Zwischen Dynastie und Demokratie

Blick auf Schloss Schwarzburg - Zwischen Dynastie und Demokratie

Eigentlich wollte Friedrich Ebert im August 1919 beim Sommerurlaub mit seiner Familie die Ruhe im idyllischen Schwarzatal im Thüringer Wald genießen. Doch daraus wurde nichts. Mehrmals kam das Kabinett zu Sitzungen mit dem Reichpräsidenten an dessen Urlaubsort am Fuße von Schloss Schwarzburg zusammen. Vor genau 100 Jahren, am 11. August 1919, sorgte Ebert schließlich im wahrsten Sinne des Wortes „eigenhändig“ dafür, dass das 600-Seelen-Dorf zum Brennpunkt der deutschen Geschichte wurde: Der Reichspräsident unterzeichnete hier die Weimarer Verfassung, die erste demokratische Verfassung Deutschlands – ganz still und leise und ohne Festakt. Hundert Jahre später wird dieses bedeutende Datum der Demokratiegeschichte in Deutschland dafür umso größer gefeiert. Mit einem umfangreichen Programm vom Verfassungsfest bis zum Fachvortrag wird das Jubiläum auf Schloss Schwarzburg nun facettenreich gewürdigt. Dabei rückt auch die andere mit dem Schloss verbundene Geschichte in den Fokus. Denn der Ort, den Friedrich Ebert vor allem wegen seiner landschaftlichen Schönheit gewählt hatte, ist zugleich ein Sinnbild für den Übergang zwischen Dynastie und Demokratie. Die Schwarzburg war Stammhaus eines der mächtigsten Thüringer Adelsgeschlechter. Seit 1548 gehörte Schloss Schwarzburg den Grafen von Schwarzburg, die später unter anderem auf Schloss Heidecksburg residierten und hier ihren Jagdsitz und ihre Sommerresidenz unterhielten.

Der letzte deutsche Bundesfürst

Bis 1918 herrschte Fürst Günther Viktor von der Schwarzburg in Personalunion über gleich zwei Fürstentümer. Nach der Novemberrevolution, die zur Beendigung der Monarchie in Deutschland führte, dankte er am 23. November 1918 ab. Er war damit der letzte deutsche Bundesfürst im Deutschen Kaiserreich, der dem Thron entsagte. 22.600 Hektar Land sowie die Münz- und die Waffensammlung der Schwarzburger gingen in den Besitz des Staates über. Die Einrichtung der Schlösser blieb Eigentum des ehemaligen Landesherrn, der dazu eine lebenslange Rente und Nutzungsrechte am Schloss Schwarzburg erhielt.

Niedergang unter den Nazis

1940 entschied Adolf Hitler, das Schloss zu einem Reichsgästehaus umbauen und dafür ein Großteil der Gebäude abreißen zu lassen. Lediglich das vollständig entkernte Hauptgebäude, der Kirchturm, das Kaisersaalgebäude und das Zeughaus blieben erhalten. Nach dem Baustopp 1942 verfielen auch diese. 1945 beschlagnahmten russische Besatzungstruppen die imposante Waffensammlung der Schwarzburger, die auf der Heidecksburg in Rudolstadt ausgelagert worden war, und bereiteten den Transport in die Sowjetunion vor. Durch glückliche Umstände kam dies allerdings nie zustande und die Waffen tauchten 1949 auf dem Rudolstädter Güterbahnhof wieder auf. Seit einem Jahr nun ist die eindrucksvolle historische Waffensammlung der Schwarzburger Fürsten wieder am authentischen Ort zu sehen. 5.000 Objekte aus fünf Jahrhunderten werden im aufwendig sanierten Zeughaus des Schlosses eindrucksvoll präsentiert. Das „Fürstliche Zeughaus Schwarzburg“ ist im Rahmen von Führungen zu besichtigen, die stündlich angeboten werden. Die Restaurierung dieses bedeutenden Baus, dem einzig erhaltenen freistehenden Zeughaus Deutschlands, ist nur der erste Teil von umfangreichen Sanierungsmaßnahmen, die seit 2012 auf der Schlossanlage laufen

Denkort der Demokratie

Zahlreiche Akteure der Region, darunter die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sowie die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen, wollen im Schlosshauptgebäude einen Denkort der Demokratie schaffen; das Schloss soll Korrespondenzstandort zum 'Haus der Demokratie' in Weimar werden. Mit Unterstützung des Bundes werden derzeit zwei Innenräume des Schloss-Hauptgebäudes, der ehemalige Ahnensaal und der sogenannte Emporensaal, hergerichtet. Ab 2021 sollen sie neuen Raum für einen Austausch über Demokratie, Selbstverantwortung, Toleranz und Weltoffenheit bieten. Bereits ab dem 13. Juli 2019 werden die beiden Säle im Rahmen von Baustellenführungen zugänglich sein. Ein Audiowalk leitet Besucher mit mehrschichtigen Erzählungen, die unmittelbaren Bezug zum aktuellen Aufenthaltsort nehmen, über das Gelände und durch die Räume. Besichtigungen der Schaubaustelle und des Zeughauses sind auch im Rahmen der Verfassungsfestes am 11. August kostenfrei möglich.

Heidecksburg Innenhof

Wer den Spuren der Schwarzburger noch weiter folgen möchte, findet im Thüringer Wald noch andere authentische Orte, etwa die Heidecksburg in Rudolstadt. Von Zerstörungen weitgehend verschont geblieben, zieht das wohl prachtvollste Barockschloss des 18. Jahrhunderts in Thüringen mit seinen vielfältigen Sammlungen und Ausstellungen jährlich über 100.000 Besucher in seinen Bann. Das ehemalige Jagdschloss der Grafen und Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, das im 18. Jahrhundert auf dem Gelände des Klosters Paulinzella errichtet wurde, beherbergt heute ein Museum zur Jagd- und Forstgeschichte sowie zur Geschichte des Klosters. Von hier aus sind es nur noch etwa 30 Minuten bis nach Arnstadt, eine Residenzstadt der Grafen von Schwarzburg.

Neben Friedrich Ebert zog die landschaftliche Schönheit des Schwarzatals im 19. und frühen 20. Jahrhundert übrigens noch viele weitere Gäste aus ganz Deutschland an. In ihrer „Sommerfrische“ suchten die Städter hier Erholung. Der Tradition der Sommerfrische nimmt sich die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen mit einem weiteren Projekt an: die besondere Kulturlandschaft wird am Tag der Sommerfrische am 25. August 2019 etwa durch Picknicke, lange Tafeln in den meist leerstehenden Sommerfrische-Häusern sowie Kräuterwanderungen gewürdigt.

Quelle: Regionalverbund Thüringer Wald e.V.

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