Drei elende Heilige auf Wanderschaft
Der 16. und 17. Juni 2012 sind in Griesstetten ganz den „Drei Elenden Heiligen“ gewidmet: Dahinter verbergen sich die irischen Wandermönche Vimius und Zimius sowie ein Pater namens Marinus – und „elend“ heißt in diesem Zusammenhang nichts anderes als „aus der Fremde kommend“. Ihre Gräber im Dietfurter Ortsteil Griesstetten mitten im Naturpark Altmühltal sind seit Jahrhunderten ein großer Anziehungspunkt für Wallfahrer. Alle 50 Jahre aber gehen die Heiligen im Rahmen einer großen Reliquien-prozession selbst auf „Wanderschaft“ – aus einem ganz bestimmten Grund.
Um das Jahr 1140 errichteten nämlich Vimius und Zimius im Griesstettener Nachbarort Einsiedel eine kleine Kapelle. Bald schloss sich ihnen Pater Marinus, Prior des Klosters Regesnburg, an. Aufgrund ihres frommen Lebens und ihrer Hilfsbereitschaft fanden sie in der Bevölkerung großen Anklang. Als Marinus 1153 starb, beerdigten ihn seine Mitbrüder in der Kapelle. Das Grab wurde schon kurz danach von so vielen Menschen aufgesucht, dass Vimius und Zimius kein in Stille geordnetes Leben mehr führen konnten. Daraufhin wurde in Griesstetten eine kleine Kirche gebaut, in die man den Leichnam von Marinus umbettete und wo auch im Jahr darauf Vimius und Zimius ihre letzte Ruhe fanden – und die Wallfahrt blühte weiter auf.
Erst die Reformation und der Dreißigjährige Krieg brachten die Wallfahrt zu den „Drei Elenden Heiligen“ nahezug zum Erliegen. Doch schon bald danach setzte die Verehrung erneut ein. Der Andrang der Wallfahrer wurde so groß, dass 1740 das heutige, größere Gotteshaus erbaut wurde. Da sich die Gemeinde Griesstetten einen offiziellen Heiligsprechungsprozess in Rom nicht leisten konnte, erlaubte 1861 der Regensburger Bischof Ignatius von Senestrey, die Reliquien neu zu fassen, sie öffentlich aufzustellen und ihnen einen Kult zu erweisen, „der durch die älteste Tradition geheiligt ist“.
Und so geschah es auch: Drei Figuren mit wächsernen Köpfen und Händen wurden gefertigt. In der Brust einer jeden Figur ruhen in einem Zinksarg die Gebeine jeweils eines Heiligen. Am 2. Juli 1862 fand die feierliche Übertragung der Reliquien vom Franziskanerkloster in Dietfurt an ihren heutigen Platz in Griesstetten statt. Die gewaltige Prozession ist auf einem Gemälde neben dem Altar der drei Heiligen festgehalten.
Zur Erinnerung an dieses Ereignis werden die „Drei Elenden Heiligen“ in ihren Schreinen alle 50 Jahre nach Dietfurt und wieder zurück getragen – und so findet auch 2012 dieses überregionale kirchliche Ereignis statt. Am 16. Juni pilgern die umliegenden Pfarreien in einer abendlichen Sternwallfahrt nach Griesstetten, wo um 19.30 Uhr ein Gottesdienst an der Predigtkapelle mit Abt Thomas Freihart vom Kloster Weltenburg, der auch die frisch renovierte Kapelle segnen wird, stattfindet. Um 20.45 Uhr besteht die Möglichkeit, die Wallfahrtskirche bei einer Führung zu entdecken. Am 17. Juni beginnt um 13.45 Uhr die Reliquienprozession am Franziskanerkloster in Dietfurt, bevor sie um 14.45 Uhr in Griesstetten eintrifft. Um 15 Uhr wird auf dem Freiplatz bei der Wallfahrtskirche ein Pontifikalgottesdienst gefeiert, um 17 Uhr segnet der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller in der Kirche die anwesenden Kinder, danach wird noch einmal eine Führung durch die Kirche angeboten.
Quelle: Tourist-Information Dietfurt