Ein Bilderbuch der Baustile - Architektur in Franken
Für das fränkische Renaissance-Genie Albrecht Dürer war „der Nutzen ein Teil der Schönheit“. Kaum ein Ausspruch würde besser passen, um die Architektur Frankens zu beschreiben. Wie in einem Bilderbuch der Baustile entdeckt man hier die unterschiedlichsten Epochen. Dabei zeigt sich, dass Franken nicht nur der Fachwerk- Romantik gerecht wird, sondern noch viel mehr an architektonischen Höhepunkten zu bieten hat – vom Mittelalter bis zur Moderne. Dazu zählen natürlich Burgen-, Kirchen und Schlossbauten wie etwa die Kaiserburg Nürnberg, die Plassenburg Kulmbach, Schloss Johannisburg in Aschaffenburg, Kloster Banz und die Basilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein oder die Cadolzburg im Romantischen Franken, die ab dem 23. Juni 2017 der neuen Ausstellung „HerrschaftsZeiten! Erlebnis Cadolzburg“ ein Zuhause bietet. Doch es müssen nicht immer die großen Repräsentations- und Sakralbauten sein: Eine Reise durch Franken führt genauso zum „Tropfhaus“ des einfachen Mannes, zur schlichten Schönheit der Jurahäuser oder zu einer vorbildlichen Arbeitersiedlung.
Facetten des Fachwerks
Dennoch wäre gerade Franken ohne seine Fachwerkhäuser kaum vorstellbar. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wurde auf diese Weise gebaut. Doch vor allem verbindet man das Fachwerk mit dem Mittelalter und der Renaissance. In vielen fränkischen Altstädten scheint es, als ob man angesichts der Häuser direkt in diese Zeit zurückversetzt werden würde. Ob Forchheim in der Fränkischen Schweiz, Königsberg i.Bay. in den Haßbergen, Wertheim im Lieblichen Taubertal, Bad Staffelstein im Obermain•Jura, Karlstadt im Fränkischen Weinland oder Miltenberg mit seinem Fachwerkensemble „Schnatterloch“ im Spessart-Mainland: All diese Orte sind hervorragende Beispiele für den Charme, den die ausdrucksstarken Fachwerkhäuser versprühen. Besonders deutlich spürt man dies in Frankens ehemals freien Reichsstädten, zu denen unter anderem Nürnberg, Dinkelsbühl und Rothenburg ob der Tauber zählen.
Barocker Neubeginn
Viele Gebäude aus dem Mittelalter und der Renaissance haben in Franken die Jahrhunderte überdauert – doch ungezählt sind die, die zwischen 1618 und 1648 den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges zum Opfer fielen. Ganze Städte wurden in dieser Zeit verwüstet und oft stand buchstäblich kein Stein mehr auf dem anderen. Doch die fränkischen Herrscher verstanden dies auch als Chance, diese Städte wie Phoenix aus der Asche ersteigen zu lassen und sie nach der neuesten Mode zu gestalten. So hielt der Barock Einzug in Franken und beschenkte das heutige Urlaubsland mit eleganten und prachtvollen Bauten, die noch heute viel von der Eleganz dieser Zeit ausstrahlen.
Biedermeier-Flair und der Geist der Gründerzeit
Wenn auch Frankens Altstädte in großen Teilen von denen bis ins 18. Jahrhundert entstandenen Bauten geprägt werden, so finden sich doch zahlreiche Ensembles jüngeren Datums. In der Rhön beispielsweise schwelgt man in Bad Bocklet im Flair des Biedermeiers oder wandelt in Bad Kissingen zwischen den klassizistischen Kurbauten. Für eine besonders schöne architektonische Blüte sorgte die Jahrhundertwende in Franken: Eigentlich als Hort der Renaissance und der Neugotik bekannt überrascht etwa Coburg mit über 50 herrlichen Jugendstilbauten, darunter etwa das beinahe geschlossene Häuserensemble in der Mohrenstraße. Unübertroffen aber ist Fürth: Mit über 2.000 erhaltenen Baudenkmälern gilt sie als die Stadt mit der höchsten Denkmaldichte in Bayern. Viele dieser Bauten zeugen von der Zeit, als sich Fürth zu einer bedeutenden Industrie- und Handelsstadt entwickelte. Ganze Straßenzüge, zum Beispiel die Hornschuchpromenade oder die Königswarterstraße sind vom Historismus und Jugendstil geprägt.
