Närrisch von Blasius bis Faschingsdienstag

Matschgerer, Huttler, Muller und Roller: Hinter diesen fantasievollen Namen verbergen sich Figuren aus dem Tiroler Fasnachtsbrauchtum, das auch heute noch die Faschingszeit in Innsbruck und seinen 25 Feriendörfern prägt. Wer gerne einen Tag lang in die farbenprächtige Welt der mystischen Gestalten mit den kunstvoll geschnitzten Masken eintauchen möchte, hat während der Faschingszeit in den Feriendörfern genügend Gelegenheit dazu. In ihren aufwändig gearbeiteten Gewändern und ihren bizarren Fasnachtsmasken führen sie vor, wie man hierzulande dem Winter den Garaus macht. Hinter den Masken verbergen sich übrigens (fast!) durchwegs Männer – die beim Tiroler Fasnachtsbrauchtum auch liebreizende Frauengestalten darstellen.

Eine ganz besondere Fasnachtsfigur sind die so genannten Wampeler (von „wampert“ = dickbauchig), die beim Axamer Wampelerreiten buchstäblich die tragende Rolle spielen. Nur alle vier Jahre (das nächste Mal 2015) bestreiten sie einen großen Umzug in Axams und gehen dabei nach strengen, althergebrachten Regeln vor. Ein weiter roter Rock, das weiße Hemd mit Heu prall gefüllt, eine schwarze Mütze auf dem Kopf, vor dem Gesicht eine Holzmaske mit schönen Zügen – so ziehen die Wampeler bei ihrer ersten Runde durchs Dorf. Erst bei der zweiten Dorfrunde geht’s dann so richtig zur Sache: Dann beginnt nämlich ein Wettkampf, bei dem die Zuseher, die Reiter, versuchen müssen, auf den Rücken der unförmigen Gestalten zu springen, also sie zu reiten, auf den Rücken zu werfen und deren weißes Hemd zu beschmutzen. Die Reiter dürfen allerdings nur von hinten angreifen; so ist ein Wampeler, der mit dem Rücken zu einer Hausmauer steht, tabu. Zu diesem Ritt, der das Besiegen des Winters symbolisieren soll, nehmen die Wampeler übrigens ihre Masken ab, damit ihr Gesichtsfeld nicht eingeschränkt wird.

In Rum, einem der so genannten MARTHA-Dörfer (= Mühlau, Arzl, Rum, Thaur, Absam) pflegt man den Brauch des Mullerlaufens alljährlich ab dem 7. Januar, wenn die „Peitschenschnaller“ den unüberhörbaren Auftakt geben. Ab dann sind die Figuren der Halbweißen, Melcher, Zaggler und Zottler (sie repräsentieren die vier Jahreszeiten), die Hexen, Klötzler und – die prunkvollsten von allen – die Spiegeltuxer, im Dorf, auf Bällen und in Gasthäusern der Umgebung unterwegs. Seit 2011 gehören die Rumer Muller ebenso wie ihre Fasnachtskollegen der MARTHA-Dörfer zum Unesco-Weltkulturerbe. Alle vier Jahre bildet ein Großer Mullerumzug den Höhepunkt der Rumer Fasnacht, aber auch das in den Jahren dazwischen stattfindende Große Mullerschaugn ist immer ein Anlass für Staunen und Heiterkeit. Auf www.rumer-muller.at stellen sich die Rumer Muller näher vor.

Ähnliche, wenn auch in jedem Dorf mit Besonderheiten versehene Figuren gehen in Götzens, Aldrans, Ellbögen, Lans und Patsch in die Fasnacht. In Götzens sind es die Maschgerer, die während der Faschingszeit im Dorf umgehen. In Aldrans treten nicht nur Zaggler, Zottler, Schiangianer, Klötzler und Spiegeltuxer auf, zu Beginn des närrischen Treibens schlägt auch der Bojazl seine Kapriolen. In Ellbögen findet alle zwei Jahre ein Huttlerschaug’n statt und in Lans ziehen am Unsinnigen Donnerstag die Schellenschlager durchs Dorf – ausgerüstet mit Kuhglocken an einem breiten Gurt um die Taille treiben sie mit rhythmischen Sprüngen den Winter aus. In Patsch ist das Brauchtum das gleiche, nur nicht die ausführenden Personen. Denn die Männer des Ortes sollen – wie die Dorflegende erzählt – Ende der 1950er-Jahre einmal zu faul zum Schellenschlagen gewesen sein, weshalb kurzerhand die Frauen diese wichtige Aufgabe übernahmen – und seither auch nicht mehr aus der Hand gaben.

In Zirl ist die Fasnacht von den Türggelern geprägt, deren Kostüm aus Maisblättern (Mais = Türggen) gemacht ist, wohingegen die Völser nie ohne ihren Völser Joggl, das Symbol für den Fasching, in die Fasnacht gehen würden. Er wird am Blasiustag mit Schnaps „wiedererweckt“ und wacht nun bis zum Faschingsdienstag über die Völser Narren. An diesem letzten Tag der närrischen Zeit, der von den Tamperern mit Trommelschlägen begonnen wird, wird der Joggl wieder eingegraben und muss bis zum folgenden Jahr auf den nächsten belebenden Schluck Schnaps warten.

Auf die Suche nach „dem Schianen“ begeben kann man sich in Igls beim traditionellen Schiane giahn. Wer da so „schian“, also schön daher kommt, das ist natürlich der Frühling, der bei diesem Tiroler Fasnachtsbrauch herbeigetanzt werden soll. Denn einem Tanz gleicht der Brauchtumszug der lieblichen und wilden Masken, die sich in einer überlieferten Schrittfolge und Choreografie bewegen. Brauchtumsgruppen aus allen Feriendörfern rund um Innsbruck nehmen an diesem jahrhundertealten Ritual der Wintervertreibung teil, das alle drei Jahre stattfindet, das nächste Mal am 22. Januar 2012.

Quelle: Innsbruck Tourismus