Neue Wege und besondere Erlebnisse

Kaum eine Zeit eignet sich besser zum Wandern als der Frühling: Die Temperaturen steigen langsam an, die brütende Hitze ist jedoch noch weit entfernt, gleichzeitig erwacht die Natur zu neuem Leben. Wer sich in NRW auf den Weg macht, hat die Qual der Wahl: Es gibt nicht nur zahlreiche prominente und zum Teil auch im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnete Wanderwege, sondern auch viele kleinere Pfade, auf denen es aber mindestens genauso viel zu entdecken gibt.

Bekannt sind vor allem die Hermannshöhen, der Eifelsteig, der Rothaarsteig und der Rheinsteig - alle vier gehören zu den aktuell 15 "Top Trails of Germany". Eifel-, Rothaar- und Rheinsteig sind zugleich Premiumwege, die vom Deutschen Wanderinstitut das Deutsche Wandersiegel erhalten haben. Insgesamt gibt es 20 solcher Premiumwege in NRW. Dazu kommen 18 Routen, die vom Deutschen Wanderverband als "Qualitätswege Wanderbares Deutschland" ausgezeichnet worden sind.

Wandeln auf neuen Wegen

Gleich mehrere Wege werden in diesem Jahr neu eröffnet, darunter der Naturerkundungspfad "Wilder Weg" im Nationalpark Eifel. Er ist zwar nur 1,5 Kilometer lang, hat jedoch eine Besonderheit: Er ist barrierefrei. So können auch blinde, gehbehinderte und gehörlose Menschen an zehn meist interaktiven Stationen Wissenswertes über Wildnis, Waldentwicklung und die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt erfahren.

Am 17. Mai 2014 wird mit dem Trödelsteinpfad eine weitere "Rothaarsteig-Spur" offiziell eröffnet. Namensgebend für die gut zehn Kilometer lange Route ist ein Naturdenkmal bei Emmerzhausen. Wer auf die Trödelsteine hinaufklettert, wird mit einem herrlichen Ausblick auf das Siegerland belohnt. Neben dem Trödelsteinpfad gibt es fünf weitere "Rothaarsteig-Spuren". Sie alle sind als Halb- oder Ganztagestouren konzipiert und zwischen 10 und 16 Kilometer lang. Das Deutsche Wanderinstitut hat sie bereits als Premiumwege zertifiziert.

Nicht allzuweit entfernt, bei Netphen in der Region Siegerland-Wittgenstein, eröffnet ein weiterer Weg: der Siegquellpfad, der über den Kamm des Rothaargebirges verläuft. Er ist zwar nur 600 Meter lang, kann aber mit einem rund 1,5 Kilometer langen Spaziergang durch die Wälder nahe der Siegquelle kombiniert werden. Auf dem Siegquellenpfad erklären verschiedene Stationen den Landschaftsraum und die Besonderheiten am Wegesrand. Der etwas längere Weg ist ein Walderlebnispfad, ein verschlungener Trampelpfad abseits befestigter Wege. Um alle Sinne anzusprechen sind sechs Erlebnisstationen eingerichtet, an denen das komplexe Ökosystem Wald und der besondere Rohstoff Holz spielerisch erlebt werden können.

In der Region Teutoburger Wald ist Mitte April bereits der Paderborner Karstrundweg eröffnet worden. Der 12,5 Kilometer lange Rundweg befasst sich mit beeindruckenden Naturphänomenen in der Region und führt durch eines der größten Karstgebiete Deutschlands.

Besondere Entdeckungen

Neu ist der Viadukt Wanderweg im Paderborner Land zwar nicht, trotzdem gehört er zu den unbekannteren Routen. Dabei hat er gerade für Eisenbahnfreunde viel zu bieten: Altenbeken verfügt nicht nur über eine 044er-Museumsdampflok, die mitten im Ort steht. Hier steht auch ein mächtiges Eisenbahnviadukt, das sich durch die spektakuläre Beleuchtung seiner Bögen jeden Abend in ein imposantes Lichtkunstwerk verwandelt. Die besondere Eisenbahnatmosphäre der Stadt lässt sich bei einer Wanderung über den 29 Kilometer langen "Viadukt Wanderweg" hautnah erleben. Immer wieder ergeben sich hier Ausblicke auf das mächtige Viadukt, die größte steinerne Eisenbahnbrücke Europas.

