In Mecklenburg-Vorpommern ist Kranich-Saison
Mecklenburg-Vorpommern begrüßt die Kraniche: Zu Tausenden rasten die so genannten "Vögel des Glücks" bis Anfang November in den Flachwassergebieten zwischen Bodden und Seenplatte. Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft werden zum Höhepunkt der Herbstrast Anfang Oktober zwischen 50.000 und 70.000 Kraniche erwartet, im Müritz-Nationalpark rechnet man mit der Ankunft von ungefähr 11.000 Zugvögeln. Das einzigartige Naturschauspiel der Kranichrast und den Flug der Kraniche zu den Nahrungsflächen im Morgengrauen und zurück zu den Schlafplätzen in der abendlichen Dämmerung können Urlauber und Einheimische auf zahlreichen Exkursionen und Ausflügen erleben.
Das Kranich-Informationszentrum in Groß Mohrdorf bei Stralsund vermeldet bereits zu Beginn der Kranich-Saison einen großen Zustrom der Tiere: Insgesamt erreichten bis Mitte September rund 25.000 Kraniche die Rastplätze in der so genannten "Rügen-Bock-Region" im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Die Gegend, zu der unter anderem die Inseln Bock und Hiddensee sowie Teile der Ostseeinsel Rügen und Zingst gehören, gilt als eines der wichtigsten Rastgebiete der Kraniche in Mitteleuropa. Allein am Hauptschlafplatz der Kraniche vor der Insel Großer Werder zählten Mitarbeiter des Kranich-Informationszentrums am 18. September rund 14.000 Vögel. "Damit hat sich die Zahl der Kraniche, die zu diesem Zeitpunkt am wichtigsten Schlafplatz im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft angekommen sind, im Vergleich zum Durchschnitt der Vorjahre mehr als verdoppelt", sagt Dr. Günter Nowald, Leiter des Kranich-Informationszentrums. Er erkläre sich die zu diesem frühen Zeitpunkt außergewöhnlich hohe Zahl der rastenden Kraniche am Schlafplatz Großer Werder mit der ruhigen Thermik und dem schönen Herbstwetter, das für die aus Skandinavien kommenden Vögel wie ein Aufbruchssignal gewirkt haben könnte.
In kleineren Scharen, aber als Naturspektakel nicht weniger eindrucksvoll, haben sich außerdem bisher rund 2.500 Kraniche im Müritz-Nationalpark in der Region rund um den Rederangsee versammelt. Bedingt durch die Niederschläge der letzten Wochen haben die Vögel ihre Schlafplätze auf eine dem Rederangsee vorgelagerte Wiese verlegt, die sich durch das anhaltende Hochwasser in ein Flachwasser verwandelt hat, in dem die Vögel nachts stehend schlafen.
Auf ihrem Weg in die Überwinterungsgebiete im Süden legen die Kraniche mehrere tausend Kilometer zurück und schöpfen in den Nationalpark-Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns Kraft für den Weiterflug. Mit einem herbstlichen Konzert trompetentonartiger Rufe kündigen sie ihre Ankunft in MV an. Auch die charakteristische, keilförmige Flugformation der Kraniche wird in den nächsten Wochen häufig am Himmel über den Rastgebieten zu sehen sein, wenn die Zugvögel gegen Abend die Futtersuche auf den abgeernteten Feldern der Region beenden und zu ihren Schlafplätzen in den flachen Gewässern der Boddenregion und der Seenplatte zurückfliegen. Urlauber und Einheimische, die das eindrucksvolle Naturschauspiel des Kranichfluges in den frühen Morgenstunden beziehungsweise in der Dämmerung aus nächster Nähe erleben möchten, haben dazu vielerorts Gelegenheit. Dr. Nowald empfielt vor dem Aufbruch zur Kranich-Beobachtung einen Besuch der Ausstellung des Informationszentrums in Groß Mohrdorf, die jährlich rund 15.000 Gäste zählt. Interessierte erhalten dort unter anderem aktuelle Informationen zum Kranichbestand an den Rast- und Schlafplätzen der Region sowie Empfehlungen zur Lage der besten Beobachtungsplätzen. "Kraniche sind sehr scheue Vögel, die im Schlaf und bei der Rast nicht gestört werden dürfen", so der Kranich-Experte. Daher sei es wichtig, bestimmte Verhaltensregeln zu befolgen: Besucher sollten ausreichend Abstand zu den Kranichen auf den Nahrungsplätzen halten und auf hektische Bewegungen, Blitzlicht und auffällige Kleidung verzichten.
