Dafür Leben wir - die Frauen der Gamskarkogelhütte

Veronika Gruber ist seit Sommer 2020 die Pächterin der 2.467 Meter hoch gelegenen Gamskarkogelhütte im Gasteinertal. Gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Anna Enzinger und elf Hühnern verbrachte sie im vergangenen Jahr fast fünf Monate auf dem Berg, der zu den höchsten Grasbergen Europas zählt. Die Hütte direkt am Gipfel des Gamskarkogels wurde vor über 190 Jahren für Erzherzog Johann errichtet; sie zählt damit zu den ältesten Schutzhütten in den Alpen. Heute wird sie von den zwei jungen Frauen unter extrem harten Bedingungen, aber mit viel Liebe und Leidenschaft geführt. Alles, was in der Hütte benötigt wird, kommt per Hubschrauber oder wird getragen. Und auch wenn es viel Arbeit bedeutet, werden Wanderer und Übernachtungsgäste verwöhnt: Mit täglich frisch gebackenen Kuchen und sonstigen Schmankerln, die man auf dieser Höhe kaum vermuten würde.

Spontan gefasste Entscheidungen sind oftmals die besten: Das kann wohl auch Veronika Gruber, die Pächterin der Gamskarkogelhütte hoch über dem Gasteiner­tal, bestätigen. Dass sie einmal eine Schutzhütte auf 2.467 Meter Seehöhe bewirtschaften würde, hatte sie so nicht geplant. Doch als der 28-jährigen Gasteinerin im Herbst 2019 zu Ohren kam, dass der Alpenverein einen neuen Pächter suchte, bewarb sie sich spontan dafür – und bekam den Zuschlag. Ganz unerfahren war Veronika Gruber nicht: Immerhin hatte sie schon einige Jahre zuvor die elterliche Biberalm in Bad Hofgastein geführt. Doch die Bewirtschaftung einer Almhütte ist mit einer alpinen Schutzhütte nicht zu vergleichen.

„Wir haben zwar keine Milchküche zu versorgen, aber alles hier oben ist extremer als unten auf den Almen oder im Tal: Es gibt immer wieder, auch im Sommer, Wintereinbrüche, Gewitter mit Blitzeinschlägen oder extreme Stürme: So hat es uns einmal die Tür des Hühnerstalls weggerissen. Alles, was wir am Gamskarkogel benötigen, kommt entweder per Hubschrauber oder wird getragen. Anna hat im vergangenen Sommer drei bis vier Mal Waren von der 700 Höhenmeter tiefer gelegenen Rastötzenalm zu uns heraufgetragen: Über 20 Kilogramm Gepäck auf dem Rücken waren da keine Seltenheit“, erzählt Veronika Gruber. „Doch wir bekommen auch von den Einheimischen extrem viel Unter­stützung. Sogar Kinder haben uns einzelne Holzscheite heraufgetragen. Eigen­tlich kommt überhaupt selten ein Wanderer ohne Holz von unserem Lagerplatz im Tal.“

Zwei Frauen, die mutiges wagen und anpacken können

Dass die zwei jungen Frauen richtig anpacken können, haben sie schon während ihres ersten Bergsommers bewiesen. Anna Enzinger ist eigentlich Innenarchitektin und hat ihre sichere Anstellung für ihren Job auf der Gamskarkogelhütte aufge­geben. „Ich habe schon einige skeptische Blicke geerntet“, erinnert sich die 26-Jährige lachend. „Und ich konnte das sogar nachvollziehen, aber schon nach meinem ersten Sommer am Gamskarkogel kann ich sagen, dass es die beste Entscheidung war. Veronika und ich kannten uns seit unserer Zeit in der Land­jugend und vom gemeinsamen Bergsteigen. Wir haben uns in diesem Sommer richtig gut kennengelernt und auch gemerkt, dass es super funktioniert. Auch wenn wir extrem viel Arbeit hier oben haben, haben wir auch viel gelacht und wunder­schöne Bekanntschaften geschlossen. Die Gamskarkogelhütte ist unser Daheim geworden und es hat sich alles erfüllt, was wir uns für den Sommer gewünscht haben.“

Ausflüge ins Tal werden nur gemacht, wenn es unbedingt sein muss

Ins Tal kommen die beiden Frauen während der Sommermonate nur selten: Veronika vor allem, wenn es darum geht, Einkäufe zu tätigen. „Ich kaufe unten im Tal ein. Dann muss die Ware in Big Packs verpackt und mit dem Traktor zum Abflugplatz gebracht werden“, erklärt sie. „Der Hubschrauber fliegt die Lebensmittel und Getränke nach oben.“ Ein teures Unterfangen, das auch in die Kalkulation der Hüttenbewirtschaftung miteinberechnet werden muss. Jedes Stück, das man selbst trägt, kommt ohne Transportkosten nach oben. Anna kam nach jedem Ausflug ins Tal wieder gerne nach oben. „Wenn man so viel Zeit oben auf dem Berg verbringt, ist die Rückkehr in die Zivilisation wirklich schwer“, beteuert sie.

