Streifzug durch 25 Jahre Nachwendezeit
Zwischen dem 16. und 26. April 2015 heißt es in Binz: rein in die Wanderschuhe und hinaus in die jüngste Geschichte. Ein Vierteljahrhundert nach der Deutschen Vereinigung hat das Ostseebad ein Paket mit 16 Themenwanderungen geschnürt – fünf davon erzählen von den spannenden Jahren seit der Wende. Was haben die Rüganer seit 1990 erlebt? Und wie wurde Binz zu einem der beliebtesten Urlaubsorte im vereinten Deutschland? Zwischen Strandpromenade, Jagdschloß Granitz, Prora und dem Fährhafen Sassnitz-Mukran erwandern Urlauber spannende Geschichten der Nachwendezeit.
16 Touren in elf Tagen
Im Jahr 25 nach der Deutschen Vereinigung können Wanderer im Ostseebad gleich mehrere Zeitreisen antreten. Beim „Historischen Spaziergang in der Abenddämmerung“ am 18. und 23. April 2015 kommen die Teilnehmer mit Besitzern der Bäderarchitektur-Villen ins Gespräch. Mit sicherem Gespür für historische Substanz und jeder Menge Leidenschaft haben die Eigentümer in den vergangenen 25 Jahren die Häuser saniert, so dass sie heute wieder im neuen alten Glanz erstrahlen. Beispielsweise Sigurd Bartuschat, der das Haus Edelweiß heute mit seinem Vater führt. Während der Aktion Rose im Jahr 1953 wurde die Familie vom DDR-Regime enteignet und 1991 bekam sie die Pension unter Auflagen zurück. Damals wohnten in allen Zimmern Mieter – zu Mieten des Jahres 1936. Mit einem kleinen Kredit der Sparkasse richtete Familie Bartuschat nach und nach die ersten Zimmer her, vor 15 Jahren konnte das Haus dann endlich komplett restauriert werden.
Genauso spannend sind die Geschichten und Anekdoten rund um die Villa Salve. Seit 1993 präsentiert sich das Haus wieder in edlem Weiß. Erbaut wurde die Bäderarchitektur-Villa 1899 von Gräfin Kreis für sich und ihre Gäste, in der DDR erlebte die steinerne Diva eine wechselvolle Geschichte als Kindersanatorium und Kindergarten. Seit 1992 kommen wieder Gäste. Dafür haben Regine und Harald Schewe gesorgt, Seiteneinsteiger, die Hotel und Restaurant betreiben. Mit Erfolg. Helmut Kohl war schon zu Gast, ebenso Angela Merkel, der norwegische Kronprinz mit seiner Frau Mette-Marit und im vorigen Jahr Frankreichs Präsident François Hollande.
Romantisch wird es bei der Abendwanderung zum Jagdschloß Granitz am 22. April: Zwischen Schlossbesichtigung und Turmbesteigung tauchen Wanderer im Marmorsaal mit der Museumspädagogin Agnes Heine in die jüngere deutsche Geschichte ein. Nach der Wende scheiterte ein Erbe der Fürstenfamilie Franz zu Putbus vor Gericht, als er den zu DDR-Zeiten enteigneten Familienbesitz zurückhaben wollte – das Jagdschloss blieb jedoch in Landesbesitz. Heutzutage werden Leihgaben wie Gemälde der Familie zu Putbus gezeigt. Seit 1990 wurde das Jagdschloss für knapp acht Millionen Euro saniert. Teile des Inventars sind seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen. Die Restaurierung der Salons konnte erst im vorigen Jahr abgeschlossen werden. Heute ist das Schloss eines der meistbesuchten in Mecklenburg-Vorpommern, und es kann dort auch geheiratet werden.
Das Kapitel deutscher Geschichte von 1990 bis heute hautnah erleben – das können Besucher auch während der Touren zum „Koloss von Prora“ am 16. April und in den Fährhafen Sassnitz-Mukran am 25. April. Und wer noch weiter in die Vergangenheit zurückgehen will, kann sich beim Wanderfrühling über „Giganten der Steinzeit am 17. April und „Archäologie trifft Natur“ am 23. Aprilinformieren.
Weitere Informationen zum Wanderfrühling 2015 auf www.ostseebad-binz.de.
Quelle: Gabriele Richter PR