Lebendige Tradition in Baden-Württemberg erleben

Kein Flößerfest ohne Floß. Auf dem Pendelfloß werden die Gäste über die Kinzig zur Festwiese gefahren. - Lebendige Tradition in Baden-Württemberg erleben

Lange Zeit wurde Holz auf Flüssen transportiert. Dann kam die Eisenbahn. Wie schön, dass das Handwerk der Flößerei heute wieder lebendig ist und geschätzt wird. Zum Beispiel beim Flößerfest in Schiltach im Kinzigtal im Schwarzwald.

Krachend und knackend dreht sich der Stock unter den behandschuhten Händen des Flößers. Was vor wenigen Sekunden noch der feste Ast eines Haselnussstrauches war, wird unter den staunenden Blicken der kleinen Zuschauergruppe erst geschmeidig, dann zu einem hübschen, leicht gewölbten Kranz gedreht und verknotet. „Fertig“, sagt Andreas, fährt sich mit dem weißen Hemdsärmel über die verschwitzte Stirn und hält mit der anderen Hand stolz den Haselnusskranz in die Höhe. „Wenn du die Wiede jetzt noch zwei, drei Tage ins Wasser legst, wird sie geschmeidig wie ein Seil.“ Lächelnd drückt er das kleine Holzkunstwerk einer jungen Frau in die Hand, die interessiert zuschaut. Die Männer haben heute beim Flößerfest in Schiltach genug Kränze für den Eigenbedarf gedreht - jetzt wird verschenkt.

Ein uraltes Handwerk

Schiltach und die Flößerei sind eng miteinander verbunden. Das langgezogene Schwarzwaldstädtchen an der engsten Stelle des Kinzigtals war lange Zeit eine Art Umschlagplatz der Holzwirtschaft. Hier, an der großen Lehwiese, wo die Schiltach in die Kinzig mündet, war einer der vielen Arbeitsplätze der Flößer. Als Tagelöhner bereiteten sie hier die Baumstämme vor, bohrten Löcher und banden die Stämme mit den Wieden der Länge nach zu sogenannten Gestören zusammen. Mehrere Gestöre wurden dann zu Gestörflößen zusammengefügt. Diese waren Transportmittel und Ware zugleich und wurden von den Flößern über teilweise halsbrecherische Flussabschnitte bis ins 70 Kilometer entfernte Kehl transportiert, wo die Kinzig in den Rhein mündet.

Schiltach und die Flößerei sind eng miteinander verbunden.

Tradition zum Anfassen

Die Stimmung beim Flößerfest ist ausgelassen. Viele Gäste haben auf den langen Bänken Platz genommen, schunkeln zur Musik oder unterhalten sich. Andere schlendern über das Gelände und besuchen die Flößer an ihren Stationen, wo sie die traditionelle Holzbearbeitung vorführen. Ein langes Gestörfloß liegt bereits in der Kinzig und bewegt sich sanft im Wasser. Obwohl es schon recht fahrtüchtig aussieht, wird das Floß heute für das Fest verlängert. Ein Vereinsmitglied steht auf einem Gestör gegenüber der Bohrstation und wartet auf seinen Einsatz, gestützt auf den Flößerhaken. Am Ufer arbeiten fünf Flößer abwechselnd mit Axt und Wiedbohrer, einem Werkzeug, das wie ein überdimensionaler Korkenzieher aussieht, an den Baumstämmen. Sie bohren Löcher in das dünne und das dicke Ende der Stämme. Dann stießen sie den Stamm in den Fluss, wo er mit dem Flößerhaken an das Gestör gezogen und mit den Wieden vertäut wurde.

