Naturwunder Deutschlands 2025: Die Breitachklamm begeistert mit Urgewalt und Schönheit
Sie sind selten, eindrucksvoll und oft jahrtausendealt: die Naturwunder Deutschlands. Um auf diese besonderen Landschaften aufmerksam zu machen, rufen die Heinz Sielmann Stiftung und der Deutsche Wanderverband jedes Jahr zur öffentlichen Abstimmung auf. Die Initiative soll außergewöhnliche Naturphänomene in den Fokus rücken, das Umweltbewusstsein stärken und die Vielfalt unserer heimischen Natur würdigen.
Seit 2007 findet die jährliche Online-Wahl auf der Website der Heinz Sielmann Stiftung statt. Nach einem öffentlichen Vorschlagsverfahren wählt eine Fachjury neun Naturwunder aus, die anschließend zur Abstimmung stehen. In diesem Jahr – vom 11. August bis zum 28. September 2025 – gaben über 26.600 Menschen ihre Stimme ab. Das Ergebnis war eindeutig: Mit 28,73 Prozent der Stimmen gewann die Breitachklamm in den Allgäuer Alpen den begehrten Titel „Deutschlands Naturwunder des Jahres 2025“.
Die jährliche Naturwunderwahl zeigt eindrucksvoll, wie groß das Interesse an Deutschlands Naturschätzen ist. Sie vereint Wandern, Entdecken und Staunen und lenkt die Aufmerksamkeit auf Orte, an denen Natur, Geschichte und Biodiversität auf einzigartige Weise erlebbar sind. Die Initiative wird von Jahr zu Jahr beliebter und hat sich längst als feste Größe im Kalender vieler Natur- und Wanderfreunde etabliert.
Die Breitachklamm – Urgewalt der Natur und Rückzugsort für seltene Arten
Mit donnerndem Tosen bahnt sich die Breitach ihren Weg durch massives Gestein und hat dabei eine der spektakulärsten Schluchten Mitteleuropas geformt: die Breitachklamm bei Oberstdorf im Allgäu. Die enge Felsenschlucht verläuft auf rund 2,5 Kilometern Länge vom Ortsteil Tiefenbach bis nahe zur Walserschanz im österreichischen Kleinwalsertal. Die bis zu 150 Meter hohen, senkrechten Felswände ragen in die Höhe und bilden einen faszinierenden Canyon, der sich über Jahrtausende in das Gestein gegraben hat.
Bereits seit 1905 ist die Klamm touristisch erschlossen. Heute zieht sie jährlich rund 300.000 Besucher an, die das eindrucksvolle Naturschauspiel auf sicheren Stegen und Brücken hautnah erleben können. Und doch ist die Breitachklamm mehr als ein Naturphänomen – sie ist ein Paradebeispiel für nachhaltigen Tourismus. Gesicherte Wege lenken die Besucherströme gezielt, sodass empfindliche Bereiche geschützt bleiben. Je nach Jahreszeit verändert sich das Bild der Schlucht: Im Winter bilden sich bizarre Eisformationen, während die Breitach im Frühling mit gewaltiger Schmelzwasser-Power durch die Enge schießt.
Auch in ökologischer Hinsicht ist die Klamm bemerkenswert. In dem feucht-kühlen Mikroklima gedeihen Moose, Farne und viele andere feuchteliebende Pflanzen. Die klaren, sauerstoffreichen Wasserläufe bieten ideale Bedingungen für Tiere wie Bachforellen, Wasseramseln – tauchende Singvögel – und Amphibien wie den Alpensalamander. In den schwer zugänglichen Hängen lassen sich mit etwas Glück sogar Gämsen beobachten, die hier Rückzugsräume finden.
Dass Naturerlebnis und Naturschutz Hand in Hand gehen, zeigt auch das Engagement des Breitachklammvereins, der 2023 einen eigenen Nachhaltigkeitsausschuss gegründet hat. Die Wahl zum Naturwunder 2025 ist somit auch eine Anerkennung für den behutsamen Umgang mit diesem besonderen Naturraum. Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde von der Heinz Sielmann Stiftung bringt es auf den Punkt: „In der Breitachklamm wird die Kraft der Natur sichtbar und zugleich Wissen vermittelt – eine besondere Verbindung aus Geotop, Erlebnis und Bildung.“
Deutschlands verborgene Naturjuwele – die weiteren Kandidaten im Überblick
Neben der Breitachklamm standen acht weitere beeindruckende Naturwunder zur Wahl, die jeweils auf ihre eigene Weise faszinierende Beispiele für die Vielfalt, Schönheit und Schutzwürdigkeit deutscher Natur sind. Ob schroffe Felsformationen, geheimnisvolle Quellen oder stille Urwälder: Die Nominierten zeigen, wie unterschiedlich und doch einzigartig Natur sein kann.
