Fürstenschlösser, Fachwerk und die Kunst des trennenden Zusammenfügens

Wenn sich die Dämmerung langsam über Dettelbachs Stadtmauertürmchen, Tore und Fachwerkgiebel senkt, erstrahlt ein neuer architektonischer Stern direkt im historischen Zentrum des Weinstädtchens umso heller: Zwischen dem historischen Rathaus mit seiner markanten Freitreppe und der Stadtpfarrkirche St. Augustinus verbindet das Kultur- und Kommunikationszentrum (KuK.) jahrhundertealte Gebäudeteile mit einem modernen Neubau, dessen Glasfassade für Passanten zum Schaufenster der Dettelbacher Weinkultur wird. Wie in Dettelbach gehen Alt und Neu, Traditionsbewusstsein und Aufgeschlossenheit in Franken vielerorts spannende architektonische Verbindungen ein.
Egal ob fürstliches Schloss, prächtige Kirche, Bauernhaus oder Fabrikgebäude, jedes Haus erzählt seine eigene Geschichte. Wie eng Historie, Kultur und Baukunst in Franken miteinander verwoben sind, zeigt sich besonders eindrucksvoll an der Weinarchitektur. Die Geschichte des Weinanbaus reicht hier bis in die Zeit Karls des Großen zurück. Sonnenverwöhnte Lagen und fruchtbare Böden bilden noch heute die Grundlage für Spitzenweine, doch Anbaumethoden und Rebsorten haben sich im Lauf der Jahrhunderte gewandelt. Winzer setzen neue kreative Ideen um und öffnen ihre Keller für interessierte Genießer. Dieser Wandel spiegelt sich auch in der Architektur von Weingütern und Vinotheken wider. Heimische Materialien treffen auf große Glasflächen, die spannende Einblicke gewähren. Visuelle Eindrücke verbinden sich mit dem Geschmack des Weines zu eindrucksvollen Erlebnissen. Viele sehenswerte und teils prämierte Beispiele dieser neuen Baukultur verbinden die „WeinArchitekTouren“ von „Franken – Wein.Schöner.Land!“. Diese acht Reisevorschläge führen zu ausgewählten Weingütern und Vinotheken im Weinland Franken (www.franken-weinland.de/erlebnis/architektouren).
Bauwerke von Weltrang
Einige der schönsten Anlaufstellen für Weingenießer sind in der Stadt Würzburg zu finden, darunter der Staatliche Hofkeller. Die Moderne hat in dem weitläufigen Weinkellerlabyrinth nur in Details wie etwa der stimmungsvollen Beleuchtung der Fässer Einzug gehalten, schließlich sind die Räume Teil eines UNESCO-Weltkulturerbes: Sie liegen im „Bauch“ der von Balthasar Neumann entworfenen Fürstbischöflichen Residenz. Zusammen mit den vier weiteren fränkischen Welterbe-Stätten macht diese Jahrhunderte der Baugeschichte erlebbar – von der Antike bis in die Neuzeit.
Vom ältesten der Bauwerke, dem Obergermanisch-Raetischen Limes, zeugen Ausgrabungsstätten sowie Rekonstruktionen römischer Kastelle und Wachttürme. In die Zeit des Mittelalters versetzt das Altstadtensemble von Bamberg die Besucher. Berühmte Sehenswürdigkeiten wie das von der Regnitz umflossene Rathaus sind nur die Höhepunkte unter den mehr als 1.000 denkmalgeschützten Häusern der Stadt. Eines der besterhaltenen Beispiele barocker Theaterarchitektur beeindruckt in Bayreuth: Mit dem üppig ausgestatteten Markgräflichen Opernhaus leistete sich das Markgrafenpaar Friedrich und Wilhelmine im 18. Jahrhundert eine Bühne, die den Vergleich mit denjenigen in Paris, Wien oder Venedig nicht zu scheuen brauchte.

