Das Tirol Panorama - Rundblick in die Geschichte Tirols
Der Bergisel im Süden der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck ist ein in mehrerlei Hinsicht bedeutendes Gelände: als historischer Kriegsschauplatz, an dem die Tiroler 1809, zur Zeit der Napoleonischen Kriege, gegen Franzosen und Bayern mehrere Schlachten schlugen, als sportliches Zentrum für Skisprungwettkämpfe und – seit 2011 – als musealer Ort, der zwei Ausstellungsgebäude in einem vereint.
Bisher hatte der Bergisel in Bezug auf seine Gedenkstätten ein eher verstaubtes Image, doch das neue Tirol Panorama setzt dazu einen Kontrapunkt. Für den Museumskomplex wurde das bestehende Kaiserjägermuseum um einen großzügigen modernen Anbau erweitert, und hier fand unter anderem eines der symbolträchtigsten historischen Exponate Tirols seinen neuen Platz: das Riesenrundgemälde von Michael Zeno Diemer aus dem Jahr 1896, das auf 1.000 m2 Leinwand eine Rundsicht auf die dritte Bergiselschlacht im August 1809 zeigt, als das Land versuchte, sich von der bayerischen Besatzung zu befreien. Auf insgesamt 27 Leinwandbahnen von 10,7 Metern Höhe verewigten Diemer und sein Team nicht nur die Kämpfe der Mannen rund um Andreas Hofer, sondern auch das historische Innsbruck. Bis vor wenigen Jahren war das Gemälde in einer dazugehörigen Rotunde in der Stadt selbst untergebracht, jetzt wurde es restauriert und nach neuesten museumstechnischen Maßstäben am Bergisel wirkungsvoll in Szene gesetzt – inklusive zentraler Besucherplattform, ausgeklügelter Lichttechnik und einem so genannten faux terrain, einer künstlichen Landschaft zwischen Bild und Betrachter.
Um in die Rotunde, das Herzstück des Gebäudes zu gelangen, wandelt man zuerst – innerhalb des Museums – darum herum, vorbei an den Protagonisten der Napoleonischen Kriege, die auf hohen Sockeln thronen, durch die so genannte Blutwanne, wo die Fronten mit echtem und originalgetreu nachgebautem Kriegsgerät aus der Zeit nachgezeichnet werden. Ein weiterer Bereich des vom Architekturbüro Stoll.Wagner geplanten Prestigeprojekts ist als Verbindungstrakt zwischen dem Rundbau für das Riesenrundgemälde und dem Kaiserjägermuseum angelegt. Dieser ist dem Schauplatz Tirol gewidmet, einer Ausstellung, in der einzelne Aspekte aus der Tiroler Geschichte beleuchtet werden. Religion, Mensch, Politik und Natur sind die Schlagworte, unter denen Tirol und die Tiroler dort subsummiert werden. Das Heilige Land Tirol mit Frömmigkeit, Aberglaube und der Bedeutung des Glaubens in Alltag und Politik wird hier ebenso dargestellt wie das Land im Gebirge, ebenfalls eine Bezeichnung, mit der Tirol immer wieder bedacht wird. Die Bedeutung der Berge, ihre identitätsstiftende Kraft, die Auseinandersetzung mit der Natur sind die Themen dieses Bereiches. Über „echte“ und „falsche“ Tiroler kann man sich informieren und amüsieren, das Fremd- und Selbstbild der Tiroler steht hier im Zentrum. In Die Behauptung Tirols wird der Mythos Freiheit, werden seine Triebfedern Antizentralismus und Traditionalismus unter die Lupe genommen.
Quelle: Tiroler Landesmuseen