Kriegerische Korallen und majestätische Überlebungskünstler
Das Korallenriff und Europas größter Quallenkreisel waren Neuland für den Zoo Rostock. Die beiden exotischen Unterwasserwelten haben sich prächtig entwickelt und gehören zu den Besuchermagneten. Nach nur einem Jahr gab der Zoo Rostock bereits selbst gezüchtete Quallen an andere Einrichtungen ab.
„Die florierende Quallenzucht kommt einer kleinen Sensation gleich“, sagte Kuratorin Antje Zimmermann. Diese gilt als höchst kompliziert und gelingt nicht vielen Zoos. „Der Erfolg hat uns auch Anerkennung von langjährigen Fachleuten eingebracht.“
Regenwald des Meeres
Korallen existieren bereits seit über 390 Millionen Jahren. Korallenriffe sind die größten Bauwerke der Natur. Sie waren und sind Lebensraum für eine Vielzahl verschiedener Tiergruppen und tragen maßgeblich zur Artenvielfalt der Ozeane bei. Durch die Vielzahl verschiedener ökologischer Nischen in den Riffen konnten und können neue Tierarten entstehen, sich ausbreiten und neue Lebensräume besiedeln. Deshalb nennt man sie auch die Wiege der Evolution.
Knapp 60 m³ Salzwasser fasst das rund 7,50 Meter breite und 3,50 Meter hohe Korallenriffaquarium, das zur Eröffnung des DARWINEUM noch nicht fertig war. Die Wassersäule hat eine Höhe von 2,70 m. Der Besucher erhält durch eine Acrylglasscheibe Einblick in das Korallenriff, den sogenannten Regenwald des Meeres. Ein Korallenriff zeichnet sich durch eine besonders hohe biologische Vielfalt aus. Mit Weich- und Steinkorallen sowie Korallenfischen beherbergt das Rostocker Riff ganz typische Bewohner dieser weltweit vorhandenen Unterwasserkunstwerke. „Was man gar nicht für möglich hält, einige Korallenarten verhalten sich kriegerisch, verschaffen sich mit aller Macht Platz und zerstören dabei auch ihr Umfeld“, so Zimmermann weiter. „Ein Korallenriff aufzubauen und sorgsam zu entwickeln, setzt ein enormes Wissen über diese Biotope voraus.“
Gegenwärtig leben etwa 100 Tierarten, davon ca. 50 verschiedene Korallenarten und 40 Arten Korallenfische wie beispielsweise der Blau-gelbe Doktorfisch sowie Scheibenanemonen, Röhrenwürmer, Muscheln, Schnecken und Krebse in dem Becken. Nach und nach werden weitere Fischarten eingesetzt. Bis zu 1.000 Fische können perspektivisch in Vergesellschaftung mit den Stein- und Weichkorallenarten leben. Das Korallenriff im Aquarium verändert und entwickelt sich somit stetig. Das bunte Unterwasserleben wird im Rahmen einer Langzeitbeobachtung durch Schüler des Erasmus-Gymnasiums Rostock untersucht.
Begehrte Rostocker Quallen
Die wahren Überlebenskünstler sind jedoch die Quallen, die zu den ältesten Tieren der Erdgeschichte gehören und deshalb einen besonderen Platz im DARWINEUM und der Geschichte der Evolution einnehmen. Ihr Zuhause haben die Gepunkteten Wurzelmundquallen in Europas größtem Quallenkreisel. Eine künstliche Strömung sorgt in dem 6 m³ großen Wasserbecken für natürliche Lebensbedingungen. „Unsere Quallen faszinieren die Besucher“, sagte Tierpfleger Detlef Grafunder. „Sie bewegen sich majestätisch und strahlen eine unglaubliche Ruhe aus. Das überträgt sich automatisch auf den Betrachter.“
Nach nur einem Jahr hat der Zoo Rostock bereits die ersten Quallen aus eigener Zucht an andere Einrichtungen abgegeben. So schwimmen jetzt auch im Hamburger Tierpark Hagenbeck 20 „Rostocker“ Wurzelmundquallen und 15 dieser Prachtexemplare im SEALIFE am Timmendorfer Strand. „Niemand hat vor einem Jahr damit gerechnet, dass wir innerhalb so kurzer Zeit in die erfolgreiche Quallenzucht einsteigen können“, so Grafunder.
Im nicht öffentlichen Bereich befindet sich die Versorgungstechnik für die beiden Unterwasserwelten mit einer Wasseraufbereitungsanlage, Quarantänebecken, Zuchtaquarien und Versorgungstechnik für Wärme, Energie, Wasser und Luftfeuchtigkeit. „Das war absolutes Neuland und es hat schon gedauert, sich da durchzufinden. Wir müssen die ganze Technik beherrschen, weil da direkt das Leben unserer Tiere von abhängt: Fehler sind nicht erlaubt“, betonte Grafunder.
Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie unter der Adresse www.zoo-rostock.de
Quelle: Zoologischer Garten Rostock gGmbH