Frankens jüngstes UNESCO-Welterbe entführt in die Epoche des beginnenden 20. Jahrhunderts: Bad Kissingen darf sich als Teil der „Great Spas of Europe“ seit Juli 2021 ebenfalls zu den Kulturstätten von Weltrang zählen. Den im klassischen Stil gehaltenen Arkadenbau gab König Ludwig I. von Bayern bereits 1834 in Auftrag, damit die blaublütigen und berühmten Gäste des Heilbads im Kurgarten nicht länger Wind und Wetter ausgesetzt waren. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dieses Bad Kissinger Wahrzeichen von dem Architekten Max Littmann erweitert, der auch den mondänen Regentenbau und die an eine Basilika erinnernden Wandelhalle schuf (www.frankentourismus.de/unesco-welterbe-franken).
Wo Kaiser und Könige residierten
König Ludwig I. trat nicht nur in Bad Kissingen als Bauherr in Erscheinung, sondern unter anderem auch in Aschaffenburg, seinem „bayerischen Nizza“: Hier ließ er Mitte des 19. Jahrhunderts das Pompejanum als Nachbildung eines römischen Wohnhauses aus Pompeji errichten. Schon lange vor den bayerischen Königen verfügten die deutschen Kaiser des Mittelalters über einige „Wohnsitze“ in Franken.
Dazu gehörte zum Beispiel die Kaiserburg in Lauf a.d.Pegnitz, die unter Karl IV. erbaut wurde. Auch die einflussreichen fränkischen Adelsgeschlechter hinterließen ihre baulichen Spuren in Form von wehrhaften Burgen und prächtigen Schlössern – wie etwa die Grafen von Henneberg, zu deren Besitzungen die Veste Coburg und die Veste Heldburg in der Ferienregion Coburg.Rennsteig gehörten, oder das Haus Hohenlohe, das den Westen des Reiselands Franken mit architektonischen Schätzen wie Schloss Weikersheim und Schloss Schillingsfürst beschenkte.
Als besonders einflussreich erwies sich schließlich ein Geschlecht, dessen Aufstieg mit der Position der Burggrafen auf der Kaiserburg in Nürnberg begann: die Hohenzollern. Als Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth herrschten sie über große Gebiete in Franken und verliehen nicht nur ihren Residenzstädten baulichen Glanz, der bis heute anhält. Die Plassenburg in Kulmbach mit ihrem prächtigen Renaissanceinnenhof, Schloss Ratibor in Roth oder die Hugenottenstadt in Erlangen, die Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth Ende des 17. Jahrhunderts erbauen ließ, um französische Religionsflüchtlinge in seinem Herrschaftsgebiet anzusiedeln – unterschiedlichste Bauwerke zeugen vom Machtbewusstsein der Markgrafen, aber auch von fortschrittlichen Ideen und Sinn für Ästhetik.
So bezaubert etwa Ansbach mit Rokoko-Glanz und Bayreuth erlebte dank der kunstsinnigen Markgräfin Wilhelmine eine Blütezeit. Die Schwester König Friedrichs II. von Preußen sorgte für den Umbau der Eremitage, die Gestaltung des Felsengartens Sanspareil bei Wonsees, den Bau des Neuen Schlosses und nicht zuletzt für die Errichtung des Markgräflichen Opernhauses (www.frankentourismus.de/burgen_schloesser).
Die Harmonie der Gegensätze
Diese weltlichen Auftraggeber wurden in Franken in ihrem architektonischen Geltungsdrang vielleicht noch von den Kirchenfürsten übertroffen. Die Prunklust der Fürstbischöfe von Würzburg, Eichstätt und Bamberg entfaltet sich in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg zu voller Blüte. Ihnen verdankt Franken Bauwerke wie den Rokoko-Garten in Veitshöchheim oder das barocke Ensemble des Eichstätter Residenzplatzes, das als eines der schönsten seiner Art in Süddeutschland gilt. Eichstätt gibt heute auch eine Antwort auf die Frage, wie sich dieses bauliche Erbe mit den Ansprüchen der Moderne vereinen lässt: Der Diözesanbaumeister Karljosef Schattner bescherte der kleinen Universitätsstadt mit seiner Idee des „trennenden Zusammenfügens“ einen weiteren architektonischen Höhepunkt. Sein Ziel war es, dem authentisch Alten etwas ebenso authentisch Zeitgenössisches entgegenzusetzen: Stahl statt Stein, Beton und Glas statt Mauerwerk, Lochbleche statt Holz. Die von Schattner und seinem Nachfolger Karl Frey gestalteten Gebäude in der historischen Altstadt und die von Günther Behnisch entworfene Zentralbibliothek in der Altmühlaue sind heute ebenso Anziehungspunkte für Architekturfans wie die barocken Prachtbauten (www.eichstaett.de/modern).