"Beobachten - ohne zu stören" im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
In verschiedenen Beobachtungseinrichtungen, beispielsweise bei Tankow auf der Insel Ummanz, bei Bisdorf oder bei Hohendorf an der südlichen Boddenküste, können Naturliebhaber vor Sonnenaufgang beziehungsweise -untergang und an einigen Standorten auch tagsüber rastende oder überfliegende Kraniche beobachten. Die Region um den Kranich-Rastplatz Pramort im östlichen Teil der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst kann zum Schutz der Tiere bis Anfang November nur mit einer Nationalpark-Card betreten werden, die in der Nationalpark-Informationseinrichtung Sundische Wiese verkauft wird, und mit der Interessierte am Tag des Erwerbs vom 15.00 bis 19.00 Uhr Scharen von Kranichen beobachten können.
Gäste des Ostseeheilbades Zingst können zu verschiedenen Ausflügen ins Reich der Kraniche im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft aufbrechen. Die Kurverwaltung Zingst lädt zu einer sechsstündigen Exkursion "Erlebnis Kranich" ein, die noch bis zum 30. Oktober immer dienstags, donnerstags und freitags am Kurhaus in Zingst startet. Der Ausflug, der eine Kutschfahrt und eine Wanderung zur Hohen Düne Pramort sowie die Nationalpark-Card und einen Picknickbeutel beinhaltet, kostet 31 Euro für Erwachsene beziehungsweise 22 Euro für Kinder bis zwölf Jahre und muss spätestens am Vortag der Tour gebucht werden. Außerdem werden eine Radwanderung mit dem Titel "Zingst entdecken - Kraniche erleben" und eine Ortsführung "Zingst und die Kraniche" angeboten. Nähere Informationen finden Interessierte unter www.zingst.de.
Zu den Rastplätzen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft können Gäste außerdem mit den Fahrgastschiffen der Reederei Zingst und der Reederei Hiddensee aufbrechen, deren vierstündige Beobachtungstouren ab Schaprode, Zingst oder Stralsund von einem Experten des Kranich-Informationszentrums Groß Mohrdorf begleitet werden. Über die Tourenangebote inklusive "Kranichmenü" informieren die Reedereien auf ihren Internetseiten www.reederei-hiddensee.de und www.reederei-zingst.de.
Mit dem Kranich-Ticket auf Beobachtungstour im Müritz-Nationalpark
Der Nationalpark-Service Müritz in Federow bietet noch bis Ende Oktober das neu aufgelegte Kranich-Ticket an, mit dem Naturfreunde täglich in den frühen Abendstunden an einer geführten Wanderung zu den Schlafplätzen der Kraniche rund um den Rederangsee teilnehmen können. Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren zahlen 7,50 Euro, jüngere Besucher sind kostenlos mit dabei. Im Ticketpreis ist die Fahrt mit dem Kranichbus inbegriffen, der die Teilnehmer von der Steinmole in Waren (Müritz) zum Startpunkt der Führung an der Nationalpark-Information in Federow oder Schwarzenhof und zurück bringt. Weitere Informationen erhalten Interessierte unter www.nationalpark-service.de oder telefonisch unter 03991 668849.
Kraniche von der Seeseite aus beobachten können Urlauber und Einheimische beispielsweise mit den Schiffen der Müritzer Flotte. Die Reederei startet bis Ende Oktober jeweils mittwochs und samstags zu einer dreistündigen "Kranichtour" ab der Steinmole in Waren (Müritz) zu den Schlaf- und Rastplätzen auf der Halbinsel "Großer Schwerin". Die Abfahrtszeit richtet sich nach der Dämmerung. Weitere Informationen bietet die Internetseite www.mueritzer-flotte.de.
"13. Woche des Kranichs 2011" im Kranich-Informationszentrum Groß Mohrdorf
Die Möglichkeit, sich über die "Vögel des Glücks" zu informieren, bietet sich außerdem während der "13. Woche des Kranichs" vom 25. September bis zum 2. Oktober 2011. Im Rahmen eines abwechslungsreichen Programms können sich Besucher beispielsweise einer der morgendlichen oder abendlichen Exkursionen zur Beobachtungsplattform Bisdorf anschließen oder am "15. European BirdWatch Day" am 1. Oktober mit einem Mitarbeiter des Kranich-Informationszentrums den Bestand der Kraniche vor Ort erfassen.
Am 29. September 2011 um 19.00 Uhr präsentiert der Naturfotograf Dr. Christoph Franz Robiller bei einem Vortrag mit dem Titel "Wandervögel - Das Jahr der Kraniche" im Deutschen Meeresmuseum in Stralsund eindrucksvolle Aufnahmen, die während seiner Reisen entlang der westeuropäischen Zugroute der Kraniche entstanden sind. Weitere Informationen zum Programm der Festwoche unter: www.kraniche.de
Quelle: Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.