Von hier war es nur noch ein kleiner Sprung bis zur modernen Architektur, wie sie sich etwa am „Neuen Museum“ in Nürnberg, am „Himbeerpalast“ in Erlangen oder am „Museum Georg Schäfer“ in Schweinfurt zeigt. Die architektonische Gegenwart und die Vergangenheit sind in Franken kein Widerspruch. In vielen fränkischen Städten bewiesen die Architekten unserer Zeit großes Fingerspitzengefühl, wenn es darum ging, neue Bauten in die historische Substanz aus der Renaissance oder dem Barock einzubetten. Besonders gut gelungen ist dieser Balanceakt beim „Ebracher Hof“ in Schweinfurt oder beim ehemaligen Waisenhaus, der Orangerie und dem „Ulmer Hof“ in Eichstätt.
Repräsentation in den Residenzstädten
Als besonders baufreudig erwiesen sich die Markgrafen aus dem Hause Hohenzollern. Wer etwa durch Ansbach schlendert, erhält angesichts des Ergebnisses barocker Stadtplanung einen hervorragenden Einblick in die Ideenwelt des 18. Jahrhunderts. Die markgräfliche Residenz, die Orangerie, zahlreiche Bürgerhäuser ebenso wie der Predigtsaal der Gumbertuskirche oder die Synagoge ergeben zusammen ein äußerst elegantes barockes Bild.
Quasi aus dem Nichts ließ im 17. Jahrhundert Markgraf Christian Ernst die Erlanger „Neustadt“ entstehen. In unmittelbarer Nähe des bis dahin unbedeutenden Ortes Erlangen legte er eine barocke Planstadt für die aus Frankreich geflohenen Hugenotten an: mit schnurgeraden Straßen- und Platzfronten sowie einheitlichen Fassaden. Zusammen mit dem Schloss, der Orangerie und dem Markgrafentheater gehört diese Planstadt, die die Ordnung im Staatswesen des Markgrafen widerspiegeln sollte, heute zu den am besten erhaltenen Anlagen dieser Art in Deutschland.
Mit barocker Pracht von Weltrang empfängt Bayreuth, einst ebenfalls markgräfliche Residenzstadt, seine Besucher: Hier war es vor allem die kunstsinnige Markgräfin Wilhelmine, die der Stadt ihren barocken Charme verlieh. Die Eremitage, das Neue Schloss, Schloss Fantaisie und das markgräfliche Opernhaus, das zum UNESCO-Welterbe zählt und im Frühjahr 2018 nach mehrjähriger Sanierung wieder eröffnet wird, setzen hier architektonische Höhepunkte.
Verschmolzen mit der Landschaft
Gebaut wurde im ländlichen Franken schon immer mit dem, was ohne lange Transportwege verfügbar war. Gerade deshalb wirken die typischen fränkischen Hauslandschaften oft so, als würden sie mit ihrer Umgebung verschmelzen. Auf besondere Weise gilt dies beispielsweise für den Frankenwald: Hier wurde und wird nicht nur Schiefer abgebaut. Der grau-blau schimmernde Stein wurde auch auf den Dächern der Häuser verlegt und schmückt deren Fassaden. Als einheitliches Schieferensemble präsentiert sich so zum Beispiel das Dorf Steinbach a.d.Haide bei Ludwigsstadt.
Im Naturpark Altmühltal hingegen wird nicht Schiefer in den Steinbrüchen gewonnen, sondern heller Kalkstein wie zum Beispiel der Juramarmor oder der Solnhofener Plattenkalk. Beides verwendete man, um damit über Jahrhunderte hinweg die für die Region typischen Jurahäuser zu bauen. Aus den Bruchsteinen wurden die Mauern errichtet, die Kalkplatten kamen als tonnenschwerer Legschiefer aufs Dach, die Wände wurden mit Kalk verputzt. In den vergangenen Jahren ist die Wertschätzung für diese Häuser wieder gestiegen, viele von ihnen wurden behutsam saniert. Heute dienen sie nicht nur als Wohnhäuser oder – wie im Fall des Jura-Bauernhof-Museums in Hofstetten in der Nähe von Eichstätt – als Museum, sondern sie laden unter dem Motto „Zu Gast im Denkmal“ auch zum Übernachten ein.
Den besten Überblick zu diesem Thema bieten die Freilandmuseen des Urlaubslands. Das Fränkische Freilandmuseum in Bad Windsheim im Steigerwald, das Freilandmuseum Fladungen in der Rhön, das Kirchenburgmuseum Mönchsondheim bei Iphofen im Fränkischen Weinland oder im Fichtelgebirge das Oberfränkische Bauernhofmuseum Kleinlosnitz bei Zell und das Freilandmuseum Grassemann in Warmensteinach vermitteln mit ihren zahlreichen Bauernhäusern, Scheunen oder Mühlen, wie die ländliche Bevölkerung in Franken früher gebaut, gewohnt und gearbeitet hat.
Quelle: Tourismusverband Franken e.V.