Binz erlebnisreich - auch außerhalb der Hauptsaison
Wellness gibt es im Ostseebad Binz gratis unter freiem Himmel das ganze Jahr über. Das milde Reizklima an der Ostsee füllt die Lungen mit jodhaltiger Salzluft und ist wie geschaffen für eine „Sauerstofftherapie“. Der kilometerlange, fast menschenleere Sandstrand lädt im Herbst zu langen Spaziergängen ein. Mit etwas Glück findet man nach einer stürmischen Herbstnacht pures Ostsee-Gold, bekannt als Bernstein. Gerastet wird traditionell am südlichen Ende der Strandpromenade bei Fischer Kuse. Bei dem knistert schon um sechs Uhr in der Frühe ein lustiges Feuerchen im Räucherofen direkt am Strand. Täglich wird er frisch mit Fisch gefüllt, aus eigenem Fang, versteht sich. Der Fischereibetrieb, bereits in vierter Generation tätig, hat den wahrscheinlich besten Räucherfisch auf Rügen. Bei Weitem nicht das Einzige, was die Insel im Herbst zu bieten hat.
Die Granitz und das Jagdschloss
Jeden Donnerstag begleitet ein Jäger eine geführte Wanderung in das Naturschutzgebiet Granitz und zum „Jagdschloß Granitz“, dem meist besuchten Schloss Mecklenburg-Vorpommerns. Ist der Sommer vorüber, und die Bäume recken ihre knorrigen, vom Laub befreiten Äste in den Himmel, bieten sich vom Hochuferweg einzigartige Ausblicke auf die Ostsee. Unterhalb des Jagdschlosses Richtung Blieschow befindet sich der „Fürstenblick“ – eine barocke Terrassenanlage. Von hier aus hat man eine einmalige Sicht auf den Neuensiener See. Apropos Panorama, mutige Wanderer gelangen im Jagdschloss über eine filigrane Wendeltreppe mit 154 Stufen zu einer der schönsten Aussichtsplattformen Rügens. Sportlich Aktive durchqueren die Granitz beim Joggen, Nordic Walken und Wandern.
Bäderarchitektur
Bei Führungen erfahren Besucher im September, dem „Monat der Bäderarchitektur“ mehr über die prachtvoll verzierten Villen aus dem späten 19. Jahrhundert und die illustren Gäste, die bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges im „Sorrent des Nordens“ logierten. Neu in diesem Jahr sind Quiz-Wanderungen, bei denen Kinder von etwa zehn bis 16 Jahren Details an Häusern wiederfinden sollen, die ihnen auf Fotos gezeigt werden. Einheimische erzählen zudem in Vorträgen kompetent und witzig von Blütezeit, Niedergang und Wiederaufbau nach 1989. Eine Fotoausstellung im Haus des Gastes dokumentiert den Zustand der Bäderstil-Villen vor und nach der Rekonstruktion.
Mit Tatendrang und Gespür für historische Substanz haben die Binzer in den vergangenen 20 Jahren die Häuser an der Strandpromenade saniert, sodass sie heute wieder im alt-neuen Glanz erstrahlen. Wenn man die weißen Prachtbauten – geführt oder auf eigene Faust – näher betrachtet, entdeckt man die vielen Stile: Antike Tempelportale, Säulen neben gotischen Fenstern, sogar alpenländische und nordische Holzhäuser gibt es. Jedes Haus ist anders. Und trotzdem gibt es viele Gemeinsamkeiten: Die Wichtigste ist das Weiß – es scheint aus eigener Kraft zu leuchten, verstärkt durch das Blau des Meeres und des Himmels, unterstützt vom weißen Strand.
Großsteingräber
Für den Kurdirektor Horst Graf ist der Herbst die schönste Zeit im Ostseebad Binz. Sein Geheimtipp: ein Besuch bei den Großsteingräbern aus der Bronzezeit in der Nähe von Lancken-Granitz, etwa acht Kilometer südöstlich von Binz. Die Anlage umfasst insgesamt sieben Grabstätten und ist die wohl größte, noch teilweise erhalten gebliebene Gruppe Rügener Großsteingräber. Bei einem Spaziergang in die ferne Vergangenheit lassen sich die „Hünenbetten“ mit ihren mächtigen Steinplatten erkunden. „Statten Sie den Gräbern am besten in einer klaren, hellen Vollmondnacht einen Besuch ab“, rät Graf seinen Gästen. „Die geheimnisvolle, fast magisch anmutende Atmosphäre, die die Grabanlagen ausstrahlen, geht einem unter die Haut.“
Der „Rasende Roland“ und Bademode anno 1900
Schon von Weitem lockt in Binz der „Rasende Roland“, eine historische Schmalspurbahn aus dem Jahr 1895, mit seinem fröhlichen Tuten. Schnaufend und zischend sind die beliebten Züge auch im Herbst unterwegs, allerdings weniger voll als in der Hochsaison. Sechsmal täglich geht es vom Kleinbahnhof Binz nach Putbus und in die angrenzenden Ostseebäder Sellin, Baabe und Göhren. Gerade in der klaren Luft des nahenden Winters malen die Dampfschwaden der historischen Lokomotiven besonders eindrucksvolle Bilder in den Himmel und hüllen den Zug in eine geheimnisvolle Aura. Wieder zurück in Binz empfiehlt sich unbedingt ein Besuch im Museum Ostseebad Binz direkt im Kleinbahnhof. Besucher können dort täglich, außer montags, in die Geschichte des Ostseebades eintauchen, die bis ins Jahr 1318 zurückgeht. Die Entwicklung des Badebetriebes ab Mitte des 19. Jahrhunderts ist anschaulich und gar nicht museumshaft verstaubt dargestellt: ein originalgetreues Pensionszimmer, eine Fischerstube, eine Kollektion der züchtigen Bademode anno 1900, natürlich einteilig und geringelt, und historische Postkarten, die vor 100 Jahren aus Binz an die Daheimgebliebenen versandt wurden. Prunkstück ist das fast zwei Meter lange Modell des ersten Binzer Kurhauses.
Ausflug zu den Kreidefelsen
Wenn es die Ostsee zulässt, stechen die Ausflugsschiffe auch im Herbst in See. Ziel: die Kreidefelsen. Sie sind die Stars der Insel, der Besuch bei ihnen ist ein Muss. Dreieinhalb Stunden dauert die Tour von der Binzer Seebrücke zu den weißen Felsen. Im Nationalpark Jasmund erheben sich diese bis zu 114 Meter hoch aus dem Meer. Und wie es sich für umjubelte Diven gehört, lieben sie die Verwandlung. Jedes Jahr nagen die Herbst- und Winterstürme an dem weichen Gestein und lassen die strahlenden Felsen im Frühjahr verändert zurück. Herrlich, die weißen Riesen an einem kühlen Herbsttag zu bestaunen, während vor einem heißer Tee oder Kaffee in der Tasse dampft.
Quelle: Kurverwaltung Ostseebad Binz