinerne Agnes Rundweg“. Die neun Kilometer lange, mittelschwere Wanderung zum gleichnamigen (ebenso mythenreichen) Naturdenkmal, einem 15 Meter hohen Obelisken, ist ein abgeschiedener Geheimtipp. Dort lässt sich die oberbayerische Landschaft des Berchtesgadener Land meist noch allein genießen. Im Herbst wird die Strecke mit ihren kleinen Steigen durch lichten Laub- und Lärchenwald zur farbenfrohen Tour. www.berchtesgaden.de

Wenn der Drache erwacht - unterwegs auf der Lebensspur Lech in Tirol und dem Allgäu

Ein mysteriöses Naturphänomen zeigt sich regelmäßig im unteren Tiroler Lechtal: Jedes Jahr um den 11. November versiegt dort der Doser Wasserfall bei Häselgehr und beginnt erst wieder um den 23. April zu sprudeln. Wild schäumend tritt dann der Tuoserbach aus einer Felsengrotte hervor und wälzt sich in die Tiefe. Dem Sprühnebel, den der Wasserfall dabei erzeugt, wird eine heilende Wirkung für die Atemwege nachgesagt. Laut Legende ist ein Drache für die sonderbare Erscheinung verantwortlich. Während die Volkssage erzählt, dass dieser im Frühjahr aus seinem Winterschlaf in der Höhle erwacht und den Weg wieder für das Wasser freigibt, denken Wissenschaftler eher über einen unterirdischen See und dessen Überlauf durch die Schneeschmelze nach. Der wahre Grund für das rätselhafte Verschwinden ist allerdings nicht endgültig geklärt. Der Doser Wasserfall ist nur einer von zahlreichen magischen Orten entlang der Lebensspur Lech, dem gesundheitstouristischen Erlebnisraum zwischen Tirol/Österreich und dem bayerischen Allgäu. www.lebensspur-lech.com

Südtirols „Stonehenge“ im Sarntal

Niemand weiß, was es mit ihnen auf sich hat und wann sie entstanden sind: die „Steinernen Männchen“ auf der Hohen Reisch im Sarntal in Südtirols Süden. Die willkürlich arrangierten Skulpturen geben jede Menge Rätsel auf. Vom Zeitvertreib einiger Hirten bis hin zu schaurigen Hexentreffen im Mittelalter reichen die Spekulationen – eine Gerichtsschrift von 1540 untermauert diese obskure Theorie sogar. Felsgravuren deuten außerdem darauf hin, dass die übermannshohen Figuren, auch als Südtirols „Stonehenge“ bekannt, bereits von den Kelten errichtet wurden. Kein Zweifel besteht an der Tatsache, dass es sich bei den „Stoanernen Mandln“ um den sagenumwobensten Ort der Sarntaler Alpen handelt. In einer der ursprünglichsten Ecken des Landes gelegen, bietet sich Wanderern von dem geheimnisumwitterten Almrücken Fernsicht bis zu den Dolomiten. Rund um die Hohe Reisch gibt es derzeit 22 bäuerliche Urlaubs-Unterkünfte der Marke „Roter Hahn“, von denen Wandertouren direkt ab Hof zu den „Stoanernen Mandln“ führen. www.roterhahn.it

Fliegende Hexen unterwegs – noch heute lebt die Legende der magischen Schwestern im Hexenwasser Söll/Wilder Kaiser.

Die Hexenschwestern von Söll in der Region Wilder Kaiser/Tirol

Vor rund 500 Jahren lebten zwei einfache Bauerntöchter, Barbara und Kathrein, in der Gegend von Söll am Wilden Kaiser in Tirol. Beide hatten der Legende zufolge ein umfangreiches Wissen über Pflanzen, kannten jedes Kraut und dessen Wirksamkeit zur Heilung von Wunden. So kamen die Menschen von weit her, um ihren Rat zu suchen. Doch aufgrund ihrer vermeintlich ungewöhnlichen Lebensweise wurden die Schwestern der Hexerei bezichtigt und mussten fliehen, um dem Scheiterhaufen zu entkommen. 300 Jahre später sprudelte plötzlich frisches Quellwasser vom Berg bis hinunter ins Tal, was laut den Einheimischen dem Hexenwerk der beiden zu verdanken ist. Wo einst die Schwestern lebten, begeistert heute die „BergErlebnisWelt“ Hexenwasser Söll. Seit August 2020 freuen sich große und kleine Besucher dort über die Fahrt mit einer der 72 „erzählenden“ Gondeln. Jede von ihnen unterhält die Gäste mit eigenem Motiv und Kurzgeschichten sowie schräger Musik, der sogenannten „Hexophonie“. www.wilderkaiser.info

Ein Schatz, der nie gefunden wurde in St. Anton am Arlberg/Tirol

Auf dem Schlosskopf oberhalb von Nasserein, einem Ortsteil von St. Anton am Arlberg in Tirol, thronte bis vor etwa 600 Jahren voller Stolz die Burg Arlen. Gut bewacht lag im Hof ein wertvoller Schatz verborgen, wie es in der Sage heißt. Als eines Tages ein groß gewachsener Wurm zum Bauernhof am Fuß des Burghügels herabgekrochen kam, baumelte an seinem Hals ein goldener Schlüssel. Die neugierige Bäuerin verstand sofort um dessen Bedeutung und erzählte es im ganzen Dorf herum. Einige Burschen beschlossen, den zugehörigen Schatz zu finden, stiegen ins Schloss ein und gruben, bis sie tatsächlich auf ein Kästchen stießen. Doch die Gier war größer als die Kraft. So fiel die Truhe beim Hochziehen unwiederbringlich zurück, während die Buben vor dem zornigen Schatzwächter Reißaus nehmen mussten. Heute finden sich auf dem Buschhügel nur noch Ruinenreste, doch noch immer vermutet man dort unterirdische Gänge bis nach Nasserein und St. Jakob. Im Verwalltal von St. Anton am Arlberg warten auf Entdecker zwischen Kraftplätzen und Wanderwegen vier interaktive Sagenstationen, wo Kinder spielerisch und mit allen Sinnen auch anderen Mythen der Region auf den Zahn fühlen. www.stantonamarlberg.com

Quelle: Angelika Hermann-Meier PR