Sensationelle Nachzucht bei Asiatischen Goldkatzen
Im Allwetterzoo Münster ist man glücklich über den Zuchterfolg bei den hoch bedrohten Asiatischen Goldkatzen. Sensationell war schon die Zeugung durch eine künstliche Besamung, die bei Asiatischen Goldkatzen weltweit erstmals Erfolg brachte; denn am 7. April 2013 wurden zwei Jungtiere geboren!
Asiatische Goldkatzen sind im Freiland stark von der Ausrottung bedroht, deshalb ist ihre Zucht in Zoologischen Gärten immens wichtig. Die Tiere hier jedoch zu Fortpflanzung und Aufzucht von Jungtieren zu bewegen, ist mit Schwierigkeiten verbunden; denn nicht jedes Paar harmoniert miteinander. Zwar kann ein Partnertausch Erfolg bringen, doch nicht immer gibt es passende Tiere in den wenigen Zoos, die Goldkatzen halten. Obwohl es weltweit noch kaum Erfolge bei der künstlichen Besamung von Wildkatzen gab, entschied man sich im münsterschen Zoo zu diesem Vorgehen.
In der Hamburger Tierärztin Dr. Imke Lüders, die sich mit ihrem Unternehmen GEOlifes auf dieses Spezialgebiet konzentriert, fand der Allwetterzoo kompetente Unterstützung in seinen Bemühungen um Nachzucht. Dem durch Carsten Ludwig, Tierarzt des Allwetterzoos, am 14. Januar in Narkose gelegten Kater Lao wurde Samen entnommen und mikroskopisch analysiert. Weil genügend aktive Spermien zu sehen waren, wurde schließlich auch die Katze narkotisiert und per Ultraschall untersucht.
Den richtigen Zeitpunkt für die Besamung stellte Revierleiterin Carin Fels durch die Beobachtung der Tiere fest. Eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke der Goldkatze brachte die Bestätigung, denn es waren sprungreife Follikel vorhanden. Der Eisprung wurde hormonell ausgelöst, dann besamte Imke Lüders die Katze. Danach prüfte sie noch, ob das Sperma am richtigen Ort freigesetzt wurde - und dann hieß es warten! Nach 85 Tagen Trächtigkeit kamen schließlich zwei Goldkatzen zur Welt.
Asiatische Goldkatzen reagieren vor allem in der Trächtigkeit sehr sensibel auf ungewohnte Geräusche und Störungen jeglicher Art. Deshalb wurde eine der Innenanlagen der Goldkatzen im Allwetterzoo schon vor Jahren mit einer Holzwand vom Besucherbereich getrennt. So abgeschirmt brachte die Katze Sua Fai am 7. April in einer Geburtsbox ihre Jungen zur Welt. Von der Geburt erfuhren die Zoologen per Überwachungs¬kamera. Dadurch stellte sich auch schnell heraus, dass Sua Fai sich nur um eines der Jungen ausreichend kümmerte. Das andere ließ sie unversorgt liegen.
Weil der Nachzucht von Goldkatzen eine so große Bedeutung zukommt, entschloss man sich im Allwetterzoo zur Handaufzucht des zweiten Jungtiers. Revierleiterin Carin Fels füttert nun das Jungtier, säubert es nach der Verdauung und sorgt für Wärme und Zuwendung. Cat Ba entwickelt sich bislang gut. Ihre Augen sind zwar noch geschlossen und sie hört vermutlich noch nicht richtig, doch sie beginnt schon mit dem Säubern nach Katzenart und leckt ihre Vorderfüßchen ab, wenn sie satt ist. 25 bis 30 Gramm nimmt Cat Ba derzeit täglich zu. Bei acht bis zehn Fläschchen am Tag hat sie es von 177 Gramm Gewicht am Tag nach der Geburt auf stolze 380 Gramm am 16. April gebracht.
Gefüttert wird die kleine Goldkatze mit einer handelsüblichen „Katzenmilch“ für Hauskatzen. Davon trinkt Cat Ba derzeit etwa 12 bis 15 Milliliter pro Mahlzeit. An Fleisch wird sie frühestens nach ihrem ersten Lebensmonat Interesse zeigen. Übrigens kann die kleine Goldkatze schon mit lauten, ungewöhnlich trillernden Rufen Nahrung fordern oder ihren Unmut äußern. Auch erste Zähnchen werden sich bald zeigen. Carin Fels fühlt die Ansätze, wenn Cat Ba an ihren Fingern knabbert. Die meiste Zeit des Tages verbringt das Katzenkind aber noch schlafend. Die Nächte verbringt es bei Carin Fels zu Hause, Cat Ba wird in einer Petbox transportiert. Fragen nach der zusätzlichen Arbeit kommentiert die Tierpflegerin, die zwei erwachsene Kinder hat, gelassen: „Die Freude überwiegt! Aber ich hatte mich eher darauf vorbereitet Oma zu werden und nicht erneut Mutter...“
Asiatische Goldkatzen leben seit 1985 im münsterschen Zoo. Schon das erste Paar, das aus der damaligen Zucht des Berliner Zoos stammte, brachte mehrfach Nachwuchs. 2003 kamen dank der guten Verbindungen des münsterschen Zoodirektors nach Vietnam zwei junge Goldkatzen aus dem Saigon Zoo als Geschenk an den Allwetterzoo nach Deutschland, was für die Zucht mit nur sehr wenigen Tieren ungemein wertvoll war. Das heutige Zuchtpaar in Münster wurde in den Zoos von Wuppertal bzw. Heidelberg geboren, wobei die Wurzeln des Weibchens Sua Fai in Münster liegen: Ihre Großmutter kam 1996 in Münster zur Welt. Auch Mutter und Großmutter des Katers Lao stammen aus der münsterschen Zucht.
Mittlerweile leben die schönen und seltenen Katzen nur noch in drei Zoos in Deutschland (Heidelberg, Münster, Wuppertal) und in vier weiteren Zoos in Europa. In Asien schrumpfen ihre Bestände bedrohlich, weil ihre Lebensräume durch die Zerstörung der Wälder mehr und mehr vernichtet werden und sie zudem illegal bejagt werden. Sowohl ihr Fell als auch ihre Knochen sind begehrte Handelsobjekte.
In ihrem Ursprungsgebiet, den Tropenwäldern von Nordostindien bis nach Malaysia und Sumatra, wurden Asiatische Goldkatzen bislang nur selten und kurz beobachtet und man weiß fast nichts über ihr Leben. Trotzdem sind sie bei den Einheimischen sehr angesehen, vermutlich wegen ihrer Wildheit. In Thailand beispielsweise werden sie „Sua Fai“, Feuertiger, genannt – so heißt auch die weibliche Goldkatze in Münster. Der Name des Jungtiers Cat Ba ist übrigens als Hinweis auf eines der wichtigsten Artenschutzprojekte des Allwetterzoos zu verstehen, den Schutz der hoch bedrohten Cat-Ba-Languren im Norden Vietnams.
Die Internationale Naturschutzorganisation IUCN hat die Art als potentiell gefährdet eingestuft; der internationale Handel ist nach CITES-Anhang 1 eingeschränkt. Seit 1993 gibt es für die Asiatische Goldkatze ein Europäisches Erhaltungszucht-Programm, das der Zoo Heidelberg koordiniert. In europäischen Zoos leben mit dem jüngsten Nachwuchs in Münster derzeit 27 Asiatische Goldkatzen, weltweit sind es nur 51 Tiere.
Quelle: Allwetterzoo Münster - Westfälischer Zoologischer Garten Münster GmbH