Ein besonderes Erlebnis ist gerade im Frühling auch eine Wanderung durch die Narzissenwissen in der Eifel. Rund um die Osterzeit verwandeln die Wildblumen Teile des Nationalparks in ein prächtiges Blütenmeer. Die knapp zwölf Kilometer lange Narzissenroute startet und endet in dem hübschen Eifelstädtchen Monschau, das ebenfalls einen Besuch wert ist.

Ein Naturerlebnis der besonderen Art bietet sich Wanderern auch am Rothaarsteig. Hier leben Wisente, die größten Landsäugetiere Europas, seit kurzem wieder in freier Wildbahn. Sie sind die einzigen frei lebenden Tiere ihrer Art in Westeuropa. Für Besucher gibt es die "Wisent-Wildnis". Dort können Wanderer in einem rund 20 Hektar großen naturbelassenen Areal eine kleine Wisentgruppe aus nächster Nähe erleben. Die frei lebenden Wisente können Besucher zwar theoretisch auch beobachten. Hier ist die Wahrscheinlichkeit, ein Tier zu erblicken, jedoch deutlich geringer, da die am 11. April 2013 freigelassenen Wisente auf einer Fläche von mehr als 10.000 Hektar leben.

Wer mehr über die Natur und die Region um sich herum erfahren möchte, kann sich sowohl am Rothaarsteig als auch in der Eifel einer Rangertour anschließen. Im Nationalpark Eifel sind die Touren kostenlos, auf dem Rothaarsteig zahlen zumindest Kinder und Jugendliche nichts.

Ganz andere Erlebnisse bieten Schienenbuswanderungen durch das Ruhrgebiet. Am 17. Mai und 30. August 2014 lädt die Ruhrtalbahn wieder zur Fahrt mit der nostalgischen Eisenbahn ein. An verschiedenen Stationen zwischen Hattingen und Wengern-Ost werden zahlreiche Sehenswürdigkeiten nahe der Haltestellen besichtigt, unter anderem die Ruine Hardenstein und die ehemaligen Zechen Nachtigall und Theresia.

Spezielle Angebote

Unter dem Motto "Frauen wandern anders" werden am Rothaarsteig spezielle Wanderungen nur für Frauen angeboten. Dabei geht es weniger darum, weite Strecken zu schaffen, als Entspannung und Genuss zu finden. Unter anderem werden Wanderungen mit Lesungen, Sekt-Picknick oder Qi-Gong-Einlagen kombiniert.

Wer körperliche Herausforderungen liebt und dabei die Natur genießen will, sollte einmal Speedhiking ausprobieren, schnelles Gehen mit Stöcken und Rucksack in anspruchsvollem Gelände. In NRW gibt es diverse Routen, die sich dafür besonders eignen, zum Beispiel entlang des Rothaarsteigs, am Eifelsteig oder auf den Hermannshöhen im Teutoburger Wald.

Doch auch wer aus gesundheitlichen Gründen weniger leistungsfähig ist, muss in NRW nicht aufs Wandern verzichten. Die VitalWanderWelt im Teutoburger Wald bietet Touren auf Themenwegen in den Kurbädern der Region an und kombiniert sie mit aktiven, vorbeugenden oder therapeutischen Angeboten. Das bundesweit einzigartige Projekt wendet sich vor allem an gesundheitsbewusste Gäste mit Herz- und Kreislaufbeschwerden, Tinnitus, Stress und Übergewicht. Auf den Touren werden Gäste von Physiotherapeuten oder speziell ausgebildeten Wanderführern begleitet, die den Teilnehmern an besonderen Erlebnispunkten Bewegungs- und Entspannungsübungen zeigen. Die Telemedizin ermöglicht es zudem, dass Wanderer auch im Wald immer mit einem Arzt verbunden sind.

Ebenfalls im Teutoburger Wald, aber auch in anderen Regionen, gibt es Angebote, die Yoga-Übungen und Wandern verbinden. Durch Bad Meinberg und die Umgebung zum Beispiel führen gleich drei Yoga-Wanderwege, die an Orten mit besonderen Fernblicken Yoga-Stationen bieten, an denen auf Schautafeln jeweils eine einfache Anfänger-Übung dargestellt ist. Die Wege erschließen außerdem reizvolle Landschaften und Sehenswürdigkeiten, etwa den barocken Kurpark, das Vogel- und Naturschutzgebiet Norderteich und das Moorgebiet, in dem das heilkräftige Bad Meinberger Schwefelmoor gewonnen wird. Wer hier neugierig geworden ist auf weitere Yoga-Erfahrungen, kann in Bad Meinberg aus einer europaweit einzigartigen Angebots-Palette wählen, die das Haus Yoga Vidya bietet, das größte Seminar- und Ausbildungszentrum seiner Art außerhalb Indiens. Zu den Angeboten gehören auch geführte Yoga-Wanderungen.

