Das Unglück für kurze Zeit vergessen
Koki Yoshida hatte einen Traum, er wollte Pianist werden. Doch mit dem Erdbeben vor fünf Monaten ist dieser Traum in weite Ferne gerückt. Auf seinem Klavier wird er nie wieder spielen können. Denn der Konzertflügel steht im Haus seiner Eltern, mitten in der Todeszone, zehn Kilometer vom Kraftwerk Fukushima entfernt. Der 15jährige weiß, dass er nie wieder dorthin zurückkehren kann, alle Dokumente und Möbel - darunter auch sein geliebtes Klavier - sind zerstört und verstrahlt.
„Als das Beben begann, dachten wir es sei ein gewöhnliches Erdbeben. Doch dann sind Bücherregale, der Kühlschrank und sogar die Kacheln im Bad von der Wand gefallen. Wenig später habe ich die Flutwelle gesehen und danach waren alle alten Häuser der Stadt plattgewalzt“, schildert Koki den Tag der Katastrophe, den er in seinem Hochhaus erlebte. Der Unmut des Jungen richtet sich gegen den AKW-Betreiber Tepco. „Sie haben immer gesagt, es ist absolut sicher“, und sagt im selben Augenblick „heute kümmert sich keiner von denen um uns“. Gemeinsam mit seiner Familie lebt er nun bei den Großeltern, außerhalb der 20km Zone auf engstem Raum aber in Sicherheit.
Koki Yoshida ist einer von 23 Jugendlichen die alle ein ähnliches Schicksal teilen und nun für drei Wochen ihren Alltag vergessen wollen. Sie sind nach Österreich auf Erholungs- und Kultururlaub eingeladen worden. Koki und seine zehnköpfige Gruppe sind in Tirol in Kramsach angekommen während der zweite Teil der Jugendlichen die Steiermark bereist.
"Kein Eindruck der Hilflosigkeit, sondern ein Geschenk"
Die Reise wurde von Rotary International initiiert und von vielen privaten Sponsoren finanziert, die dem krisengeschüttelten Japan ein Geschenk machen wollen. Doch „Hilfe“ und „Mitleid“ will Ernst Laschan, selbst Rotarier und Begleiter der Grupp,e nicht erwecken. „Mit diesem Projekt soll nicht der Eindruck der Hilflosigkeit Japans entstehen, sondern wir wollen Japan und gerade jenen Jugendlichen die es nicht so leicht haben, ein Geschenk machen“, erklärt Laschan die Motivation der Reise. Ursprünglich hätte es ein Hauptstädte-Trip durch Österreich werden sollen. Doch Ernst Laschan kontaktierte seinen langjährigen Freund Leo Meixner, den ehemaligen Mitarbeiter des TVB Alpbachtal Seenland, und dieser hat sogleich Kontakt zu Hotels, Restaurants, Busunternehmer und Freizeitanbieter aufgenommen.
„Alle haben unverzüglich ihre volle Unterstützung zugesagt und in kürzester Zeit haben wir ein Programm auf die Beine gestellt“, sagt Leo Meixner. Kramsach pflegt seit über 25 Jahren einen freundschaftlichen und intensiven Kontakt zur Partnerstadt Azumino in Japan. Aus diesem Anlass wurde der Freundschaftsverein Kramsach – Azumino gegründet, der sich Kultur- und Jugendaustausch zur Aufgabe gemacht hat. Auch die hier verweilenden „Long-Stay-Urlauber“ aus Japan - darunter Hiroshi Uota, der bereits seit vier Jahren in Kramsach urlaubt - wollten die Kinder unterstützen und haben ihnen ein Taschengeld gespendet.
Rafting, Sightseeing und ein Gruß des Landeshauptmanns
Die Jugendlichen haben ein buntes Programm vor sich. Mit dem Porsche geht´s zum Rafting nach Imst mit Sport Ossi, sie übernachten im vier-Sterne-Hotel Kramsacher Hof und der örtliche Busunternehmer Lanzinger organisiert die Transfers. Beim Gappenhof und Brantlhof in Kramsach bekommen die Kinder deftige Jausen und in Rattenberg tischt Rainhard Hacker süße Mehlspeisen auf. Bei all den kulinarischen Köstlichkeiten ist es doch die Landschaft, die dem japanischen Grüppchen am besten gefällt. Beeindruck vom Bergsee Zireinsee überreichte der Landeshauptmann Günther Platter jedem noch einen Rucksack. Rotary-Club Rattenberg unter der Leitung von Rainhard Hacker bot sich als Patenorganisation an.
Einmal wieder Kind sein und neuen Mut fassen
Jeder von ihnen hat das Beben, die Flutwelle und die darauf folgende Nuklearkatastrophe hautnah miterlebt und seine eigene Geschichte zu erzählen. Sie alle haben ihre Lebensgrundlage verloren und können nicht mehr in ihre Häuser zurück, aber durch diesen Aufenthalt haben die Jugendlichen wieder Lebensmut bekommen. Koki Yoshida ist von Österreich begeistert und hat auf seiner Reise durch das Musikland Österreich wieder neuen Mut gefasst. „Wenn ich nach Japan wieder zurück kehre, werde ich sich mir eine Alternative suchen, wo ich in Zukunft Klavier üben kann“ sagt Koki.
Quelle: Alpbachtal Seenland Tourismus