Fünf Stunden Schlaf sind schon ein Luxus

Wanderer und auch die Einheimischen zeigen sich überrascht, wenn sie hören, dass die Gamskar­kogelhütte erstmals von zwei Frauen bewirtschaftet wird. „Wir haben sehr viel positives Feedback erhalten“, freut sich Veronika. „Offenbar ist den Leuten der ‚weibliche Touch‘ schnell aufgefallen. Es ist vielleicht alles ein bisschen lieblicher als bei einem männlichen Pächter. Bei uns stehen halt auch Blumen auf dem Tisch und das fällt wohl ins Auge.“ Die Tage auf der Gamskarkogelhütte sind lang und beginnen früh: Aufgestanden wird um ca. 4.30 Uhr. Morgens wird der Holzofen eingeheizt, Frühstück für die Übernachtungsgäste vorbereitet und gleich der erste Kuchen gebacken. Danach werden die Bettenlager und Gemeinschaftsräume aufgeräumt und geputzt. Veronika ist die Köchin, die Wanderer mit Kaspressknödel, Nudelsuppe, Fleischknödel, Eintöpfe und Jausen überrascht.

Die Hühner legen die Eier, wenn sie nicht gerade mit den Murmeltieren spielen

Anna hingegen ist die Bäckerin, deren Schwarzbeerroulade, Buchteln und Eierlikörgugelhupf sich gleich im ersten Sommer herumgesprochen haben. Die Eier für die feinen Kuchen stammen von den elf Hühnern, die mit auf den Berg gezogen sind und sich mit den wild lebenden Murmeltieren angefreundet haben. Ist die Hütte voll ausgebucht, übernachten über 20 Gäste auf dem Gamskarkogel. An einem schönen Sommertag kommen tagsüber bis zu 250 Wanderer und wollen verköstigt werden: Zur Hütte gelangt man von Bad Hofgastein, von Bad Gastein und vom Großarltal. Sie liegt auch auf dem „Salzburger Almenweg“.

Der Tag endet mit Abendessen zubereiten, Geschirrspülen und Aufräumen. „Vor Mitternacht kommen wir selten ins Bett. Jeden Abend setzen wir uns mit einem Gute-Nacht-Schnapserl zu unseren Gästen. Das gehört einfach dazu“, erklärt Anna. „Und die Hütte ist uralt, man hört jeden Schritt – auch nachts.“ Die Hütte wurde einst für Erzherzog Johann gebaut, der gerne im Gasteinertal zur Jagd ging. Teile der Küche stammen noch aus dieser Zeit, doch der Alpenverein hat die Hütte immer wieder adaptiert: So etwa gibt es eine moderne Photovoltaik-Anlage und seit 2020 auch eine UV-Filteranlage, die Regenwasser zu Trinkwasserqualität aufbereitet. Quelle gibt es auf dem Gipfel keine.

Die Glücksmomente überwiegen die schwere Arbeit

Trotz der harten und schweren Arbeit, den vollen Tagen und vielen Handgriffen, haben Veronika und Anna ihr Glück auf dem Gamskarkogel gefunden. „Es gibt so viele wunderbare Augenblicke da oben, wie etwa die Sonnenaufgänge oder wenn die Schafe morgens rund um die Hütte liegen“, erzählt Veronika. „Oder wenn man im Herbst die Hirschbrunst im Talkessel hört oder der Adler über der Hütte kreist. Auch die Nächte sind magisch schön: Durch die Höhe und die klare Luft scheint die Milchstraße zum Greifen nahe.“ Am Ende ihrer ersten Saison konnten sich Veronika Gruber und Anna Enzinger nur schwer von ihrer Gamskarkogelhütte trennen. Nach dem offiziellen Saisonende wanderten sie bis Wintereinbruch ein bis zwei Mal wöchentlich auf den Gamskarkogel, um nach dem Rechten zu sehen. Auch im Winter waren sie einige Mal oben.

Die Sommersaison 2021 beginnt auf der Gamskarkogelhütte voraussichtlich Anfang Juni. Veronika Gruber und Anna Enzinger freuen sich dann über jeden Wanderer, der an die Hüttentür klopft. www.gamskarkogelhuette.at

Quelle: SalzburgerLand Tourismus GmbH

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