Kulturlandschaft im Gleichgewicht: Innovative Bewirtschaftungsmethoden auf Südtiroler Bauernhöfen
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Der Klimawandel hat das Wetter weltweit verändert. Trockenheit, Stürme oder Spätfröste schwächen auch in unseren Breiten die Obst- und Gemüsekulturen. Neue Schädlinge und Krankheiten breiten sich aus. Entsprechend steigt der Pflegeaufwand und der Einsatz von Spritzmitteln. Die meisten Südtiroler Bauern, die das Qualitätssiegel „Roter Hahn“ tragen, setzen dagegen auf ihr überliefertes Wissen.
Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Anbau von Urkorn - Getreide, das auf alten Sorten basiert. Emmer, Dinkel und Co. sind widerstandsfähiger gegen bestimmte Umweltbedingungen und benötigen weniger chemische Unterstützung. Viele „Roter Hahn“-Bauern setzen auch auf die Wiederbelebung alter, teilweise in Vergessenheit geratener Gemüsesorten. Diese sind seit Jahrhunderten an die lokale Umwelt angepasst und stärken nicht nur die Biodiversität, sondern verbessern auch die Geschmacksvielfalt und die ernährungsphysiologische Qualität der Produkte.
Beim Einsatz pilzwiderstandsfähiger „PIWI“-Trauben führt die Kombination traditioneller Verfahren mit modernen Kreuzungen zu innovativen, ertragreichen und naturverträglichen Weinbaumethoden. Durch den gezielten Schutz der Bienen und ihrer Lebensräume trägt „Roter Hahn“ zudem zur Förderung der Artenvielfalt und damit zur Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts bei.
Heilpflanzen, regionale Superfoods und vergessene Gartenschätze
Obstbäume, die von Hand gepflegt und geerntet werden, gibt es heute kaum noch. Anders auf den Südtiroler „Roter Hahn“-Bauernhöfen: Die Bäuerinnen und Bauern arbeiten im Einklang mit der Natur, beachten jahreszeitliche Zyklen und natürliche Rhythmen und verzichten weitgehend auf den Einsatz von Maschinen. Historische Apfelsorten sind geschmacklich meist vielfältiger und sogar bekömmlicher und auch für Allergiker geeignet. Auf dem Schwarzielhof in Feldthurns/Eisacktal genießen Urlauber schonend verarbeiteten Apfelsaft, der zu 100 Prozent naturrein ist. Die Früchte reifen bei großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht und entwickeln so besonders intensive Aromen.
Wer Obst und Gemüse direkt vom Feld probieren möchte, ist im Hofladen des Valentinhofs genau richtig. Jungbauer Lukas baut neben dem löwenzahnähnlichen Schnittsalat Cicoria catalogna auch Zuckerhut, Rote Rüben, Mangold und vieles mehr an. Die sonnige Lage in Meran bietet dafür ideale Bedingungen. Beerensorten, die heute kaum noch zu finden sind, gibt es am Fasslerhof. Am Ortsrand von Niederdorf im Pustertal kümmern sich Alois Burger und sein Sohn Martin um die Früchte, die sie zu feinen Aufstrichen und Sirupen verarbeiten. Durch das ideale Klima und den hohen Gehalt an natürlichen Abwehrstoffen können sie auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gänzlich verzichten. Angebaut werden vor allem Sanddorn, Wildquitten und Apfelbeeren, aber auch Stachelbeeren, Schlehdorn und Berberitzen.
Summ, Summ, Summ – flüssiges Gold aus Südtirol
Honig der Marke „Roter Hahn“ unterliegt wie alle bäuerlichen Produkte strengen Auflagen: So dürfen die Bienen nur in Südtirol sammeln und der Ertrag darf nicht durch künstliche Zufütterung gesteigert werden. Familie Eschgfäller vom Hieslerhof in Hafling auf 1.353 Metern Höhe legt großen Wert auf eine artgerechte Haltung im Einklang mit der Natur. „Um meinen Bienen möglichst reinen Pollen zur Verfügung zu stellen, wähle ich die Standorte in der Umgebung sehr sorgfältig aus“, erklärt Jungbauer Christian.
„Das garantiert ein unvergleichliches Aroma.“ Familie Hillebrand vom Kammerhof in Lana hält rund 250 Bienenvölker, die Alpenrosen-, Wald-, Wiesen- und Kastanienblütennektar produzieren. Mit der Honigschleuder, einer speziellen Zentrifuge, holt Jungbauer Andreas das „flüssige Gold“ aus den Waben. Damit die wertvollen Inhaltsstoffe erhalten bleiben, wird er anschließend gekühlt. Die Hofimkerei bietet auch Blütenpollen und andere Honigprodukte an.
Urkorn, das Jahrtausende alte Getreide
Emmer, Einkorn, Dinkel und Co. besitzen eine besonders feste Spelzhülle, die das Getreide vor Umwelteinflüssen schützt und widerstandsfähig macht. Die Pflanzen gedeihen auch auf nährstoffarmen Böden und benötigen kaum Dünger oder chemische Pflanzenschutzmittel. Damit sind die alten Sorten ideal für den ökologischen Landbau geeignet. Das Urkorn hat einen sehr intensiven Geschmack, gilt als leichter verdaulich, ist ballaststoffreicher und damit eine gesunde Alternative zu industriell gefertigten Backwaren.
Die Familie Giovanett vom Römerhof „Roter Hahn“ in Tramin an der Weinstraße baut eine alte Maissorte an, die bis vor 50 Jahren im Südtiroler Unterland unter dem Namen „Tirggplent“ bekannt war. Die orangeroten Körner werden in der hofeigenen Steinmühle in mehreren traditionellen Arbeitsschritten zu drei verschiedenen glutenfreien Maismehlen („Plentnmehl“) vermahlen und gelten unter Polenta-Kennern als köstlicher Geheimtipp.
PIWI: Weniger spritzen im Weinberg
„PIWI“ steht für speziell gezüchtete pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die einigen der größten Herausforderungen des modernen Weinbaus gewachsen sind. Rebsorten wie Cabernet Jura, Johanniter, Solaris und Co. können Schädlingen wie dem Echten und Falschen Mehltau so gut wie nichts anhaben. Die Familie Sinn vom Weingut „Roter Hahn“ in St. Quirinus in Oberplanitzing bei Kaltern produziert neben Klassikern wie Chardonnay, Sauvignon, Weißburgunder und Vernatsch auch PIWI-Sorten und verzichtet bei Pflanzenschutz, Unkrautbekämpfung, Düngung und Verarbeitung gänzlich auf chemische oder synthetische Mittel.
In den traditionsreichen Weinbergen oberhalb des Kalterer Sees gedeihen die Trauben auf kalkhaltigen und steinigen Böden sowie auf Porphyrgestein unter optimalen klimatischen Bedingungen. „Unsere Weine, die nach biologischen Richtlinien ausgebaut werden, glänzen durch ihre Fruchtigkeit, Struktur und Eleganz“, so Bauer Robert und Sohn Michael. Auch Wilhelm Gasser vom Santerhof in Mühlbach baut PIWI-Trauben nach den strengen Richtlinien des Qualitätssiegels „Roter Hahn“ an. Wie der Hofname schon verrät, liegt der Obst- und Weinbaubetrieb auf sandigem Boden. Der hohe Silikatgehalt des Brixner Granits verleiht den Produkten ihren besonderen Geschmack.
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Quelle: Südtiroler Bauernbund Roter Hahn c/o AHM Kommunikation