Platz 2: Der Blautopf in Blaubeuren (Baden-Württemberg)
Der Blautopf in Baden-Württemberg erreichte mit über 5.400 Stimmen den zweiten Platz. Die intensiv türkisfarbene Karstquelle liegt am Fuß der Schwäbischen Alb, ist ein geologisches Phänomen und ein Ort voller Mythen. Er ist der Einstieg in eines der größten und noch nicht vollständig erforschten Höhlensysteme Deutschlands. Er liegt direkt am Qualitätswanderweg Blaubeurer Felsenstieg und begeistert Besucher mit seiner märchenhaften Atmosphäre. Als Eingang zum UNESCO-Geopark Schwäbische Alb zieht der Blautopf jährlich Tausende Besucher an.
Platz 3: Der Wasserbaum bei Ockensen (Niedersachsen)
Der Wasserbaum bei Ockensen in Niedersachsen ist ein Naturkunstwerk aus Kalk, das über Jahrzehnte durch kalkhaltiges Quellwasser gewachsen ist. Das Tuffgebilde wirkt wie versteinertes Wasser und bietet feuchtigkeitsliebenden Moosen und Flechten einen idealen Lebensraum. Ein Rundwanderweg mit Naturlehrpfaden macht das Erlebnis auch pädagogisch wertvoll – perfekt zum Staunen und Lernen in der freien Natur.
Platz 4: Die Externsteine (Nordrhein-Westfalen)
Die Externsteine in Nordrhein-Westfalen sind Zeugen der Erdgeschichte. Die rund 80 Millionen Jahre alten Sandsteinformationen ragen wie urzeitliche Statuen in den Himmel des Teutoburger Walds. Einst waren sie eine Kultstätte, heute sind sie ein Naturdenkmal und Lebensraum für seltene Arten wie Orchideen und Uhus. Gesicherte Treppen und Stege machen die Felsen begehbar und bieten spektakuläre Aussichten.
Platz 5: Dreimühlen-Wasserfall (Rheinland-Pfalz)
Der Dreimühlen-Wasserfall in Rheinland-Pfalz ist Deutschlands einziger „wachsender Wasserfall“. Kalkhaltiges Wasser lagert hier Travertin ab, sodass der Wasserfall jährlich um mehrere Zentimeter wächst. Ein Geotop, das sich sichtbar verändert und das Besucher auf familienfreundlichen Rundwegen wie der „Wasserfall-Runde“ das ganze Jahr über bestaunen können.
Platz 6: Der Staatsbruch Lehesten (Thüringen)
Der Staatsbruch Lehesten in Thüringen ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Rückkehr der Natur. Wo einst Schiefer abgebaut wurde, finden sich heute stille Wasserflächen, Pionierwälder und artenreiche Biotope. Bartfledermäuse, Uhus, Schlingnattern und sogar Luchse sind hier heimisch. Das Gebiet liegt am Grünen Band und lässt sich auf Wanderwegen wie dem Rennsteig hervorragend erkunden.
Platz 7: Die Lange Anna auf Helgoland (Schleswig-Holstein)
Die Lange Anna auf Helgoland ist Deutschlands bekanntester Küstenfelsen. Die 47 Meter hohe rote Sandsteinsäule ist nicht nur ein Wahrzeichen der Insel, sondern auch ein wichtiger Brutplatz für Seevögel wie Basstölpel, Trottellumme oder Eissturmvogel. Ein gut ausgebauter Klippenweg führt zur Felsnadel und ist mit Infostationen über Vogelschutz und Meeresökologie ausgestattet.
Platz 8: Die UNESCO-Buchenwälder Serrahn (Mecklenburg-Vorpommern)
Die UNESCO-Buchenwälder von Serrahn in Mecklenburg-Vorpommern zählen zu den ältesten naturnahen Laubwäldern Deutschlands. Hier hat sich der Wald über Jahrhunderte nahezu ungestört entwickeln können. Urige Buchen, Moore, Seen und eine reiche Artenvielfalt prägen das Bild. Auf dem Wald-Erlebnis-Pfad oder bei einer geführten Rangertour können Besucher erleben, was „Urwald“ wirklich bedeutet.
Platz 9: Der Obersee der Rurtalsperre (Nordrhein-Westfalen)
Der Obersee der Rurtalsperre in der Eifel ist ein verwunschenes Wasserlabyrinth mit einem verzweigten Uferbild. Daher trägt er den Beinamen „Amazonas der Eifel”. Biber, Schwarzstorch und Eisvogel finden hier ideale Lebensräume. Wanderwege und Aussichtspunkte machen den See zu einem lohnenden Ziel für Naturfreunde, der in die stille Wildnis des Nationalparks Eifel eingebettet ist.
Naturschätze zum Erleben – und zum Schützen
Ob imposante Schluchten, wachsende Wasserfälle, mystische Quelltöpfe oder urwüchsige Buchenwälder – die Naturwunderwahl 2025 zeigt eindrucksvoll, wie facettenreich und schützenswert Deutschlands Natur ist. Die Breitachklamm verbindet als Siegerin eindrucksvolle Geologie, lebendige Artenvielfalt und nachhaltigen Tourismus auf beispielhafte Weise. Doch auch die anderen Nominierten erinnern daran, wie viele kostbare Orte es in Deutschland zu entdecken gilt – nicht nur mit Wanderstiefeln, sondern auch mit offenem Herzen für die Schönheit der Natur.
Quelle: Torsten Commotio
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