Mord in der Castingshow

Meinen letzten Interviewtermin des Tages habe ich mit Thomas Hermanns verabredet. Er ist Comedian, Moderator, schreibt Comedy-Programme, unter anderem für Kaya Yanar und Michael Mittermeier, realisiert Musicals und verfasst (Dreh-)Bücher: Auf der Buchmesse stellt er seinen neuen Roman vor.

„Mörder Quote“ lautet der Titel Ihres Comedy-Thrillers, können Sie schon was zur Geschichte verraten?

„Ja. Die Geschichte spielt in einer sehr erfolgreichen deutschen Castingshow mit dem Titel „Music Star 3000“ und meine Heldin ist Tanya, eine glamouröse Fernsehmoderatorin, Ex-Model, die in der Mitte der Jury gelandet ist, zwischen dem Macho und dem Trottel und alles geht eigentlich den Gang, den er immer geht bei Castinshows, bis auf einmal Morde im Umfeld der Show und dann auch vor laufender Kamera passieren. Und schließlich die Kandidaten und alle rein gezogen werden, und man eben merkt, dass Blut die letzte Konsequenz von Casting ist.“

Hand aufs Herz: Mögen Sie Castingshows?

„Ich mag zwei Sorten von Castingshow: Ich mag die sanfteren wie „Voice“ oder auch „X-Factor“, aber auch die klassischen, vielleicht auch zynischen Formate. Da kann ich nicht weggucken, ich kann es aber auch nicht lange gucken. Ich kann so zehn Minuten gucken, wie Herr Bohlen jemanden beleidigt, aber dann muss ich auch wieder raus. Aber es hat eine große Faszination, weil es eben schon so dramatisch aufgebaut ist und ich als Theaterwissenschaftler liebe natürlich die Dramatik und bleibe auf jeden Fall immer hängen.“

Welche ist Ihre Lieblingscastingshow?

„Die allerliebste, die allerdings nur in Amerika läuft, heißt „Glee Project“, da werden Leute für die Sendung „Glee“ gesucht und in Deutschland ist die allerliebste entweder „The Voice of Germany“ oder, man darf ja auch nicht vergessen, dass Stefan Raab eine Art Castingshow gemacht hat, und Lena zum Beispiel ein guter Beweis dafür ist, dass man durch eine Castingshow sogar den Grand Prix gewinnen kann und fortlaufenden Erfolg haben kann. Insofern Raab oder Naidoo – das wären meine Favoriten.“

Was fasziniert die Menschen an Castingshows, vor allem, an „Deutschland sucht den Superstar“, die nach dem amerikanischen Vorbild „American Idol“ konzipiert wurde?

„Bei DSDS und American Idol ist ja vor allem die Schadenfreude ganz hoch, obwohl das in Amerika kein Wort ist, aber hier sehr stark. Man kann das ja sehen, dass diese Vorcastings, wo ja wirklich ganz bekloppte Leute vorbeikommen, die wirklich gar nichts können, höhere Einschaltquoten haben als die eigentlichen Shows. Die Leute wollen oft sehen, wie sich jemand zum Affen macht. Aber ich habe das Gefühl, dass dieser Trend schon durch ist und dass dieser Zynismus und diese Art von Sendung sich dem Ende nähert. Man sieht es ja schon bei Supertalent, bei den Quoten, es läuft nicht mehr so richtig rund, sondern das diese softeren Formen wie „The Voice“ und auch „X-Factor“ eigentlich nach vorne kommen und die Leute lieber sehen möchten, dass die Kandidaten wirklich was können und besonders singen können, denn darum geht es ja auch“.

„Mörder Quote“ ist nicht Ihr erster Roman, inwieweit haben Sie sich als Autor weiterentwickelt?

„Das ist ja mein drittes Buch. Das erste war ein Buch über die Geschichte der Discomusik und mein persönliches jugendliches Erwachen, das zweite war ein Comedybuch übers Fliegen. Das ist das erste Mal, dass ich reine Fiction geschrieben habe, also mich wirklich hinter die Charaktere begeben habe und ich habe mich ja geschickt aufgeteilt: Zum einen in die glamouröse Moderatorin und zum anderen in den jungen Kandidaten, der es wissen will. Das war für mich eine neue Erfahrung. Ich muss sagen, das hat so Spaß gemacht, dass man gar nicht mehr wieder zurückkommt. Wenn man einmal Figuren geschrieben hat, da habe ich schon Blut geleckt und ich glaube, dass ich da weiter machen will.“

Ihr Roman beginnt ja damit, dass Ihre Protagonistin Tanya die ersten Falten entdeckt und man erfährt, dass sie auch mit ihrem Alter geschummelt hat. In Wirklichkeit ist sie über 40, was niemand wissen darf. Ist es für Frauen im Showgeschäft generell schwerer als für Männer?