Ein weiteres Beispiel für die Harmonie von Historie und Moderne in Frankens Städten bietet Schweinfurt mit der Stadtbücherei in der Zehntscheune des Ebracher Hofs und dem direkt daneben gelegenen modernen Bau des Museums Georg Schäfer, der mächtig und luftig zugleich wirkt (www.schweinfurt.de/kultur-event/museen-in-schweinfurt).
„Blaues Gold“ und Bruchsteinmauern
In den einstigen freien Reichsstädten in Franken, zu denen Schweinfurt gehörte, waren es vor allem auch die Bürger, die ihrem Selbstbewusstsein mit markanten Bauten Ausdruck verliehen. Nürnberg, Rothenburg o.d.T. und Dinkelsbühl, Weißenburg i.Bay. und Bad Windsheim haben sich neben Bauten aus Renaissance und Barock mit ihren pittoresken Fachwerkhäusern auch viel mittelalterliches Flair bewahrt (www.frankentourismus.de/fraenkische-reichsstaedte).
Überhaupt ist das oft aufwendig gestaltete Fachwerk ein architektonisches Markenzeichen vieler fränkischer Urlaubslandschaften. Besonders verbreitet ist der romantisch anmutende Baustil entlang der Deutschen Fachwerkstraße in den Haßbergen (www.hassberge-tourismus.de/erleben/deutsche-fachwerkstrasse).
Mancherorts finden sich aber auch ganz andere regionaltypische Hauslandschaften. So wurde zum Beispiel in Teilen des Frankenwalds Schiefer, das „blaue Gold“ der Gegend, traditionell für Dächer und Fassaden verwendet – wie etwa im Schieferdorf Steinbach an der Haide nahe Ludwigsstadt erleben (www.frankenwald-tourismus.de/de/bei-uns/typisch-frankenwald/schiefer). Im Naturpark Altmühltal fallen die typischen Jurahäuser mit ihren Legschieferdächern und Bruchsteinmauern sofort ins Auge. Die Bandbreite reicht vom großen Bauernanwesen bis zum winzigen Austragshäuschen. Inzwischen wurden viele der historischen Häuser liebevoll renoviert – einige davon auch als Gaststätten oder Ferienhäuser. Mit dem Siegel „Zu Gast im Denkmal“ macht die Urlaubslandschaft auf Jurahäuser und andere geschichtsträchtige Bauten, die ihre Türen für Gäste öffnen, aufmerksam (www.naturpark-altmuehltal.de/gast-im-denkmal).
Werkstätten und Zufluchtsorte
Doch nicht nur die verfügbaren Baumaterialien bestimmten die Architektur, sondern auch die Ansprüche an die Nutzung. Das wird besonders rund um die Stadt Spalt im Fränkischen Seenland deutlich: Unter den hohen Giebeln der Hopfenhäuser verbergen sich mehrere Dachböden, die früher zur Trocknung der Hopfendolden genutzt wurden.
Eine spezielle Funktion hatten auch die Kirchengaden. Im Mittelalter wurden in vielen Dörfern die Kirchen befestigt, sodass sich die Bevölkerung im Kriegsfall in den ummauerten Kirchhöfen verschanzen konnte. Innen wurden an den Mauerring einräumige Häuschen, die Gaden, angebaut, die den Bauern auch als Lagerräume dienten. Eine Wehrkirche mit Gaden bildet den Mittelpunkt des Kirchenburgmuseums Mönchsondheim bei Iphofen. Wo die Menschen früher Zuflucht suchten, lassen heute 17 Werkstätten alte Handwerkstechniken lebendig werden. Um die dörfliche Architektur zu erkunden, sind auch die fränkischen Freilandmuseen, beispielsweise in Bad Windsheim und Fladungen, ideale Anlaufstellen. Von der Mühle über das Kommunbrauhaus bis zur alten Telefonzelle spazieren Besucher hier durch Jahrhunderte fränkischer Baugeschichte (www.freilandmuseum.de, www.freilandmuseum-fladungen.de).
Quelle: Tourismusverband Franken e.V.
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