Wer Entspannung sucht, kann sich auch in tierischer Gesellschaft auf den Weg machen. Ob Lama, Esel oder Alpaka, sie alle haben eins gemeinsam: Als Wanderpartner entschleunigen und beruhigen sie. In mehreren Regionen in NRW werden daher spezielle Touren mit Tieren angeboten.

Gruppenwanderungen und Wanderfestivals

Wer sich nicht allein auf Wanderschaft begeben will, findet viele Möglichkeiten, sich mit Gleichgesinnten zusammenzutun. Zum Beispiel bei der 1. Bergischen Wanderwoche, die zwischen dem 24. Mai und dem 1. Juni 2014 stattfindet. Hier werden zahlreiche geführte Wanderungen und Führungen über die beiden Fernwanderwege der Region sowie über die "Streifzüge", eine Vielzahl unterschiedlicher Themenrouten, angeboten. Einer der Wege ist dabei auch barrierefrei. Derzeit wird noch geprüft, ob auch ein Gehörlosendolmetscher eingesetzt wird.

Wer nicht bis Mai mit dem Gruppenwandern warten möchte, kann auch ins Sauerland fahren. Vom 23. bis 30. April laden die Wandergasthöfe im Schmallenberger Sauerland zu einer Frühlingswanderwoche durch die erwachende Natur ein. Täglich steht eine von den Wirten geführte Wanderung mit einer Länge von 12 bis 20 Kilometern mit rustikalem Mittagessen und geselligem Ausklang auf dem Programm. Wer auch in einem der Sauerländer Wandergasthöfe übernachten will, kann das "Rundum-sorglos-Paket" zur Frühlingswanderwoche nutzen.

Ebenfalls im Sauerland findet am 17. und 18. Mai das Latroper Wanderfestival statt. Zwei Tage lang gibt es geführte Wanderungen und ein umfangreiches Rahmenprogramm rund um den Sauerländer Ferienort. Unter anderem stehen eine Nachtwanderung mit Krimi-Lesung und eine Frühwanderung mit kleinem Frühstück sowie spezielle Kräuterwanderungen und Angebote zum Gesundheitswandern auf dem Programm.

Rund zwei Wochen später, am 29. Mai, lädt Südwestfalen zum 1. Rangerwandertag ein. Ranger aus der gesamten Region führen dabei über ihre Lieblingsrouten.

Tipps zum Schluss

Wer zwar mehr über seine Umgebung erfahren, sich aber trotzdem auf eigene Faust auf den Weg machen will, kann das Angebot der Biologischen Stationen Hochsauerlandkreis und Siegerland-Wittgenstein nutzen. Sie haben zehn Audiowege am Rothaarsteig geschaffen, die den Besuchern die Natur in der Region näherbringen. Die Dateien sind in Deutsch, Englisch und Niederländisch verfügbar. Ein ähnliches Angebot gibt es auch zum Sauerland-Höhenflug. Hier bieten die Podcasts Geschichten zu Land und Leuten, zur Flora und Fauna am Wegesrand und allerlei Wissenswertes über das Sauerland. Die Dateien stehen zum kostenlosen Download im Netz und sind auf Deutsch und teilweise auch auf Niederländisch erhältlich.

Die Eifel hat ein besonderes Angebot für Wanderer entwickelt, die ohne Auto unterwegs sind. In einem Pilotprojekt haben die Kreise Euskirchen und Düren 19 Bahnhöfe und -haltepunkte in der Nordeifel zu Rad- und Wanderbahnhöfen weiterentwickelt. Durch Infoterminals, Wanderbänke, Fahrradständer und Luftpumpen wurde das Angebot der Bahnhöfe und Bahnhaltepunkte für Wanderer und Radfahrer verbessert. Zudem wurde eine einfache und einheitliche Markierung und Wegweisung von den Bahnhöfen zu bestehenden Rad- und Wanderwegen eingerichtet, damit die Touren problemlos vom Bahnhof aus gestartet und beendet werden können.

Quelle: Tourismus NRW e.V.

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