Die Arbeit der Flößer war vielfältig und bestand nicht nur aus dem Bau des Floßes und der Fahrt. Dennoch drehte sich für die meisten das ganze Jahr über alles um den wertvollen Baustoff Holz. Im Winter waren viele Flößer in den Bergen unterwegs, fällten das geschlagene Holz, befreiten es von Ästen und Rinde und transportierten es über die "Riesen", eine Art Rodelbahn, in die Flusstäler, wie zum Beispiel das der Kinzig. Im Frühjahr, wenn der Wasserstand der Flüsse hoch war, wurden kleinere Stämme und Hölzer in Richtung Rhein geflößt, d.h. auf dem Wasser treiben gelassen. Das war die einfachste Art des Transports. Allerdings musste die Flößerei begleitet werden, um verkeiltes Holz wieder zu lösen. In guten Jahren wurden bis zu 30.000 Festmeter Holz zum Rhein geflößt. Das entspricht einer Holzmasse von 30 Kilometern Länge und je einem Meter Höhe und Breite. Die großen Stämme wurden von April bis November in Gestörflößen ins untere Kinzigtal gebracht. Dort wurde das Holz zu riesigen Rheinflößen zusammengebunden und weitertransportiert. Anschließend ging es für die Flößer zu Fuß zurück nach Schiltach. Im nächsten Winter begann der Kreislauf von neuem.


Neue Beiträge sofort lesen? Folgen Sie dem Tambiente Urlaubsmagazin bei Google News.


Erhitzen, eindrehen, einweichen: So einfach wird aus einem Stock ein Seil zum Floßbinden gemacht.

Feuer und Funkenflug

Die Luft über den schwarzen Kohlen flimmert vor Hitze. Schmied Sebastian zieht das Eisen aus dem kunstvoll improvisierten Schmiedefeuer, das er zwischen den Wiedendrehern und der Kinzig auf einem Kohlegrill entfacht hat. Schnell dreht er sich einmal um die eigene Achse, legt das glühende Eisen auf den Amboss und schlägt mit dem Hammer darauf. Er schmiedet einen Floßhaken. „Das ist ein gebogener Haken, der auf einen starken Stock gesteckt wird“, erklärt der Schmied der kleinen Schar, die sich, angelockt von Feuer und Funkenflug, neugierig um die kleine Schmiedestation drängt. Der Floßhaken war ein wichtiges Werkzeug der Flößer. Damit konnten sie das Holz gut greifen und drehen. Sebastian ist der einzige Darsteller auf dem Fest, der keinem Flößerverein angehört. Alle anderen gehören entweder zum Schiltacher oder zum Wolfacher Verein, die das Fest gemeinsam ausrichten.

Ende und Renaissance der Flößerei

Mit dem Bau der Eisenbahn kam die Flößerei im Kinzigtal zum Erliegen. Das Handwerk, das über Jahrhunderte vom Vater an den Sohn weitergegeben wurde, geriet in Vergessenheit und mit ihm das tief verwurzelte Wissen über den Fluss und seine Bäume. Im Frühjahr 1998, mehr als 100 Jahre nachdem das letzte Floß die Kinzig hinunterfuhr, gründete sich der Schiltacher Flößerverein, um das alte Erbe wieder aufleben zu lassen. Mit großem Erfolg, wie die Gäste des Flößerfestes
bestätigen können. Die modernen Flößer gehen zwar im Winter nicht mehr in den Wald, um Bäume zu fällen. Aber sie bauen und fahren die Flöße genau wie früher. Mit ihrer intensiven Forschungsarbeit und ihrer Liebe zur Tradition haben sie dieses immaterielle Kulturerbe wieder zum Leben erweckt.

Weitere Informationen über die Flößer und das Kinzigtal finden Sie unter: schiltacher-floesser.de; schwarzwald-kinzigtal.info und schwarzwald-tourismus.info

Mehr Inspiration gesucht? Tipps für alle Top-Reiseziele findest du beim Tambiente Urlaubsmagazin.

Quelle: Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg

Die Region Stuttgart präsentiert sich vom 18. bis 26. Januar 2025 auf der CMT / Foto: © Stuttgart-Marketing GmbH, Sarah Schmid
14.01.2025

Die Region Stuttgart präsentiert sich vom 18. bis 26. Januar 2025 auf der CMT

Auf der diesjährigen CMT präsentiert die Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH gemeinsam mit über 30 Partnern ein breites Spektrum an neuen Produkten und Angeboten.
mehr erfahren
Schokoladenmuseum in Köln / Foto: © Uwe Hintz auf Pixabay
14.01.2025

Schokoladenmuseum Köln feiert Besucherrekord: 706.000 Gäste im Jahr 2024

Das Schokoladenmuseum in Köln hat einen historischen Besucherrekord aufgestellt: Mit 706.000 Gästen im Jahr 2024 verzeichnete das privat geführte Erlebnismuseum die höchste Besucherzahl seit seiner Eröffnung.
mehr erfahren
Sonnenuntergang vor Schäferwagen am Schwäbischen Albtrauf. / Foto: © TMBW / Pacini
14.01.2025