„Ja, es ist für Frauen im Showgeschäft schwerer als für Männer. Besonders für diese Frauen, die im Fernsehen für Glamour und Sexappeal gebucht werden. Und das war mir ganz wichtig, dass ich mal eine Lanze brechen wollte, für die Frauen, die oft von den Redaktionsbossen oder Produzenten als schmückende Beigabe an den Mann gestellt werden, auch in der Moderation. Die haben einen richtig schweren Job. Sie müssen nicht nur richtig gut moderieren können, sie müssen immer top aussehen, in den Kleidern, die sich kein Mann vorstellen kann. Das habe ich ja auch ausführlich geschrieben: das klassische Rote-Teppich-Steh-Kleid - wenn man sich setzt, bricht man sich eine Rippe. Die Unterkonstruktionen sind furchtbar und es ist hart, gerade in Deutschland, sexy und schön als Frau zu sein. Weil manchmal Deutschland so ein Land ist, das es nicht würdigt. Dieselben Frauen haben in Italien oder Frankreich ein leichteres Leben. Und darum wollte ich wirklich in dem Buch mal zeigen, was diese scheinbar Rote-Teppich- oder Glamour-Frauen eigentlich für einen Job machen, wie hart der ist, gerade in einer Männerdomäne, sich dann auch immer so angucken zu lassen. Man ist dafür gebucht, aber man will da vielleicht auch raus, das beschäftigt meine Heldin natürlich ganz stark.“

Comedy-Programme, Sie sind Autor, Sie haben das Musical „Kein Pardon“ realisiert – Was dürfen die Fans in Zukunft von Ihnen noch erwarten?

„Das nächste ist glaube ich, dass der Roman durchaus einmal verfilmt werden könnte, da sind wir jetzt schon in Gesprächen. Dann wäre doch mal die Frage, wer spielt denn meine Tanya? Und dann vielleicht doch „Mörder Quote – Das Musical“, können wir auch noch machen. Da bin ich auch schon dran an den Zweitverwertungen. Vielleicht auch ein Krimi-Theaterstück? Zudem habe ich gerade einen Plot geschrieben für eine Kinokomödie und will mich da mal reingeben in das Thema Familienkomödie, Deutschland mit Schwung und guter Laune.“

Was ist Ihr Lieblingsbuch?

„Mein Lieblingsbuch ist Christopher Isherwood „Goodbye to Berlin“, woraus das Musical „Cabaret“ wurde, da haben wir es wieder. Also ich glaube, ich mag auch Bücher, aus denen dann tolle Musicals geworden sind.“

Was raten Sie jungen Autoren?

„Es gibt ja jetzt den Trend für junge Autoren, die keinen Verlag finden, es selber rauszubringen, per Self-Publishing. Das ist eine gute Möglichkeit, für Leute, die einfach nicht unterkommen. Ich bin ja selber noch ein junger Autor, mit drei Büchern ist man ja auch noch in einer anderen Welt drin, und hier auf der Messe ist man ja fast erschlagen von den vielen Büchern, die es auf der Welt gibt. Ich glaube, das ist ein Problem in Deutschland, dem Land der Dichter und Denker. Hier schreibt jeder in seinem stillen Kämmerlein und entweder bin ich genial oder nicht. Ich würde zu Teamwork raten, ich würde auch mal jemand anderen reingucken lassen. Enge Zusammenarbeit mit dem Lektorat oder einem Verlag ist ratsam. So ein Buch hat dann oft viel mehr Väter und Mütter als der einzelne Autor zugeben will und davon profitieren die amerikanischen und englischen Kollegen und da können wir uns ein bisschen was von abschneiden.“

Lieber eBooks oder Papierbuch?

„Die Grundfrage der Saison. Also für den Autor ist das Papierbuch, wenn er es in der Hand hat, eine besondere Sache. Bei „Mörder Quote“ fände ich es aber auch interessant, wenn man bei der eBook-Version die Clips der Kandidaten gucken könnte, das wäre eine tolle Sache. Auch das Disco-Buch wäre ein spitzen eBook, weil man da alle Disco-Clips noch reinpacken kann. Es gibt Stoffe, wo sich das anbietet, wenn es so richtig hohe Literatur ist, die bleiben soll, dann, glaube ich, muss es auf Papier sein.“

Der Comedy-Thriller „Mörder Quote“ ist im Goldmann Verlag erschienen (ISBN: 3442476380) und kostet € 8,99.

Und so geht auch die Frankfurter Buchmesse 2012 für mich zu Ende. Ich habe viele interessante Leute kennengelernt, neue Erkenntnisse gewonnen und die neuesten Trends bewundern können.

Bis zum nächsten Jahr, wenn es wieder heißt: Eine Reise in die Welt der Bücher.

Quelle: Bianca Breuer (Redaktion Tambiente)

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