Baden-Württemberg 2025 von spät bis früh erleben

Wer bei Nacht nur ans Schlafen denkt, findet in Baden-Württemberg vom Safarizelt bis zum Luxushotel vielfältige Unterkünfte, die nach einem langen Sightseeing-Tag zum Entspannen und Träumen einladen.
mehr erfahren
Auch 2025 locken die SCHLOSSLICHTSPIELE von 14. August bis 14. September wieder zu einem Medienkunst-Ereignis vor das Karlsruher Wahrzeichen. / Foto: © John Tettenborn und Kourtney Lara Ross, Discourse, Foto Jürgen Rösner
14.01.2025

Destination Karlsruhe startet auf der CMT mit neuem Auftritt ins Tourismusjahr 2025

Die Destination Karlsruhe präsentiert sich auf der CMT in Stuttgart vom 18. bis 26. Januar 2025 mit neuem Logo, neu gestalteten Broschüren und einer komplett überarbeiteten Homepage.
mehr erfahren
Geschäftsführer des Ferienlandes DONAURIES e. V. Klemens Heininger, Projektleiterin Lorena Eberhart, Geschäftsführer Magenta4 Klaus Dorsch und Landrat Stefan Rößle präsentieren das DONAURIES Magazin 2025. / Foto: © Fabian Weiß LRA
13.01.2025

Neue Tourismusbroschüre DONAURIES Magazin 2025 vorgestellt

Das Ferienland DONAURIES startet mit dem neuen DONAURIES Magazin 2025 ins Jahr 2025. Die Broschüre ist soeben erschienen und ab sofort online verfügbar.
mehr erfahren
Von Wandertouren bis Radabenteuer: Die Fahrrad & WanderReisen in Halle 9 macht Lust auf Naturerlebnisse. / Foto: © Landesmesse Stuttgart GmbH & Co. KG
10.01.2025

Wochenenden voller Abenteuer für jeden Geschmack auf der CMT 2025

Die CMT bringt Abenteuerlust und Reisefieber 2025 auf ein neues Level. Mit ihren beliebten Tochtermessen sorgt die Veranstaltung an zwei Wochenenden für Inspiration und Erlebnisse, die in Erinnerung bleiben.
mehr erfahren
Gästeführerin Angelika Trummer führt durch Neumarkt / Foto: © Amory Salzmann Fotografie
10.01.2025

Neumarkt im Januar 2025 entdecken

Neumarkt in der Oberpfalz bietet 2025 eine Fülle an Highlights, die sowohl Einheimische als auch Besucher begeistern. Tauchen Sie ein in die bunte Welt der Pfalzgrafenstadt und entdecken Sie die schönsten Seiten der Region.
mehr erfahren
Magisches Tropenleuchten beginnt und verzaubert den Zoo Leipzig / Foto: © Zoo Leipzig
09.01.2025

Heute beginnt Magisches Tropenleuchten 2025 im Zoo Leipzig

Die Generalprobe ist geglückt, das Magische Tropenleuchten 2025 kann beginnen. Vom heutigen 9. Januar bis zum 9. Februar 2025 wird der Zoo Leipzig immer donnerstags bis sonntags in ein faszinierendes Licht getaucht.
mehr erfahren
Musikfestspiele in Potsdam / Foto: © PMSG I André Stiebitz
08.01.2025

Ein Jahr voller Höhepunkte: Der Potsdamer Veranstaltungskalender 2025

Potsdam feiert 2025 mit einem Programm aus Kultur, Geschichte und Film. Das Jahr steht im Zeichen mehrerer Jubiläen. Vor 35 Jahren, im Dezember 1990, wurden die Potsdamer Schlösser und Gärten in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.
mehr erfahren
Schimpansenweibchen Kisha mit ihrer Tochter geboren am 31.12.2024 / Foto: © Zoo Leipzig
08.01.2025

Schimpansennachwuchs und Magisches Tropenleuchten im Zoo Leipzig

Schimpansennachwuchs in der einzigartigen Menschenaffenanlage Pongoland und Magisches Tropenleuchten vom 9. Januar bis 9. Februar 2025 im Zoo Leipzig.
mehr erfahren